Es gibt viele Gründe, nach Italien zu fahren. Drei davon heißen Aventador, Zonda und Ferrari FF. Wir durften die italienischen Traumwagen fahren. Den Anfang machte der Lamborghini.
Von MT-Reporter Fabian Mechtel Sant’Agata Bolognese - Knapp 1.000 Kilometer trennen mich und den Lamborghini Aventador. Ich zähle jeden einzelnen davon, wie ein Kind die Tage vor Weihnachten. Schließlich wartet am Ende der Route ein V-12-Hammer auf mich, vollgetankt, bereit für eine Ausfahrt, die die Urlauber am Straßenrand dazu bringen wird, jede einzelne Sehenswürdigkeiten in Bella Italia zu vergessen. In Bologna angekommen, vertreibt der erste Blick auf den Lamborghini alle Strapazen der Fahrt. Unfassbar diese Ausmaße, grotesk die Kanten, grell die Farbe. All das kann nur noch von einem übertroffen werden, vom Wer braucht schon ein Doppelkupplungsgetriebe?Der Höhepunkt des Schauspiels kommt natürlich aber erst, wenn der Lambo richtig Fahrt aufgenommen hat. Und das hat der Aventador erst, wenn sich die 700 PS wirklich anstrengen müssen, der ganze Motor so richtig erregt ist und immer wieder auf den Drehzahlgipfel klettert. Dort oben dann, an der 8.000er-Marke, wenn die Farbe des Drehzahlmessers von Gelb zu Rot wechselt, ziehe ich an der Schaltwippe und weiß, warum Lamborghini dem ISR-Getriebe das „emotionalste Schaltgefühl der Welt“ attestiert. Die unabhängigen Schaltgestänge pro Gang (independend shifting rods) ermöglichen paralleles Herausnehmen des geschalteten Ganges und Einlegen des nächsten. Das spart Zeit. 50 Millisekunden geben die Italiener für den kompletten Vorgang des Auskuppelns, Schaltens und Wiedereinkuppelns an. 50 Millisekunden sind schnell, ein Doppelkupplungsgetriebe kann das nicht besser. Doch die Strenge des Schaltvorgangs im Corsa-Modus des Aventador lässt mein Haupt trotz gespannter Nackenmuskulatur wie einen leblosen Puppenkopf durch das Cockpit fliegen. Diese Szene wird von dem V12 begleitet, der lautstark am Drehzahlbegrenzer kratzt und auch im nächsten Gang wie der Teufel wütet. Schon im vierten Gang wischt der Tacho mühelos über die 200er-Marke. Nur nicht nachlässig werdenDer Aventador verlangt meine volle Konzentration. Und deshalb fahre ich auch nicht allzu lange im Corsa- Wenn es schief geht, dann geht es schief. Bei wenig Auslaufzone und der schnellen Landstraßenpartie ist deshalb der Sport-Modus ausreichend. Die Gasannahme ist beinahe dosierbar, sofern man bei 700 PS davon sprechen kann, die Dämpfung eine Spur angenehmer. Vor allem aber ist die Stabilitätskontrolle wachsamer. Trotz Allradantrieb und mächtigen Pirellis ringt der große Lamborghini im harten Einsatz gerne mal um den nötigen Grip. Er tanzt und springt über den schlechten Belag der norditalienischen Hügel und braucht trotz strammer Führung am Lenkrad jeden Zentimeter Platz, den er bekommen kann. Da ist es gut, wenn die Traktionskontrolle die letzten fünf Prozent Heißblütigkeit kappt. Über kurz oder lang würde sich jeder auf öffentlicher Straße daran nur die Finger verbrennen. Auch so lodert noch genug Feuer im Sport-Modus. Vergiss den Boulevard-ModusGanz anders sieht es im Strada-Modus aus. Wer damit über die Straßen flaniert, der sollte sich schämen. Die Doch in den beiden anderen Modi steckt so viel Leidenschaft in dem Auto, dass man selbst bei der „Zigarette danach“ im italienischen Café noch leicht zittert. Zufrieden beobachte ich, wie sich die Kinder die Nase an der Scheibe plattdrücken. Ein kleiner Junge verbrennt sich das Schienbein am gigantischen Endrohr. In der Nähe eines Lamborghini ist auch nach der Fahrt noch Vorsicht angesagt.
Lamborghini Aventador: Technische Daten
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