Die Zahl der Verkehrstoten steigt seit Jahresbeginn wieder. Die Gründe sind auch Experten nicht klar. Welche Rolle spielen Smartphones dabei?
Quelle: picture alliance / dpa Wiesbaden - In Deutschland krachte es 2013 über zwei Millionen Mal. Jeden Tag starben im Schnitt neun Menschen bei Verkehrsunfällen, 3.339 insgesamt. Das sind 261 (minus 7,3 Prozent) weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Verletzten ging um 2,7 Prozent auf rund 374.000 Personen zurück. 3.339 Tote sind eine schlimme Zahl, aber auch ein historischer Tiefstand. Eine Ausnahme bilden die Autobahnen, auf denen laut den endgültigen Zahlen der Behörde die Zahl der Unfalltoten um 10,6 Prozent stieg. Statistisch ist es trotzdem auf Landstraßen am gefährlichsten: 57,9 Prozent aller Verkehrstoten starben dort. Zahl der Verkehrstoten gestiegenDoch jetzt scheint der positive Trend gestoppt. Die Zahl der Verkehrstoten stieg in den ersten vier Monaten dieses Jahres um mehr als zehn Prozent, das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts. Woran liegt das? Mehr Hektik im Verkehr, Reizüberflutung aus der Bordelektronik? Ablenkung durch Smartphones? Den Verkehrsexperten ist das nicht klar. Trotz ständig wachsenden Verkehrs sinkt die Zahl der tödlich Verletzten seit Jahrzehnten - bis 2013. Im Rekordjahr 1970 starben 21.000 Menschen im Straßenverkehr - heute liegt die Zahl um 80 Prozent niedriger. Daran habe die Sicherheitstechnik einen großen Anteil, sagt Unfallforscher Siegfried Brockmann: "Der Sicherheitsgurt ist nach wie vor der Lebensretter Nummer eins." Smartphone als neue GefahrenquelleQuelle: picture alliance / dpa Mit dem Smartphone gewinnt eine neue Gefahrenquelle an Bedeutung: Vor allem junge Leute lesen während der Fahrt SMS oder schreiben selbst welche. Belastbare Daten zur Ablenkung durchs Handy gibt es jedoch bisher: "Wir wissen darüber extrem wenig", sagt Brockmann. Verteufeln will er die Nutzung der Medien im Auto nicht: "Ein gewisses Maß an Ablenkung ist erwünscht." Der Fahrer brauche eine Nebenbeschäftigung, sonst werde er träge und schläfrig. Entscheidend sei, dass er die Hände am Lenkrad und die Straße im Blick behalte. Der Auto Club Europa (ACE) dagegen sieht die zunehmenden Infotainment-Angebote im Auto als Problem. "Geräte, die nachweislich die Verkehrssicherheit beeinträchtigen, sind während der Fahrt automatisch zu deaktivieren", fordert der ACE. Von Verboten hält Unfallforscher Brockmann nichts. Die Benutzung von Smartphones sei gar nicht zu verhindern, deshalb sei es sinnvoller, die Anwendung so ins Auto zu integrieren, dass Blick und Hände frei bleiben - etwa durch Sprachsteuerung. Ablenkungsgefahr gebe es grundsätzlich immer - auch ganz ohne Elektronik. Verstärkte Überwachung des VerkehrsFür den Präsidenten des Verkehrssicherheitsrats, Walter Eichendorf, ist Überwachung des Verkehrs unverzichtbar. "Sie muss flächendeckend und nicht kalkulierbar sein", sagte er kürzlich in Berlin. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hält mehr Videokontrollen auf Autobahnen für sinnvoll, etwa um aggressive Fahrer ausfindig zu machen. Stress und Hektik sollen reduziert werdenDobrindt will zudem Stress reduzieren. "Zeiten der Rushhour gibt es mehrmals am Tag, nicht mehr nur zweimal", sagte er bei einer Tagung des Verkehrssicherheitsrats. Zeitdruck, dichter Verkehr und die wachsende Informationsflut für viele Fahrer steigerten die Aggressivität. Die Hektik müsse aus dem Verkehr genommen werden, fordert WWF-Verkehrsexperte Johannes Erhard: Tempo 30 in städtischen Wohngebieten und Tempo 50 auf den Hauptachsen, gleichzeitig Ausbau der Fahrradwege und öffentlicher Verkehrsmittel könnten viel Entlastung bringen. "Man darf den Menschen aber nicht das Gefühl geben, ihnen werde die Mobilität genommen." Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |