Es müssen nicht immer zwölf Töpfe sein: Dieser Ferrari fährt mit acht Zylindern und zwei Turboladern. Trotzdem macht er voll auf Macho. Erste Fahrt im 488 Spider.
Maranello – Offene V8-Ferrari gibt es seit knapp 40 Jahren. Ihr wisst schon: Tom Selleck, Hawaiihemd und Rotzbremse, ein bisschen Macho eben. Jetzt baut Ferrari einen neuen Spider, wieder mit Haaren auf der Brust und acht Zylindern. Erstmals saugen die ihre Luft nicht selbstständig in die Brennräume: Im offenen 488 steckt der 3,9-Liter-Turbomotor des California T. Das ergibt 670 PS, gut 325 Sachen Spitze und 228.368,14 Euro Basispreis. Ferrari 488 Spider: 458-Nachfolger mit zwei TurboladernPersonen auf dem Beifahrersitz sind in diesem Auto nur hübsches Beiwerk. Alles, was links passiert, hat sie nicht zu interessieren. Den Drehzahlmesser sieht nur der Fahrer, die Geschwindigkeit erkennt selbst der nur mit Mühe. Sie versteckt sich auf einem Display neben Reifentemperatur und Ladedruck, eher eine Randnotiz. Wer mit Touren und Speed angeben will, kann aber einen kleinen Info-Bildschirm über dem Handschuhfach dazu bestellen. Trotzdem: Die Knöpfe drückt der Fahrer. Alle Tasten liegen rund um das Instrumentenpanel oder direkt auf dem Lenkrad. Ferrari setzt fest stehende Schaltpaddels an die Lenksäule und verzichtet auf klassische Lenkstockhebe.l Blinker, Fernlicht und Scheibenwischer sowie Fahrmodus-Schalter und Motor-Startknopf befinden sich auf dem Volant. Turbolader statt HubraumQuelle: SP-X/Michael Gebhardt Zum Modellwechsel hat der Motor mehr Hubraum als Verbrauch verloren. 0,6 Liter schlanker soll er auf dem Prüfstand knapp einen halben Liter Sprit sparen. Dafür quetschen zwei Turbolader insgesamt 760 Newtonmeter Drehmoment aus dem Block. Das macht 220 Newtonmeter Vorsprung gegenüber dem Vorgänger. Der Neue schiebt bereits bei 3.000 Touren seine ganze Kraft an die Hinterachse. Der 458 drehte für sein volles Moment doppelt so schnell. Die neueste Generation des Turbo-V8 spricht schneller an als ihre Vorgänger. Kugelgelagerte Schaufelräder aus Aluminium und Titan in den Turboladern bewegen sich flink, Ferrari gibt die Reaktionszeit mit 0,8 Sekunden an. Zum Vergleich: Der V8-Sauger im Ferrari 458 dreht eine Zehntelsekunde schneller hoch. Diesen Unterschied merkt wohl niemand. Rote Dioden auf dem Lenkrad zeigen den optimalen Schalt-Zeitpunkt an. Zum Sprinten, versteht sich. Ferraristi sparen den Sprit nur auf dem Papier. Der zweite Gang reicht locker bis Tempo 100, die Marke fällt nach drei Sekunden. 5,7 Sekunden später erreicht der Spider die doppelte Geschwindigkeit. Erst bei 8.000 Touren stoppt die Nadel des Drehzahlmessers. Viel für einen Turbo, mau für einen Ferrari – der Vorgänger drehte 1.000 Umdrehungen höher. Quelle: SP-X/Michael Gebhardt Driften kann er, soll er aber nicht Geradeaus sind viele schnell. Den Vorsprung fährt der Ferrari in der Kurve heraus. Seine 1,5 Tonnen verteilen sich perfekt auf beide Achsen. Leichtfüßig folgt er jeder Lenkbewegung wie ein Hund dem Leberwurstbrot. Aerodynamische Feinheiten sorgen für Abtrieb und eine schnelle Software überwacht Kraftverteilung und Drehzahlen an der Hinterachse. Sie erlaubt leichte Drifts, erzieht aber dann den Fahrer zur Vernunft. Wer rast, pumpt innerhalb von 150 Kilometern 40 Liter Sprit durch die Einspritzdüsen. Genießen funktioniert im Spider sogar mit Halbgas. Nach 14 Sekunden verschwindet das Hardtop im Heck und lässt das feine Grummeln des Achtzylinders in den Innenraum. Alternativ verschwindet die Heckscheibe hinter den Sitzen – das fühlt sich nicht so schön an, lässt aber die Frisur ganz. Zumindest theoretisch könnte sich der 488 bequem im siebten Gang durch Städte und über Landstraßen gleiten. Der Komfort-Modus heißt bei Ferrari Schlechtwege-Programm. Mit ihm wird der Ferrari 488 Spider zum zurückhaltenden Cruiser. Kraft für Zwischensprints ist trotzdem immer vorhanden. Wer sich mit den Gangwechseln gar nicht beschäftigen will, der lässt das Doppelkupplungsgetriebe einfach selbstständig arbeiten. |