Die A-Klasse wird sich in Kürze aus dem Van-Markt verabschieden, die B-Klasse nicht. Grundlegend Neues durfte sich das Mercedes-Designteam für die W 246 Baureihe also nicht einfallen lassen. So erscheint die Silhouette des IAA-Debütanten tatsächlich nicht unvertraut, aber doch durchaus erneuert. Das zeigt sich am deutlichsten in zwei sichelförmigen Bögen, die die seitliche Ansicht der Karosse modellieren. An der neuen Front ist besonders der neue, steilere Grill markant, am Heck wirken die Leuchteinheiten nun deutlich schlanker und fließender. Viele grundlegende Elemente der bisherigen B-Klasse, die den abfallenden Pfeilschwung der Dachlinie, den Übergang von der Motorhaube zur A-Säule und die verglaste B- und C-Säule finden sich aber geringfügig modifiziert auch beim neuen Modell. Etliche Verbesserungen im Detail ermöglichen laut Mercedes aber einen stark Verbesserten cW Wert von 0,26 bis 0,24 - letzterer Wert kann mit einem künftig verfügbaren Aerodynamik-Paket erreicht werden. Deutlich verändert haben sich allerdings die Proportionen des Kompaktvans. In der Höhe verliert der kompakte Benz fast fünf Zentimeter und ist nun 1,557 m hoch. Dadurch wirkt die Karosserie dynamischer und breiter. Tatsächlich ist sie das auch, aber nur um einen runden cm. In der Länge legt die B-Klasse um knapp 10 cm auf 4,36 m zu. Besonders stolz ist man bei Mercedes auf eine nach eigener Einschätzung erheblich bessere Innenraumökonomie: Eine Absenkung des Wagenbodens ermöglicht eine in Relation zur Straße um 8,6 cm niedrigere Sitzposition, bei gleichzeitig aufrechterer Sitzhaltung und größerer Kopffreiheit. Die aus der bisherigen B-Klasse bekannte Übersicht soll so erhalten bleiben, und auch für künftige alternative Antriebe bietet die Architektur wie bisher einiges an Möglichkeiten. Mehr Beinfreiheit als die S-Klasse Mit 97,6 cm Beinfreiheit im Fond übertrifft das neue Modell nach Auskunft von Mercedes sogar die E- und S-Klasse. Ein (optionales) Easy-Vario-Plus-System umfasst zusätzlich u.a. eine Längsverstellung der Rücksitze. Damit kann der Gepäckraum von 486 auf 666 Liter erweitert werden. Zusätzlich kann mit diesem System die Beifahrersitzlehne auf das Sitzkissen umgeklappt werden. Im Innenraum bieten sich neben jeder Menge Platz auch neue, hochwertige Optionen, die es bisher nur in höheren Fahrzeugklassen gab. So kann die Instrumententafel gegen Aufpreis mit der „Artico“-Lederausstattung mit Ziernähten versehen werden. Ein Chrom-, Sport-, Exklusiv- und ein Night-Paket erlauben eine Aufwertung je nach Geschmack. Klar, übersichtlich und elegant soll das Cockpit der neuen B-Klasse aber in jedem Fall wirken. Ein großes Zierteil erstreckt sich über die gesamte Instrumententafel, die Lüftungsdüsen sind das markanteste Gestaltungselement. Das darüber befindliche TFT-Display ist in zwei Größen (14,7 und 17,8 cm) erhältlich. Neue Motoren und Getriebe Antriebsseitig verspricht Mercedes ein Feuerwerk der Neuigkeiten, „mehr als bei jedem anderen Modellwechsel“ in der Markengeschichte, wie Vorstandsmitglied Thomas Weber hervorhebt. So gibt es zwei komplett neue Motoren, einen aufgeladenen Benziner und einen Diesel mit je vier Zylindern. Auch ein völlig neues Doppelkupplungsgetriebe und ein neues Schaltgetriebe spendiert Mercedes der neuen B-Klasse, ebenso wie ein absolut umfassendes Portfolio an Assistenzsystemen. Der neue Benziner hört auf die interne Bezeichnung M270. Das Brennverfahren basiert auf Mercedes‘ Direkteinspritzung der dritten Generation, die im vergangenen Jahr mit den BlueDirect-V6- und V8-Motoren eingeführt wurde. Die neue Reihe kann sowohl längs als auch quer eingebaut werden und wird in der B-Klasse erst mal 1,6 l Hubraum aufweisen. Daraus können 122 oder 156 PS mobilisiert werden, bei einem maximalen Drehmoment von 200 bzw. 250 Nm ab 1.250/min. Der Vierzylinder-Diesel basiert auf dem aus den größeren Baureihen bekannten OM651 und wird erstmals quer eingebaut. Der Hubraum wurde auf 1,8 l reduziert. Der Diesel ist mit 109 PS (250 Nm ab 1.400/min) oder 136 PS (300 Nm ab 1.600/min) lieferbar. Das neue, siebengängige Doppelkupplungs-Getriebe 7G-DCT debütiert ebenfalls in der B-Klasse. Es verspricht den Komfort einer Automatik ohne Zugkraftunterbrechung bei der Effizienz eines Schaltgetriebes und kann auch mit einem Start-Stopp System kombiniert werden. Ebenfalls neu und laut Daimler technisch eng verwandt ist das in der B-Klasse angebotene Sechsgang-Schaltgetriebe. Serienmäßiges Radar-Warnsystem Das neue Fahrwerk beschreibt Mercedes als deutlich agiler. Es profitiert dabei natürlich vom abgesenkten Schwerpunkt, aber laut Mercedes auch von einer neuen Vierlenker-Hinterachse sowie Weiterentwicklungen beim ESP. Ein Sportfahrwerk ist wie bisher zusätzlich lieferbar. Assistenzsysteme gibt es mittlerweile fast überall, bei Mercedes nun auch serienmäßig: Der „Collision Prevention Assist“ ist nicht nur eine aufwändige Wortschöpfung, er kann den Fahrer optisch und akustisch vor per Radar erkannten Hindernissen warnen und den Bremsassistenten auf eine möglichst punktgenaue Bremsung vorbereiten. Mit anderen Worten: Der Fahrer muss den Bremsweg nicht mehr selbst berechnen. Laut Mercedes soll das System nicht nur im Stadtverkehr, sondern auch über 30 km/h die Unfallgefahr signifikant verringern. Auch eine Reihe weiterer Assistenzsysteme wird erstmals in der Mercedes B-Klasse angeboten, darunter der Fernlicht-Assistent, Totwinkel-Assistent und Spurhalte-Assistent, Tempolimit-Erkennung, Rückfahrkamera, Distronic Plus und einige andere. Auch das Pre-Safe-System ist erstmals verfügbar. Es umfasst reversible Gurtstraffung, die Schließung von Seitenscheiben und Schiebedach bei kritischer Querdynamik und die Verstellung des Beifahrersitzes in eine möglichst sichere Position. Ebenfalls der Sicherheit dienen serienmäßige Gurtkraftbegrenzer und Gurthöhenversteller auf den äußeren Rücksitzen. Auf der IAA zeigt Mercedes-Benz auch eine B-Klasse mit alternativem Antriebskonzept: Der „Concept B-Class E-Cell Plus“ ist das erste Daimler-Elektroauto mit Range Extender. Ausgestattet mit einem Benzinmotort (50 kW) und einem Elektromotor (70 kW), kann das Konzeptauto 100 km elektrisch fahren. Der Dreizylinder-Benziner erweitert danach die Reichweite auf bis zu 600 km. Anders als beim Opel Ampera fungiert der Benziner bei höheren Geschwindigkeiten zusätzlich als Fahrmotor und stellt zusätzliche Leistung zur Verfügung. Im kombinierten Fahrbetrieb stößt das Fahrzeug laut Mercedes 32 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Erst mal gibt es aber ab November 2011 die konventionelle Version der neuen B-Klasse. Preise hat Mercedes-Benz bisher noch nicht bekannt gegeben. (bmt)
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 13.09.2011
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