Der Lastwagenbauer MAN verliert nach 255 Jahren endgültig seine Selbstständigkeit. Das Unternehmen übergibt die Kontrolle an den VW-Konzern.
München - MAN kämpft mit der Krise auf den europäischen Nutzfahrzeugmärkten. Zudem spürt auch die Maschinenbausparte die Flaute in der Frachtschifffahrt. Sie bremst das Geschäft mit den großen Dieselmotoren. Doch das Geschäft interessierte auf der Hauptversammlung am Donnerstag in München nur am Rande. Man hat schon anderes erlebt in 255 Jahren: Die Wurzeln des Konzerns reichen zurück bis zur 1758 gegründeten Eisenhütte St. Antony in Oberhausen. 1897 wurde hier Geschichte geschrieben: Der Ingenieur Rudolf Diesel baute den ersten Dieselmotor für die damalige Maschinenfabrik Augsburg AG. Nun verliert MAN endgültig seine Selbstständigkeit. Das Unternehmen gibt die Kontrolle komplett an den VW-Konzern ab. Mit der Bestätigung des mit VW geschlossenen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrags unterstellt MAN sich Volkswagen. "Alles andere tritt davor in den Hintergrund", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Abfindung zu niedrig?Sie kritisierte vor allem die aus ihrer Sicht zu niedrige Abfindung, die VW im Gegenzug für den Beherrschungsvertrag den übrigen Aktionären für ihre Aktien bieten muss. Mit gut 80 Euro liegt der gebotene Preis unterhalb des aktuellen Aktienkurses von rund 84 Euro. "MAN kann viel, aber anscheinend nicht, die Aktionäre anständig zu behandeln", sagte Bergdolt in Anlehnung an den Werbeslogan des Lkw-Herstellers. Statt dessen nutzten einige Anwälte, die Aktienbesitzer vertreten, die Hauptversammlung für lange Fragelisten. Möglicherweise hofften sie, die Antworten als Grundlage für Anfechtungsklagen nutzen zu können. Dies könnte die nötige Eintragung der Beschlüsse ins Handelsregister verhindern oder wenigstens verzögern. Die Abstimmung selbst ist eine Formsache, den VW hält mehr als 75 Prozent an MAN. MAN muss künftig Weisungen aus Wolfsburg erfüllen.MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen verteidigte den Schritt. Anders sei es kaum möglich, die Vorteile der Verflechtung mit Volkswagen zu nutzen. "Ein Beherrschungsvertrag schafft hingegen die rechtliche Basis für eine deutlich unbürokratischere und effektivere Zusammenarbeit." VW will MAN und die zweite Lkw-Tochter Scania enger zusammenführen und damit Kosten senken. Die Marke MAN soll trotzdem erhalten bleiben: "MAN wird auch weiterhin für das operative Geschäft verantwortlich zeichnen", sagte Pachta-Reyhofen. Für MAN habe die Zusammenarbeit vor allem Vorteile. Vorteile, die man angesichts der schwachen Märkte aus Sicht von Pachta-Reyhofen gut gebrauchen kann. Erst am Dienstag hatte MAN die Prognose für 2013 nach unten geschraubt. Quelle: dpa |