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Mercedes S-Klasse Facelift: Motoren, Technik, 48 Volt - Mehr Strom in der gemopften S-Klasse

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Natürlich schielt Mercedes auf die Steckdose. Doch Verbrennungsmotoren bleiben vorerst das Maß der Dinge. Drei komplett Neue starten 2017.

Stuttgart – Eine Elektro-S-Klasse baut Mercedes vorerst nicht. Aber eine mit mehr Strom: Zur Modellpflege bekommt die Stuttgarter Oberklasse einen Elektroverdichter und ein zusätzliches 48-Volt-Netz. Im Sommer 2017 startet beides beim neu entwickelten Reihensechszylinder-Benziner M 256. Oldschool? Ja und Nein.

Vor ein paar Wochen sagte Mercedes auf dem Pariser Autosalon noch unüberhörbar: 2025 bringen wir mehr als zehn elektrische Modelle. Doch das bedeutet eben auch, dass „Verbrennungsmotoren bei uns in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen“, so Peter Lückert, Leiter Dieselmotoren Powertrain und Einspritzung. Dafür entwickelten die Ingenieure einen neuen Baukasten. Bei allen Aggregaten werden Hubraum (0,5 Liter) und Zylinderabstand (90 Millimeter) identisch sein.

Mercedes M 256: Reihensechszylinder mit Elektroverdichter für die S-Klasse

Der Reihen-Sechszylinder-Benziner M 256 wird Mercedes erster riemenloser Antrieb. Ein Startergenerator zwischen Motor und Getriebe ersetzt die konventionelle Lichtmaschine und den Anlasser, Zusatzsysteme wie Klimaanlage und Servolenkung werden elektrisch angetrieben. „Durch den Wegfall der Riemen baut der Motor kompakter und kürzer“, sagt Oliver Vollrath, Projektleiter des M 256-Motors. Heißt gleichzeitig: Er wird leichter. Für ausreichend Druck sollen ein konventioneller Turbolader (67er Verdichterrad und 59er Turbinenrad) und ein elektrischer Zusatzverdichter (eZV, Borg-Warner LM25TF) sorgen. Erstmals kommt dann in einem Benz eine zweite Bordspannung mit 48 Volt zum Einsatz.

Der elektrische Verdichter soll den Ladedruck schneller aufbauen und das Ansprechverhalten verbessern. Audi zeigt schon seit ein paar Monaten im SQ7, wie gut das funktioniert. „Leistungsmäßig geht der neue Sechszylinder wie ein V8“, sagt Oliver Vollrath. Was er meint: Mehr als 408 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment soll der neue Motor leisten – 20 Prozent mehr als der Vorgänger. Dabei soll er 25 Prozent weniger verbrauchen. Mehr Details nennt Vollrath nicht. „Wir wollen nicht, dass die Wettbewerber jetzt schon die genauen Daten kennen.“ Aber er verrät, dass der neue Sechszylinder auch in anderen Baureihen zum Einsatz kommt.

Zudem spart der "Integrierte Startergenerator" (ISG) Sprit. Er arbeitet als Starter, Booster und Generator. Die Energie speichert der Generator über eine zweite Batterie im Kofferraum. Der ISG übernimmt Hybridfunktionen wie Rekuperation und reguliert künftig den Leerlauf. „Der ISG regelt sanfter, als es mit Einspritzung und Zündung überhaupt möglich ist“, sagt Vollrath.

Zunächst gibt es zwei Bordnetze

Warum stellen die Hersteller nicht gleich komplett auf 48 Volt um? Eine höhere Spannung ermöglicht die Übertragung großer Leistung, ideal für große Verbraucher wie Verdichter, Kompressoren oder elektrische Fahrwerke. Auf der anderen Seite sei die Umrüstung eines Radios oder kleinster elektrischen Verbraucher auf 48 Volt unnötig und zu teuer. „Die 12-Volt-Bordspannung wird vorerst bleiben“, sagt Vollrath.

Neben dem Sechszylinder bringt Mercedes ab 2017 weitere Motoren in Serie, darunter den Vierzylinder-Benziner M 264. Auch dieser Antrieb arbeitet künftig mit einem 48-Volt-System. Allerdings nicht riemenlos, sondern mit einem Riemenstarter-Generator (RSG). Vorteil: Ebenfalls geringerer Verbrauch, da weniger Reibung an Bauteilen entsteht. Der Twin-Scroll-Turbolader erhält vom RSG eine Boost-Unterstützung bis 2.500 Touren. Ideal also beim Anfahren oder kurz beschleunigen. „Der fährt sich geschmeidig wie ein Sechszylinder“, sagt Oliver Vollrath. In der S-Klasse wird es ihn nicht geben.

Den V8 erfindet Mercedes nicht neu. Der 4,6-Liter-Motor (M 278) wird künftig durch den 4,0-Liter-V8 (M 176) aus dem Mercedes GT ersetzt. Zwei Turbolader sitzen zwischen den Zylinderköpfen („heißes V“). In der S-Klasse soll er 476 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment ab 2.000 Touren leisten, dabei sparsamer als der Vorgänger sein. Dank Zylinderabschaltung verspricht Mercedes einen Minderverbrauch von zwölf Prozent im Vergleich zum 455 PS starken Vorgänger. Im Teillastbereich werden dafür Kraftstoffzufuhr und Zündfunken der Zylinder 2, 3, 5 und 8 gekappt.

OM 656: Reihensechszylinder-Diesel ersetzt den OM 642

Die neuen Vierzylinder-Diesel („OM 654“) arbeiten schon seit März 2016 in E220d und E200d. Jetzt gibt Mercedes erstmals Infos zum Sechszylinder-Dieselmotor OM 656 bekannt. Der bekommt moderne Technik-Highlights: Nanoslide-Beschichtung an den Zylindern und Stahlkolben mit Stufenmulden sollen die Reibung gegenüber dem Vorgänger um die Hälfte reduzieren. Mit einem Einspritzdruck von 2.500 bar stäubt der Dieselkraftstoff künftig durch Neun-Loch-Düsen in die Brennräume. Der Vorgängermotor musste mit 500 bar weniger auskommen.

Die genaue Leistung verrät Mercedes wieder nicht, spricht aber von zweistufigen Bi-Turbos und mehr als 313 PS sowie 650 Newtonmeter Drehmoment. Ein großer Sprung: Der Vorgänger leistete 258 PS. Durch die motornahe Abgasnachbehandlung, kombiniert mit einer variablen Ventilsteuerung, können die Schadstoffe heißer und damit einfacher gereinigt werden. Elektrische Turbo-Unterstützung durch einen 48-Volt-Zusatzlader ist übrigens nicht geplant – der neue Dieselmotor entwickle mit konventionellen Ladern ausreichend Druck ohne Anfahrtsschwäche.

Die Nachricht aus diesem Motoren-Update ist angekommen: Mercedes plant weiterhin mit Verbrennungsmotoren. Doch die Grenzen zwischen den Antriebsarten scheinen zu verschwimmen. Reine Verbrenner ohne elektrische Unterstützung wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Der Abstand zwischen Verbrennungsmotoren, Hybrid und Elektrofahrzeugen wird geringer.

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