Kompressor statt Sitzauflagen mit Massage-Perlen: Das schnellste Taxi Deutschlands fährt gelegentlich durch Recklinghausen und manchmal auf der Viertelmeile.
Quelle: Taxi Süd / Daniel Wolfs Recklinghausen – Daniel Wolfs mag neue Autos eigentlich nicht. Anfällige Steuergeräte, zu viel Elektronik – „Da hab ich keinen Nerv drauf“, sagt der 49-jährige MOTOR-TALKer. Deshalb fahren in seiner Taxiflotte vor allem die langlebigsten Sterne aus Stuttgart: Wolfs schwärmt für die Baureihe W124 von Mercedes. 22 kantige E-Klassen chauffieren in seinem Namen Fahrgäste durch Recklinghausen, zwei davon als Langversion. Wenn mal was kaputt geht, dann repariert Wolfs manchmal sogar selbst. Im vergangenen Jahr machte der Taxi-Unternehmer eine Ausnahme von seiner Regel: Seit November 2013 rollt ein fast neuer Mercedes in seinem Fuhrpark. Wolfs besitzt einen getunten C63 AMG – das wohl schnellste Taxi Deutschlands. Das schnellste Taxi Deutschlands: Kompressor-MercedesQuelle: Taxi Süd / Daniel Wolfs „Genau weiß ich das nicht. Aber ich wüsste auch nicht, wen ich fragen kann“, lacht er. Wolfs' Chancen stehen gut, denn sein Benz ist 660 PS stark: Vor seinem Leben als beiger Bringdienst schraubte der Tuner McChip DKR ein Mc660-Kompressorkit an den Achtzylinder aus Affalterbach. Zusammen mit einem Edelstahl-Klappenauspuff, Fächerkrümmern, Metallkatalysatoren und einer Abstimmung ohne Geschwindigkeitsbegrenzung wurde das Taxi so stark wie ein Ferrari Enzo. Für den täglichen Taxi-Betrieb lohnt sich das natürlich nicht. Je nach Fahrer spritzen die Düsen 20 bis 32 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer in das Saugrohr – da bleibt kein Gewinn übrig. Der AMG-Mercedes soll Werbung für Wolfs' Unternehmen machen. Eine Abwechslung vom Diesel-lastigen Taxi-Alltag, die nur am Wochenende fährt. Oder auf Wunsch, dann aber gegen Aufpreis. „Ich habe lange nach einem solchen Auto gesucht“, erzählt Wolfs. „Am liebsten hätte ich einen 124er mit einem modernen Motor gehabt. Aber die Abnahme ist mir zu problematisch.“ Motortuning und Tieferlegung seien bei seiner C-Klasse eingetragen und kein Hindernis bei der Zulassung als Taxi – dabei komme es in erster Linie auf die Anzahl der Türen an. Quelle: Taxi Süd / Daniel Wolfs Mit dem Taxi auf die Viertelmeile„Alle meine Fahrer dürfen den Mercedes mal ausprobieren“, erzählt Wolfs – zumindest, wenn er mitfährt. Nur die Top-Fünf seiner Leute bewegt den Power-Benz im Dienst. Dabei bleibt das ESP aber stets aktiviert. Wolfs selbst verzichtet auf den Schleuderschutz, am liebsten abseits von öffentlichen Straßen: Er trat mit seinem rasenden Taxi beim diesjährigen „Race@Airport“ Viertelmeile-Rennen in Bottrop an. „Unsere beste Zeit sind wir voll besetzt gefahren.“ Mit viel Gewicht auf der Hinterachse passierte Wolfs die Ziellinie nach 12,16 Sekunden. BMW M3 und Mercedes SLS hatten keine Chance gegen den beigen Blitz. Das nächste Mal will er im „Manta, Manta“-Stil mit Ballast im Kofferraum starten. Sportler, Cabriolet und OldtimerWährend seines Maschinenbau-Studiums fuhr Wolfs oft und gern Taxi. Seit 17 Jahren leitet er sein eigenes Unternehmen, es bleibt kaum noch Zeit für den Job. Manchmal setzt er sich bei schönem Wetter aber trotzdem ans Steuer. Den Mercedes lässt er dann stehen – er genießt besonders gern sein Chrysler 300 C Cabriolet. „Das müsste das einzige Taxi-Cabio in Deutschland sein“, freut er sich. Ein drittes Einzelstück ist bereits in Planung: Ein Studebaker, Baujahr 1924. Natürlich auch in beige. Quelle: MOTOR-TALK |