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Audi S4 Avant B9 (2016): Test, Daten und erste Fahrt - Turbo statt Kompressor für den S4

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Der neue Audi S4 punktet dort, wo der alte patzte: Er klingt sportlicher, federt angenehmer, verbraucht weniger und zieht kräftiger. Erste Fahrt im neuen Avant.

Frankfurt/Main – Im Tunnel hört man die Turbine. Das Zischen schallt von den Wänden in den Fahrgastraum, beim Lastwechsel zwitschert das Ventil. Die Kompressor-Zeiten sind vorbei im Audi S4. Der alte V6 mit riemengetriebenem Verdichter dient nur noch als Basis für ein paar Hybride im VW-Konzern. Der neue Motor bekommt einen Turbo – und rund 800 weitere neue Teile. Mit seinem Vorgänger hat er nur noch ein paar Maße gemeinsam.

Ein wichtiger Schritt, denn die Generation B8 fuhr zu brav, zu beliebig. Im neuen Audi S4 steckt mehr Kraft, mehr Sound, mehr Gefühl. Er frotzelt frech aus vier Endrohrblenden, röhrt lauter als üblich. Der Abstand zum wenig schwächeren Audi S3 steigt fühl- und hörbar. Synthetischen Sound gibt es im S4 nicht, der Klang ist echt.

Kleine Schwäche im neuen Audi S4 Avant: Im Leerlauf schüttelt sich der Motor etwas zu sehr Kleine Schwäche im neuen Audi S4 Avant: Im Leerlauf schüttelt sich der Motor etwas zu sehr Quelle: Audi

Audi S4 B9: V6-Turbo mit heißem V und Miller-Zyklus

354 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment leistet der neue Sechszylinder. 21 PS und 60 Newtonmeter mehr als der alte. Der Schub kommt früher und hält länger an, der V6 dreht freier hoch. Auf dem Papier spart er beim Sprint auf Tempo 100 immerhin 0,3 Sekunden, darüber hängt er seinen Vorgänger mit großen Schritten ab. Den Topspeed bestimmt weiterhin die Elektronik: Bei 250 km/h ist Schluss.

Der V6-Benziner stammt aus der neuen Motorengeneration von Audi. Abgaskrümmer und Turbolader sitzen zwischen den Zylinderköpfen. Ingenieure sprechen von einem „heißen V“. Diese Bauform verkürzt die Ansaugwege, der Lader spricht spontan an. Die Einlassventile öffnen nach dem sogenannten Miller-Prinzip nur kurz, ähnlich wie beim 2,0-Liter-Benziner mit 190 PS. Audi reduziert damit die Abgastemperatur und erhöht die Effizienz. Unter Last öffnen die Ventile länger.

Auf dem Prüfstand soll der S4 Avant mit 19-Zoll-Rädern 7,5 Liter Sprit pro 100 Kilometer verbrauchen. Auf unserer Fahrt waren es mit vorsichtigem Gasfuß gut zwei Liter mehr. Der Vorgänger ließ sich kaum im einstelligen Verbrauchsrahmen bewegen. Im Spaß-Modus spritzen die Düsen des neuen S4 rund 14 Liter in die Brennräume.

Weniger Sprit, mehr Brusthaar. Die Kombination passt gut zum neuen S4, kommt aber mit einer Einschränkung. Im Leerlauf vibriert der Motor stark. Wie ein alter Sauger mit zu scharfen Nockenwellen. Beim ersten Start fühlt sich das sportlich an, später nervt es. Besonders bei niedrigem Tempo im Stau rüttelt der Audi unangenehm. Nach einer Weile wirkt die Start-Stopp-Automatik wie eine Erlösung. Audi, das geht besser!

Der Innenraum des Audi S4 Avant präsentiert sich in gewohnt hoher Qualität Der Innenraum des Audi S4 Avant präsentiert sich in gewohnt hoher Qualität Quelle: Audi

Audi S4 B9: Automatik und hecklastiger Allradantrieb

Die Kraft des Motors gelangt serienmäßig an alle vier Räder, wie gehabt im Normalfall 60 Prozent an die Hinterachse. Neu ist das Wie: Eine Achtgang-Wandlerautomatik ersetzt das Doppelkupplungsgetriebe des Vorgängers. Der Automat schaltet schnell und weich, zwischen 55 und 160 km/h kann er segeln. Vorteile gibt es vor allem beim Anfahren. Die Kraft kommt flinker an den Rädern an.

Das Mittendifferenzial schiebt bis 85 zu Prozent des Antriebsmoments nach hinten. Gegen Aufpreis verteilt dort ein Sportdifferenzial mehr Kraft ans kurvenäußere Rad. Audi gleicht damit die ungünstige Position des Motors (vor der Vorderachse) aus. Durch die hecklastige Verteilung stört das Antriebsmoment nicht in der Lenkung. Der S4 lenkt leicht und direkt, steuert neutral und berechenbar.

Wichtig: Es gibt endlich eine vernünftige Bremse im S4. Audi tauscht 345er- gegen 350er-Scheiben, Einkolben- gegen Sechskolben-Sättel. Die packen fester zu und blieben auf unserer Testfahrt stabil.

Das (optionale) Verstellfahrwerk schafft eine breite Spreizung zwischen sportlich und komfortabel. Kurvenjagen geht genauso gut wie Cruisen. Insgesamt fährt der S4 leichtfüßiger als bisher. Verglichen mit dem Vorgängermodell spart der Avant 75 Kilogramm. Leicht wird er dadurch nicht: In der Basisversion wiegt er 1.750 Kilogramm laut EU-Norm. Eine Einstiegsversion mit Schaltgetriebe gibt es nicht.

Zum Modellwechsel packt Audi mehr Serienausstattung in den S4, darunter LED-Scheinwerfer, Sportsitze mit Leder-Alcantara-Bezügen und eine Mittelarmlehne. Dafür steigt der Preis. Er kostet mindestens 59.300 Euro, als Avant 61.160 Euro. Der Marktstart ist für die zweite Jahreshälfte 2016 angesetzt.

Audi S4 Avant (B9, 2016): Technische Daten

  • Motor: 3,0-l-V6-Turbobenziner
  • Leistung: 354 PS (260 kW) bei 5.400 – 6.400 U/min
  • Drehmoment: 500 Nm bei 1.370 – 4.500 U/min
  • Getriebe: Achtgang-Wandlerautomatik
  • 0-100 km/h: 4,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Verbrauch: 7,5 l/100 km (NEFZ, Avant mit 19“)
  • CO2: 171 g/km
  • Testverbrauch: 9,8 l/100 km
  • Länge: 4,725 m
  • Breite: 1,842 m (mit Außenspiegeln: 2,022 m)
  • Höhe: 1,412 m
  • Radstand: 2,820 m
  • Leergewicht: 1.750 kg (inkl. Fahrer)
  • Kofferraum: 505 – 1.510 l
  • Basispreis Audi S4 Avant: 61.150 Euro

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