Pick-ups sind in Deutschland nur etwas für die Nische. Zu gute Straßen, zu wenig Platz. Trotzdem kommen in nächster Zeit zahlreiche Pritschenwagen auf den Markt.
Stuttgart - In den USA gelten Pick-ups als Nachfolger der Planwagen. Seit Jahrzehnten ist der Ford F150 das meistverkaufte Auto der Vereinigten Staaten und symbolisiert Pioniergeist und den Wilden Westen zugleich. In Deutschland ist das anders. Pick-ups sind nur eine Randerscheinung. Doch das Angebot an Autos mit Ladefläche wächst. "Das Segment hat zwar nur einen Marktanteil von weniger als einem Prozent", sagt Mitsubishi-Vertriebschef Jens Schulz. "Aber die Zahl der Wettbewerber, die um diesen kleinen Kuchen ringen, wird immer größer." Neue Pick-ups von Mercedes, Renault und FiatQuelle: Daimler Einer der Neueinsteiger ist Mercedes. Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen die Schwaben ihren ersten eigenen Pritschenwagen anbieten. Renault plant deutlich früher, nämlich schon für das nächste Jahr, einen Kleinlaster und hat mit dem Alaskan bereits eine entsprechende Designstudie gezeigt. Als Dritter im Bunde hat Fiat ebenfalls einen neuen Pick-up mit rund einer Tonne Nutzlast angekündigt. Im Mai 2016 soll der Fiat Fullback in Europa auf den Markt kommen. Dass sich die Hersteller vergleichsweise leicht tun mit dem Schritt in ein neues Segment, liegt weniger am Absatzpotenzial, das ist überschaubar. Es liegt eher daran, dass die Technik der Pritschenwagen mit Leiterrahmen, zuschaltbarem Allradantrieb und drehmomentstarken Dieselmotoren ebenso robust wie preisgünstig ist. "Und vor allem setzen alle Neueinsteiger auf Kooperationen mit etablierten Anbietern und müssen deshalb nicht mehr bei Null anfangen", sagt Jonas Wagner vom Strategieberater Berylls. Der Fiat basiert beispielsweise auf dem Mitsubishi L200, Renault und Daimler bedienen sich jeweils beim Allianz-Partner Nissan und dessen Navara. Die Platzhirsche werden aufgefrischtQuelle: Nissan Der Nissan und der Mitsubishi wurden gerade komplett überholt und sind in der neuen Generation auch für Leute etwas interessanter, die weder Landschaftsarchitekt noch Bauunternehmer sind. Den Navara gibt es zum ersten Mal mit vielen Assistenzsystemen aus Nissans SUVs und einem neuen Dieselmotor. Der schöpft aus 2,3 Litern Hubraum 190 PS und soll rund ein Viertel weniger verbrauchen als früher. Auch der bis zu 181 PS starke Mitsubishi L200 soll um bis zu 1,1 Liter sparsamer geworden sein und mehr Komfort bieten. Daneben gibt es in Deutschland bislang noch vier weitere Pick-ups, von denen einige ebenfalls frisch überarbeitet wurden. Der Toyota Hilux startet nach zehn Jahren gerade in die achte Generation und kommt Anfang 2016 mit einem deutlich kantigeren Design, einer komfortableren Kabine und einem sparsameren Vierzylinder-Diesel mit 177 PS. Ford gönnt dem Ranger zumindest ein Facelift, und VW plant ein Update für den Amarok. Als einziger Pick-up dieses Formats wird er nicht nur in Deutschland verkauft, sondern auch hier produziert. Nur der Isuzu D-Max läuft unbeeindruckt von den neuen Konkurrenten erst einmal unverändert weiter. Schwappt der Trend vom SUV zum Pick-up?Quelle: Isuzu Die Wachstumsprognosen sind hierzulande wohl am wenigsten für die vielen neuen Modelle verantwortlich. Eher schon die Aussichten im Rest der Welt. Berylls-Experte Wagner sagt: "Die Pick-ups fahren in einem Segment, das vor allem in den sogenannten Emerging Markets Asiens, Südamerikas und Afrikas boomt und sind für die Hersteller damit ein wichtiger Türöffner." Mitsubishi-Vertriebsleiter Jens Schulz hofft trotzdem, dass mit der Anzahl der Modelle auch der Markt in Deutschland wächst. Und vielleicht ist ja was dran an der These von Markenwissenschaftler Paolo Tumminelli von der International School of Design in Köln. Weil die konventionellen Geländewagen immer mehr verweichlichen, könnten Ranger & Co. Zulauf bekommen, sagt er: "Wenn alle Barbies einen süßen SUV fahren, dann will Big Jim das kernige Auto mit kräftigem Sixpack zurück." Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Quelle: dpa/hd |