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Polizei Aalen: Offener Brief an Motorradfahrer - Liebe Biker, bitte bleibt am Leben

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Im deutschen Süden stieg die Zahl tödlich verunglückter Biker 2014 stark an. Zum Saisonbeginn spricht die Polizei Aalen die Biker deshalb direkt an. Der offene Brief im Wortlaut.

2014 verunglückten im Südwesten laut Innenministerium knapp 20 Prozent mehr Motorradfahrer als im Vorjahr. Die Polizei Aalen reagiert mit einem offenen Brief 2014 verunglückten im Südwesten laut Innenministerium knapp 20 Prozent mehr Motorradfahrer als im Vorjahr. Die Polizei Aalen reagiert mit einem offenen Brief Quelle: dpa/Picture Alliance

Aalen - Mit einem emotionalen Brief will die Polizei Aalen in Baden-Württemberg Motorradfahrern zum Saisonbeginn ins Gewissen reden. "Manchmal stellen wir fest, dass wir Sie mehr schützen wollen, als Sie selbst beschützt werden möchten", schreibt Polizeisprecher Bernhard Kohn darin. "Ich habe versucht, den persönlichen Weg zu gehen, weil es auch viele persönliche Begegnungen auf der Straße gibt", sagte Kohn am Mittwoch über seinen Brief. "Mir geht der Tod auf der Straße nahe."

Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer im Südwesten stieg 2014 laut Innenministerium um knapp 20 Prozent auf 101 an. Erst am Dienstag verletzte sich ein Biker bei einem Sturz in Ulm schwer. Wir dokumentieren den Brief des Polizisten hier in voller Länge.

Der offene Brief der Polizei Aalen im Wortlaut

Liebe Motorradfahrer,

wir kennen uns seit vielen Jahren aus nahezu täglichen Begegnungen. Wir kennen uns dadurch überdurchschnittlich gut und wissen, wie der jeweils andere tickt. Wie es meist bei so engen Beziehungen ist, versteht man sich mal besser und mal nicht so gut. Wir hatten schon schöne Zeiten miteinander, schöne gemeinsame Ausfahrten, Sie erinnern sich an die Sternfahrt im vergangenen Jahr, aber auch an großartig besuchte Motorradgottesdienste in Schwäbisch Hall und die tollen Veranstaltungen am Ebnisee. Aber wir wissen beide auch, dass wir hin und wieder nicht so zufrieden sind miteinander, wenn Sie schneller fahren, als es uns recht ist oder wir bei unseren Kontrollen aus Ihrer Sicht zu kleinlich vorgehen.

Was durch unsere jahrelange enge Verbundenheit aber auch entstanden ist: Wir wissen wie verletzbar Sie sind. Wir sind dabei oft empfindsamer als Sie selber und wir wollen Sie gerne vor solchen Verletzungen bewahren.

Manchmal stellen wir fest, dass wir Sie mehr schützen wollen, als Sie selbst beschützt werden möchten. Daran wollen und werden wir festhalten. Wir wissen, dass das möglicherweise hart klingt und nicht bei jedem gut ankommt. Aber wir sagen Ihnen auch, warum wir das tun: Wir waren nämlich schon dabei, wenn Motorradfreunde von Ihnen zerbrochen und verrenkt auf der Straße lagen. Viele solche wirklich schrecklichen Bilder begleiten uns Tag für Tag und gehen uns auch über den Dienst hinaus nicht mehr aus den Köpfen. Und wir hatten einschneidende Begegnungen mit Angehörigen, denen wir sagen mussten, dass ihre Lieben ihr Leben auf der Straße gelassen haben, als Motorradfahrer oder als Opfer von Motorradfahrern. Wir haben mit den Hinterbliebenen gelitten und wir haben mit ihnen geweint.

Wir wollen nicht, dass auch Sie auf der Strecke bleiben und deshalb werden wir uns um Sie kümmern, bevor es der Unfalltod tut. Wir werden Sie, wie jedes Jahr, von der Straße holen, wenn wir feststellen, dass Sie die Regeln brechen. Dazu werden wir an vielen Orten Kontrollen durchführen. Wir werden Ihre Geschwindigkeit messen und Ihr Motorrad technisch überprüfen. Wir werden Sie anzeigen, wenn Sie gegen die Regeln verstoßen und wir werden uns mit Ihnen freuen, wenn alles in Ordnung ist.

Und wir sehen dabei nicht nur Sie, sondern auch all diejenigen, die durch sinnlose Raserei belästigt oder gefährdet werden und die wir vor nervtötendem Lärm und vor körperlichem Schaden bewahren wollen. Wirklich schön wäre es, wenn wir gemeinsam daran arbeiten könnten, dass die nachvollziehbare Freude am Motorradfahren weder Verdruss noch Leid für Andere bringt.

Ersparen Sie uns, dass Sie sich auf der Straße verletzen, dass Sie dort sterben oder anderen den Tod bringen. Ersparen Sie das Ihrer Frau, Ihren Kindern, Ihren Eltern, ersparen Sie sich das selbst und den anderen. Passen Sie auf sich auf und fahren Sie rücksichtsvoll, Sie würden uns damit eine große Freude machen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Polizeipräsidium Aalen

 

 

Quelle: mit Material von DPA

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