Seat-Chef Jürgen Stackmann besuchte MOTOR-TALK. Gemeinsam mit fünf Nutzern ging der Chef erst Currywurst essen, danach beantwortete er die Fragen der Community.
Berlin – Es gibt wenige Momente im Leben eines Vorstandsvorsitzenden, in denen der oberste Hemdknopf vom Knopflochzwang befreit wird. In denen er Krawatte und Etikette lockert. Ein bisschen Luft, ein großes Zeichen und so ziemlich die einzige modische Freiheit, die Mann in solch beruflichen Höhen hat. Der Rest heißt Anzug, Hemd, Krawatte. Dunkler Anzug, rote KrawatteQuelle: MOTOR-TALK Jürgen Stackmann arbeitet seit fast zwei Jahren als Vorstandsvorsitzender von Seat. Seither muss der vierfache Vater auch bei der Wahl seiner Krawatten nicht lange grübeln. Bei offiziellen Anlässen lässt Stackmann nur tomatenroten Stoff auf seine Brust. Das gleiche Rot, in dem die Fahnen seiner Händler wehen. Am Mittwoch besuchte der Seat-Chef MOTOR-TALK in Berlin-Friedrichshain. Hier im Kiez trifft der tägliche Anzugzwang auf Berliner Boheme. Hier tragen Menschen mehr Tattoos im Gesicht als Ibrahimovic auf dem Arm und sitzen bei 4°C im Tank-Top vor der Bar. Ob nach einer Feier oder vor einer Feier, das verschwimmt mitunter im Bourbon-Cola-Gemisch. Junge Frauen tragen zu enge Hosen und ihre Lebensgeschichten in die Haut eingraviert. Stackmann, der große Norddeutsche, der erst mit fast 50 Jahren seine Karriere beim Wolfsburger Weltkonzern startete, reagiert pragmatisch auf die F´Hainer Szene-Welt. Fünf Minuten Akklimatisierung benötigt er, dann legt er die Seat-rote Krawatte ab, öffnet den obersten Hemdknopf und greift zu seinem ersten Club-Mate. Sein Chauffeur wartet well-dressed in einem schwarzen VW Phaeton vor dem Hostel, das sich unterhalb der MOTOR-TALK-Räumlichkeiten befindet. Jugendliche starren auf die Limousine. Eine Teilenummer für PaellaQuelle: MOTOR-TALK Stackmann lächelt und plaudert mit fünf Berliner Petrolheads. Dann schlendern sie gemeinsam Richtung Pommesbude. Der Vorstandsvorsitzende arbeitet in einem Konzern, in dem Currywurst eine Teilenummer hat. Manchmal, wenn der Seat-Shuttle von Wolfsburg nach Barcelona fliegt, fliegen Currywürste mit, für Wolfsburger Exilanten und die spanischen Mitarbeiter. Auch sie lässt das Stück Fleisch nicht kalt. Eine Teilenummer für die Paella, die Seat auf Messen serviert, ist nicht geplant, sagt der Vorstandsvorsitzende. Mit oder ohne Darm? Jürgen Stackmann möchte seine Currywurst essen, wie Berliner das tun. In Wolfsburg gibt es Brühwurst mit Darm. In Berlin landet eine helle Bratwurst meist ohne, manchmal mit Pelle in der Pappschachtel. Alle futtern das Gleiche. Die Curry-Box gehört zu den wenigen Orten in Friedrichshain ohne Individualisierungszwang. Hier lautet die wichtigste Frage: die Pommes mit Ketchup oder Mayo? Jürgen Stackmann erzählt von seiner neuen, spanischen Heimat. Er leitet die südlichste VW-Marke erst seit 2013. Der Mann steht fest im Leben, und Unverständnis zeigt sich in seinem Gesicht, wenn er von hohen Mieten und praxisfremden Hochschulabsolventen erzählt. Begeisterung leuchtet, wenn es um den World Mobile Congress und eine Kooperation mit Samsung geht. Dem derzeit größten Spieler auf dem Markt der digitalen Gadgets, neben Apple. Seat will das Thema „Connectivity“ zusammen mit dem Telefon-Hersteller weiter entwickeln. Erst Michael Jackson, dann Jürgen StackmannQuelle: MOTOR-TALK Drei Minuten lang starren alle auf ihre Teller und die Currywurst darauf. Erst als der Seat-Chef zum Plastik-Piekser greift, trauen sich die sonst nicht gerade zurückhaltenden Berliner ebenfalls zuzustechen. Förmlichkeit im Imbiss-Format – auch ohne Krawatte und mit einem Plastikbecher Fritz-Limonade in der Hand bleibt Jürgen Stackmann ein mächtiger Manager, zu dem man nicht nur aufgrund seiner Körpergröße aufblickt. Der Besitzer der Imbissbude wischt sich die Hände an seiner schwarzen Schürze ab. Ob Stackmann als Auto-Boss sein berühmtester Gast ist? „Nee, dit isser nich. Ick hab schon für den Michael Jackson gekocht", sagt Currywurst-Frank und stellt Pommes für alle auf großen Gemeinschaftstellern auf den Tisch. „Der Jürgen scheint ein Netter zu sein, ich kannte den bis vorige Woche gar nicht." Während der Firmenchef die Wurstscheiben aufspießt, löchern ihn die Nutzer mit Fragen zu Seats Engagement im Motorsport. Stackmann ist zufrieden mit Seats sportlichen Aktivitäten, mit dem Leon-Cup. Im vergangenen Jahr haben die Spanier 45 Leon Cup Racer verkauft – nochmal so viele Kunden warten auf ein Exemplar. Stackmann beantwortet Fragen der CommunityQuelle: MOTOR-TALK Von der Holzbank der Curry-Box wechselt Stackmann auf die ausgebaute Rückbank eines Ford Granada im MOTOR-TALK-Büro. Von hier aus beantwortet er eine Stunde lang online im Videochat die Fragen der Community. Wie heißt das neue SUV? Wird es den 240-PS-Diesel des Passat auch bei Seat geben? Warum baut Seat kein sportliches Cabrio? Warum wird an der Qualität gespart? Schlaue Fragen, spannende Fragen, unbequeme Fragen. 60 Minuten lang befragt die Community den Mann, der (fast) alles über Seat weiß. Um 19 Uhr fällt die Klappe und plötzlich geht alles ganz schnell. Stackmanns Assistent steht mit Mantel und Krawatte parat, der Chauffeur startet den Motor und im Terminkalender des Managers hat der nächste Termin bereits begonnen. Direkt auf die MOTOR-TALK-Community folgen Martin Winterkorn, Heinz-Jakob Neußer und Ulrich Hackenberg, bei einem Konzernabend in Berlin-Tempelhof. Jürgen Stackmann tauscht die durchgesessenen Granada-Sitze gegen die straffe Rückbank der makellosen Limousine. Dort knöpft er sein Hemd zu, knotet seine Krawatte neu und kehrt zurück in eine Welt, in der es Hemdknöpfe nur in Knopflöchern gibt. Das Video vom Live-Chat seht Ihr hier |