Zum 50. Geburtstag bringt Maserati den stärksten, feinsten und schnellsten Quattroporte aller Zeiten. Ausfahrt mit Ferrari-PS unter der Haube.
Von MT-Reporter Wolfgang Wieland Modena – Im Jahr 1963 beginnt die Karriere des QP, wie eingefleischte Maserati-Fans den Quattroporte gern nennen. Zur damaligen Zeit eine Sensation. Man nehme eine atemberaubende Karosserie mit vier Türen, vier großzügige Sitzplätze (in der sich italienische Staatspräsidenten gern chauffieren lassen würden) und paare das mit einem nur leicht modifizierten Formel-1-Motor. Das Ergebnis war die mit 240 km/h schnellste viertürige Limousine ihrer Zeit. Natürlich wurde die umgehend vom italienischen Volksmund geadelt: „che bella macchina!“ – was für ein schönes Gefährt! Länge ist Luxus und Luxus ist...Zehn Jahre dauerte es, bis Maserati Nummer sechs präsentierte. Die Ingenieure aus Modena schließen den Kreis, in dem sie den Jubiläum-QP erneut zur weltweit schnellsten Serien-Limousine konstruieren. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 307 km/h hängt der Italiener seine Konkurrenten Aston Martin Rapide und Jaguar XJ, genau so locker ab wie das deutsche Trio BMW Gran Coupè, Mercedes CLS und Porsche Panamera. Nun ist der QP nicht nur der schnellste, sondern auch der Größte seiner Art. Die norditalienische Schönheit misst 5,26 Meter (+21 cm) Von der großzügigen Verlängerung profitieren vor allem die Fondinsassen. Ein wichtiges Detail für den chinesischen Markt, der Nummer zwei für den Maserati-Absatz nach den USA. Was sich auf dem Papier beeindruckend liest, fühlt sich wunderbar an. In diesem Maserati ist hinten das neue vorne. Anders als bei den Coupés mit vier Türen besteht hier keinerlei Gefahr, sich beim Einsteigen den Kopf zu stoßen. Fahrspaß-orientiert unterwegsDrei Motor/Antriebs-Variationen stehen zur Verfügung. Den Anfang macht Ende Januar 2013 das Top-Modell, ein 3,8-Liter-V8-Biturbo mit 530 PS (710 Nm Drehmoment). Im Schnitt verbraucht der 1,9-Tonner theoretisch 11,9 Liter (CO2: 278 g/km). Immerhin 20 Prozent weniger als beim Vorgänger. Bei den ersten Testfahrten mit dem V8-QP zeigte der Bordrechner knapp 20 Liter pro 100 Kilometer an. Der Fairness halber sei erwähnt, dass dieser Wert in den französischen Seealpen zustande kam. Und ja, der Fahrer war fahrspass-orientiert unterwegs. Ab dem zweiten Quartal 2013 folgt der sanftere 3,0-Liter-V6-Biturbo-Benziner mit 410 PS und 550 Newtonmetern Drehmoment. Sie wird 103.000 Euro kosten. Zusätzlich gibt es den 3,0-Liter mit Allrad ab 110.000 Euro. Zurück zum 530 PS-Protz. Mit gedrückter Sporttaste, dem manuellen Fahrmodus mit Handschaltung üdreht man im Kreisverkehr gern eine Extrarunde. Das Heck zuckt auf Wunsch, das Fahrwerk zeigt dennoch erstaunliches und der Wagen trompetet, wenn man ihn lässt. Gerade auf freien Landstraßen schwillt der Abgasdruck zu einem Orchester aus zwei Doppelendrohren, die den Fahrer zu Unvernunft und erhöhtem Gummiabrieb drängen. Mit so einem Italiener hat Mann es auch nicht leicht. Der Quattroporte ist ein Rennwagen mit vier TürenDie Italiener aus Modena (Maserati) entwickelten alle Motoren gemeinsam mit und bei den Italienern aus Maranello (Ferrari). Die Triebwerke stehen aber vorerst nur Maserati zur Verfügung. Geschaltet werden alle drei QP-Versionen mit einer ZF-Achtgang-Automatik. Beim Cruisen schaltet diese unmerklich. Tritt man das Gaspedal einmal beherzt bis zum Bodenblech, dann gibt es bei jedem Gangwechsel einen Rennwagen-typischen Schlag ins Kreuz. Begleitet vom sprotzenden Sound aus dem Auspuff. Auch beim herunterschalten kann man dieses Backfiring, auch zum Vergnügen anderer Verkehrsteilnehmer, provozieren – herrlich! Alternative Antriebe? Wie ordinär!Das Top-Modell kostet 145.000 Euro. Viel Geld, für das man viel Auto bekommt. Was man auch für noch mehr Geld nicht bekomm? „Alternative Antriebe, wie Hybrid- oder Elektromotoren", verrät Maserati-Chef Harald Wester gegenüber Motor-Talk, und ergänzt: „Aber wir wollen unsere Verkaufszahlen von derzeit etwas über 6.000 Einheiten pro Jahr ab 2015 auf 50.000 Einheiten steigern“. Um dieses Ziel zu erreichen kommt nach dem Quattroporte in der zweiten Jahreshälfte 2013 der eigenständige Ghibli. 2015 folgt das SUV Levante. Für die neuen Modelle werden zwei Werke in der Nähe von Turin gebaut. Italien ist einfach andersDoch trotz der zahlreichen deutschen Ingenieure, die für Maserati Fahrzeuge arbeiten. Die Perfektion im Luxus-Segment wohnt immer noch in München, Ingolstadt oder Stuttgart. Denn im Maserati gibt es keine Fahrerassistenz-Systeme à la Spurhaltung, elektrischer Lenkung, Abstandsradar oder Nightvision. Auch Luftfederung oder LED-Beleuchtung fehlen. Für die einen wäre allein deshalb ein Maserati keine Alternative. Für viele andere gerade deswegen. Einen Quattroporte fährt man ja nicht als alltagstauglichen Dienstwagen, sondern aus Vergnügen. Und dieses Vergnügen, die neidischen Blicke, der vor lebensfreude sprudelnde Motor, all das findet man in diesem Auto mehr als in den meisten anderen.
Quelle: MOTOR-TALK |