Unter mir die Straßen, Kleinwagen und Limousinen dieser Welt, über mir nur der Himmel - dank Panoramadach. Um mich, als wärs eine Burg, zwei Tonnen Blech und Stahl; vor mir brummt der Diesel seinen Song. Mir kann keiner, willkommen im Kia Sorento. Jetzt könnt Ihr sagen: Das ist doch bei jedem großen SUV so. Stimmt. Der Kia Sorento will auch gar nicht außergewöhnlich sein, sondern einfach nur ein gutes Paket zum fairen Preis. Eine ehrliche Haut eben. Warum der neue Sorento ein Facelift sein soll, wissen die südkoreanischen Hessen selbst nicht genau. Richtig ist: Das Gesicht wurde überarbeitet, wirkt jetzt eleganter und weniger wuchtig. Dahinter, darunter, steckt ein neues Auto. Grundlegende Eingriffe an Motoren und Fahrwerk, ein steiferer Rahmen, der im Crash mehr Sicherheit bieten soll. Was wir nicht probiert haben. Zur Probe bereit stand der 2,2 Liter-Diesel mit 195 PS, Sechsgang-Automatik und Allrad. Unter dem Heck guckt das Reserverad hervor, ein bisschen offroadig sieht das aus. Innen war kein Platz mehr, wegen der Staufächer unter dem Kofferraum.
Die Haptik-Profis am WerkDass die Koreaner Cockpit können, hat sich herumgesprochen. Da ist der Sorento auf Kurs: An Hartplastik stößt man sich hier kaum noch. Wenn doch, trägt es Klavierlack-Look. Die Mittelkonsole vor mir ist klar gegliedert, die Bedienung funktional. Und doch gibt es Fallstricke: Beim Öffnen der Tür fährt der elektrisch verstellbare Sitz in eine besonders bequeme Ausstiegs-Position. Auch, wenn ich ihn mir vorher anders eingestellt habe. Wer gegen Tiguan, Outlander und Co. antreten will, braucht Platz, viel Platz. Die zweite und ggf. die 3. Sitzreihe sind schnell umgelegt, dann entsteht eine ebene Ladefläche, darunter noch Staufächer. Hinter diesem Klassenstandard steht der Sorento nicht zurück. Zwei Augen, vier Ecken, optimale Übersicht – solange hinter mir kein niedrigeres Auto parkt. Dafür gibt’s zum Glück Sensoren, aber leider nicht in der Einstiegsversion, auch nicht für Geld. Schade, denn ohne diese Helfer ist der Sorento deutlich weniger stadttauglich. Straff und komfortabel: Kein WiderspruchGroße SUVs bestehen aus viel Blech, sind schwer, hoch und rollen auf großen Reifen. Da besteht fahrwerksseitig schnell Wackelpudding-Gefahr. Beim Kia Sorento nicht: Die richtig dosierte straffe Abstimmung minimiert das Schaukeln, ohne dass der Komfort zu kurz kommt. Was fehlt Kia noch, um die Konkurrenz richtig zu erschrecken? Eine runderneuerte Motorenpalette. Der 195 PS Diesel ist kein Sportmotor, und auch kein Sparmotor, schon gar nicht mit der gemütlichen Wandlerautomatik; bei gemäßigter Fahrweise stehen am Ende 8 Liter/100 km im Bordcomputer. Am Hang macht der Diesel Spaß, leichtfüßig ziehen die zwei Tonnen Blech bergauf; ansonsten bleibt der Motor dezent im Hintergrund. Was ist der Kia Sorento nun? Ein ehrliches SUV, eine Straßenburg für den Bürger. Ein Auto, mit dem ich zum Rehe füttern in den Wald fahren möchte, auch wenn der Alltag weniger naturverbunden aussieht. Schon wahr: Für die Familie gibt es wirtschaftlichere Autos. Fürs hoch Sitzen gibt es praktischere Autos. Fürs Protzen gibt es teurere Autos. Aber der Sorento ist, spätestens mit der Kia-üblichen Siebenjahres-Garantie, ein solides Angebot. Typisch Kia eben.
Der Benziner:
Der Diesel:
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 07.10.2012
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bjoernmg