Der neue Cayman kann vieles besser, wovon Kurvenkönige träumen. Nur die optische Nähe zum Wappentier der Gemeinde Neuthard steht dem Wagen schlechter als je zuvor.
Hollywood - Bei 7.400 Umdrehungen im sechsten Gang denkt keiner lang nach. Ob mit oder ohne Dach, ob jung oder alt. Wenn die Straße hält, was das Auto kann, dann rauscht es im Motor, dann rauscht es im Kopf und alle spitzen Gedanken werden rund und weich geschliffen. Porsche kann Sportwagen wie keiner auf der Welt und Porsche-Sportwagen können das. Gedanken verjagen, Raum schaffen. Für Freude, Adrenalin, Übermut und Genuss. Laut Porsche ist das die dritte GenerationAuch der Cayman kann das. In dritter Generation bereits sogar deutlich besser als je zuvor. Die Rohkarosse wiegt 48 Kilo weniger, der kleinere 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxer leistet 275 PS (+10 PS). Und ja, Start-Stopp, Energiemanagement, der neumodische Grünblick, den beherrscht auch dieser Wagen. Und säuft so wenig wie nie zuvor: 8,2 Liter stehen im Bordbuch. Ein rein hypothetischer Wert, wie jeder weiß, der einmal, zweimal Porsche gefahren ist. Und weiß: Hier regiert der rechte Fuß, nicht die linke Gehirnhälfte. Fahren ahoi, Blechkleid ha noiAber ganz ausschalten lässt sich diese eben nicht, vor allem nicht, wenn man das Auto nur sieht. In Los Angeles auf der Motor Show, im Parkhaus, beim Händler. Und das Aussehen zählt aktuell nicht zur größten Stärke des kleinen, starken Porsche. Das Auto hat doch schon viel mitgemacht in seiner jungen Karriere. Seit 2005 auf dem Markt und mit einem Namen ausgestattet, der den Wagen dem Spott der Internet-Generation aussetzte. Cayman, Gayman - und schon steckte das Auto in einer Kiste, die viel zu klein schien. Preisgünstig fängt bei 51.385 Euro anDoch sind Namen nichts als Schall und Rauch, wenn es bei einem Porsche auf das Fahren ankommt? Ja, und erst der Cayman erlaubte es vielen Porsche-Fans aus dem Traum Alltag zu machen. Rund 3.000 Euro kostet der Cayman mehr als der Boxster und runde 33.000 Euro weniger der 911er. In Zuffenhausen gilt so etwas als preisgünstiges Angebot von immerhin aktuell noch 51.385 Euro. Was dem Wagen außer einem treffenderen Namen fehlt, ist die richtige Positionierung. Ein Mini-911er will er nicht sein und ist er auch nicht. Dafür fährt er schon viel zu gut. Ein Boxster mit Dach klingt nach Notlösung statt nach Charakter. Um so mehr erstaunt also, dass das Design den Wagen so nah in der Nähe des Boxsters rückt. Der TT-reske Bürzel störtÜber Geschmack kann man vortrefflich streiten, gerade hier darf das im Anschluss gern geschehen. Den Anstoß geben wir mit der Anmerkung, dass dieser TT-reske, kantenhafte Mini-Spoiler zwischen den Rückleuchten unwürdig für einen Porsche im Allgemeinen und für den Cayman im Besonderen scheint. Dieser Bürzel rückt den Cayman gedanklich-optisch in das Tierreich, so sehr erinnert das Heck an eine Ente, das Wappentier der Gemeinde Neuthard, 96 Kilometer von Zuffenhausen entfernt. Nein, es geht hier nicht um die Rührseligkeiten eines Turbo-Flügels des ersten Generation. Aber dieses Ding da, das ist doch sehr wischi-waschi, Herr Maurer (Anm. d. Red., der Porsche-Chefdesigner). So viel Lob hat Porsche für das aktuelle 911er-Design bekommen. Aber so wenig verteilen wir hier für den Cayman. Auch wenn sich die Kritik vor allem an einem Detail entfacht. Und nicht am gesamten Auftritt. Auf dem Papier und dem Rundkurs glänzt der CaymanZurück vom rutschigen Geschmacksparkett zu den Fakten. Die sind zweifelsohne spitze, gerade zu diesem Preis. Schon der kleine Cayman sprintet in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht die 266-km/h-Marke. Der Cayman S bekommt den Basisantrieb des Elfers. Der 3,4-Liter-Motor schafft hier 325 PS (+5 PS), beschleunigt in 5,0 Sekunden auf die 100 und fährt 283 km/h Spitze. Quelle: Porsche AG Die eine oder andere Millisekunde lässt sich hier und da gegen Aufpreis mit dem 7-Gang-Direktschaltgetriebe im Sport-Plus-Modus noch herauskitzeln. Der längere Radstand von 2,47 Metern (+ 6 cm), die kürzeren Überhänge und das im ganzen auf 1.310 Kilo gesunkene Gewicht (-30 kg) werden den Cayman auf der Rennstrecke deutlich flotter um die Kurven flitzen lassen. Auch hier gilt: schneller, leichter, besserEr war in diesem Bereich schon in der noch aktuellen Versionen einer der Besten seiner Klasse und wird diesen Ruf sicherlich noch weiter festigen können. Auch, weil die Motoren jetzt noch bereitwilliger in den Drehzahlhimmel steigen, der Verbrauch um mehr als 1,2 Liter gesunken ist und Fahrwerk sowie Lenkung perfektioniert wurden. Die Evolution des Cayman als Sportwagen geht weiter. Nicht mehr ganz so frischen 911ern wird er ab März 2013 keine Chance mehr auf den Rundkursen dieser Sportwelt lassen. Die können sich dann nur auf eines berufen. Den schöneren Sportwagen zu besitzen.
Porsche Cayman: Technische Daten
Der kleine Cayman
Der starke Cayman:
Quelle: MOTOR-TALK |