London - Wenn Bentley zum Briefing lädt, wird das Mineralwasser aus silbernen Bechern getrunken. Dem Autobauer aus dem britischen Crewe geht es gut - und seinen Kunden sowieso. "Unsere Käufer haben nicht nur ein Auto in der Garage stehen", sagt Wolfgang Schreiber, deutscher Chef der Volkswagen-Tochter. Sein Kollege Torsten Müller-Ötvös vom Edelhersteller Rolls-Royce beschreibt sein Unternehmen, eine Tochter des BMW-Konzerns, selbstbewusst so: "Wir sind die Kronjuwelen der britischen Luxusgüter-Industrie."
Der Markt für Edelkarossen, auf Kundenwunsch gern auch mit Kühlschrank oder einem Schließfach für Juwelen, boomt. Bentley und Rolls-Royce haben noch nie so viele Autos verkauft wie im vergangenen Jahr. Allerdings: Gemessen an den 3.630 Fahrzeugen der BMW-Tochter Rolls-Royce ist ein Bentley schon fast ein Massenprodukt. Mehr als 10.000 Autos gingen 2013 an neue Kunden.
Käufer aus den USA, China und dem Nahen Osten geben häufig mehr als 150.000 Euro für ein solches Fahrzeug aus. Bei Rolls-Royce liegt der Durchschnittspreis sogar bei knapp 400.000 Euro.
Gewollt exklusiv
Bentley ist Marktführer in der Preisklasse zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Ein Rolls-Royce kostet im Durchschnitt 400.000 Euro Quelle: Bentley
"Wir haben keinerlei Absichten, in der Preispositionierung weiter herunter zu gehen", betont Müller-Ötvös. Schließlich wolle ein Rolls-Royce-Kunde alles - nur nicht, dass sein Wagen an jeder Ecke zu sehen sei. "Wir befinden uns eigentlich nicht im klassischen Automobilgeschäft, sondern eher im High-End-Luxusgütergeschäft."
Den Erfolg schreiben die Hersteller den starken Marken und der Kaufkraft ihrer Kunden zu. "Ein Rolls-Royce wird häufig zur Belohnung gekauft, zu einem bestimmten Anlass. Das kann ein gelungener Geschäftsabschluss sein, ein Jubiläum oder ein anderer spezieller Moment", erklärt Müller-Ötvös.
Luxus im Großkonzern
Jenseits des glänzenden Images hat sich einiges getan, gerade durch die großen Konzernverbünde bei VW und BMW: Die Einbindung der Luxusmarken in die finanziellen und technischen Möglichkeiten der Konzerne macht die Luxusmarken erst richtig lukrativ.
Das gilt mittlerweile für fast alle, die teure, edle Autos bauen. Ferrari und Maserati gehören zu Fiat, Aston Martin fährt bald mit Mercedes-Motoren. Rolls-Royce gehört BMW, und die ehemalige Schwestermarke Bentley ist neben Lamborghini und Bugatti eine von drei Nobelmarken im Volkswagen-Konzern.
Bei der Entwicklung neuer Motoren können die kleinen Edelhersteller auf das Know-how der Konzerne zurückgreifen. So wird es bei Bentley wohl bald den ersten Hybridantrieb geben. Wie der britische Wettbewerber, denkt auch Rolls-Royce über die Entwicklung eines hochpreisigen Geländewagens nach.
Statistik mit Lücken
Insgesamt schätzen Experten das Luxus-Segment auf rund 40.000 Fahrzeuge pro Jahr. Neben dem Nahen Osten sind die USA und China die größten Märkte.Bis 2019 trauen die Experten vom Beratungsunternehmen IHS den Luxus-Anbietern 45 Prozent mehr Neuzulassungen zu.
Und das erfasst noch nicht einmal alle Verkaufszahlen. Einige Wagen landen gleich bei Sammlern und bekommen nie eine Straßenzulassung. Außerdem fehlen in der Statistik die Auslieferungen im Nahen Osten - einer der wichtigsten Märkte für die teuren Wagen.
Am Preis liegt es auch, dass die Suche nach dem Marktführer nicht einfach ist. Bei Autos jenseits von 150.000 Euro sieht sich Bentley als Nummer eins. Dagegen reklamiert Rolls-Royce die Spitzenposition bei Autos über 200.000 Euro für sich und sieht sich "in einem anderen Segment".
Quelle: dpa