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Test Toyota Prius + - Mit Toyotas Kinderwagen auf dem Weg zum neuen Kinderwagen

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Toyota und die Hybrid-Technologie, das ist so ein bisschen wie Kinder kriegen. Man redete schon ein paar Jahre darüber, man findet es „auch irgendwie gut-schlecht-geht-so-total-toll“. Dann, ganz plötzlich (und das ist hier besonders wichtig) bekommt man Kinder - und findet das super.

Mit dem Prius und im besonderen dem Prius + verhält es sich beinahe genau so. Man braucht seine Zeit, auch um den Wohlklang wilder Sechszylinder-Tage zu vergessen. Aber dann, irgendwann, hat er einen.

Kraft & Quelle

Um es hier einmal fest im Internet einzumeisseln. Hybrid kann man als Antriebsform betrachten, technisch, mechanisch, wissenschaftlich gesehen. Menschlich, motorisch gesehen ist das ziemlicher Quatsch. Hybrid ist weit mehr als das. Es ist eine Lebenshaltung. Nicht weniger.

Das Licht im Tunnel ist symbolisch Das Licht im Tunnel ist symbolisch Ein kleiner 82 PS Elektro-Motor im Duett mit einem relativ kleinen Benziner (1,8 Liter, 99 PS) ergibt 136 PS nutzbare Leistung, dazu ein stufenloses CVT-Getriebe. Das liest sich besser, als es im Alltag klingt. Denn der E-Motor reicht nur bis 50 km/h. Im Grunde genug für die vollen Berliner Straßen. Aber wenn das eigene Auto voll mit Frau, Kind, Hund und Oma ist, dann reicht er eben doch nur zum Rangieren aus der Parklücke heraus.

Fahr & Spaß

Bunter wird es beim Kampf um eben diese. Wer den Mitbewerber um die Pole Position im Parkplatz-Battle abhängen will, tritt feste zu und bekommt – einen permanent zwischen 3.000 und 4.000 Umdrehungen drehenden Motor. Das stufenlose Automatikgetriebe passt die Übersetzung an die Drehzahl an. So kommt man verhältnismäßig flott nach vorn. Aber eben auch verhältnismäßig laut. Das Fehlen der Drehzahlkurve klingt komisch in meinen Ohren.

Noch komischer klingt aber die Vorstellung, meiner Tochter irgendwann erklären zu müssen, warum wir damals, als sie klein war, so viel sinnlosen Sprit verbrannt haben.

Der Prius ist vorn, oben, Zukunft eben Der Prius ist vorn, oben, Zukunft eben Die beste, die feinste, die sparsamste Antwort im Benziner-Bereich gibt darauf derzeit eben Toyota. Was sich hier wie ein Makel liest, wird tatsächlich ein wichtiger Teil unserer automobilen Zukunft. Wir werden alle umdenken. Toyota fährt nur schon mal vor. Und das seit 1997.

Denn dem subjektiv seltsamen Fahrgefühl stehen durchschnittlich 6,2 Liter Verbrauch entgegen. Bei einem Benziner-Van. Mit sieben Sitzen. Und hässlichem Schaltknüppelchen. Ja, mancher Diesel kann das besser. Kostet aber mehr. Spuckt mehr Abgase aus. Und kann weltweit nicht so erfolgreich verkauft werden.

Offiziell sollen sogar 4,1 Liter drin sein. Aber dafür braucht man doch etwas mehr Muße als Kinder es möglich machen.

Zum Fahrwerk und den Fahrleistungen: Ersteres ist vorhanden, neutral und sicher. Aber völlig unspektakulär. Der Prius+ fährt normal. Nicht dynamisch, nicht weich. Er fährt einfach und holpert aufgrund der Batterie manchmal doller als Autos ohne.

Den Spurt auf 100 km/h schafft der Wagen besser als meine akustische Geduld. 11,3 Sekunden dauert das Dröhn-Stück. Maximal erreicht das Auto 165 km/h. Das ist nicht viel, denken Sie. Aber es klingt ganz wunderbar, wenn Sie das nach 100 Kilometern Fahrt an der Tankstelle sagen. Und zwar über den Verbrauch. Zu beiden sagen wir: es reicht eben.

Blech & Form

Sieht nicht so sparsam aus wie er ist Sieht nicht so sparsam aus wie er ist Das Herz zählt mehr als das Aussehen, also fasse ich mich kurz. Der Prius + glänzt auf unseren Fotos (mit Dank an Martin & Gregor) in einem besseren Licht als erwartet

Schön sein zählt nicht zu seinen Stärken. Das sieht man draußen - trotz neuem Design. Und drinnen an einigen Stellen. Wenn Toyota, wenn die Prius-Modelle eine Schwäche haben, dann die, dass man ihnen so wenig von Aufbruch, Rock`n Roll und Revolution ansieht.

Immerhin: Der Prius+ überragt den VW Touran um 20 Zentimeter (4,61 Meter), hat zehn Zentimeter mehr Radstand (2,78 Meter).

Koffer & Raum

Ergonomie als Lehrstück Ergonomie als Lehrstück Das spürt Mann, Frau, Kind, der Hund sofort. Denn alle sitzen gut und finden Platz für das, was ihnen wichtig ist. Den Coffee-to-go-Becher, den USB-Anschluss, die Wasserflasche oder die Kindergartenfreunde (zwei Sitze schlummern im Kofferraum). Papa steht auf das Geheimfach, eine große Box unterm Ladeboden. Das hat da Raum, weil die Lithium-Batterie kompakt zwischen die Vordersitze passt.

Dazu zeigt der Toyota Stärke bei Qualität und Praktikabilität. Beispielsweise bei den familienfreundlichen Oberflächen (weil die robust und leicht zu reinigen sind).

Die drei Einzelsitze in Reihe zwei sind variabel, also einzeln klappbar. Breit gebaute Erwachsene müssen auf ihre Hüftknochen aufpassen, aber nach vorn und oben bleibt genug Luft.

Das Beste kommt auch hier zum Schluss. Unser geliehener, etwas angestaubter Riesenkinderwagen passte bestens zwischen Heckklappe, Radhäuser und Kofferraumboden (784 bis 1750 Liter Volumen). Beim neuen Kinderwagen-Modell (ein kleines, leichtes, klitzeklein-klappbares) wären sogar noch mehr Kinder möglich (rein räumlich).

 

Ende & Urteil

Kinder, besonders ganz kleine, bringen ganz schön viel Unruhe ins Leben. Da kann so ein Auto wie der Prius+ wohltuend beruhigend wirken. Er tut der Umwelt gut, erzieht zur Entschleunigung, fragt nie nach zu viel Sprit, hat selten zu wenig Platz und paart Toyotas Qualitätssicherheit mit einem der modernsten Antriebe auf der Welt.

Mit einem Preis von 29.990 Euro zählt der Prius + noch nicht zu den günstigsten Vans auf dem Markt. VW Touran, Opel Zafira und Co. Kosten mit einfachen Benzinern meist 5.000 bis 7.000 Euro weniger. Bei den Dieseln nähert sich das Niveau schon sehr.

 

Die technischen Daten

Toyota Prius+

Motor: Elektromotor: 82 PS, 207 Nm; 1,8-Liter-Ottomotor: 99 PS, 142 Nm

Getriebe: elektronisch gesteuerte, stufenlos-variable Getriebeautomatik E-CVT

Leistung: 136 PS

Verbrauch: 4,1 L Super/100km

CO2: 96 g/km

0 – 100 km/h: 11,3 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h

Länge x Breite x Höhe: 4,61 Meter x 1,77 Meter x 1,57 Meter

Radstand: 2,78 Meter

Kofferraum: 232 – 1.750 Liter

Verbrauch: 4,1 Liter Super laut Werk, 6,2 Liter im Test-Alltag

Preis: 29.900 Euro

 

 

 

Quelle: MOTOR-TALK

Avatar von TimoFriedmann
Volvo
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