Toyota verliert in Europa an Boden, vor allem in Deutschland. Mehr Design und Emotion für Toyota RAV4, Mirai und Prius sollen das ändern. Überfällig bleibt ein kleines City-SUV.
Köln - Toyota steht für Hybrid und Zuverlässigkeit. Das sind gute Voraussetzungen für Erfolg. Aber in Deutschland schwächelt der größte Fahrzeughersteller der Welt. Das Absatzminus liegt hier bei über 15 Prozent. 2014 verkaufte Toyota nur noch 70.408 Fahrzeuge. Das stürzt die Konzernzentrale in Toyota City (Japan) nicht in Verzweiflung. Im Verhältnis zum weltweiten Absatz entfallen auf Deutschland nur 0,7 Prozent. Der Branchenriese würde es kaum spüren, würde kein Toyota mehr in Deutschland verkauft. Trotzdem: Zuletzt überholte Nissan Toyota als stärkste asiatische Marke in Europa. Damit wird Akio Toyoda nicht zufrieden sein. Quelle: picture alliance / dpa Europäische Beobachter geben dem Design die Schuld. Hier liefern Mazda oder Hyundai derzeit Fahrzeuge mit mehr Verführungspotenzial. Tom Fux, Geschäftsführer von Toyota Deutschland, widerspricht nicht: „Wir müssen unsere Marke mit mehr Emotionen aufladen.“ Neben einer ansprechenderen Optik soll dies über Motorsport erreicht werden. „Immerhin“, so Fux, „tragen 30 Prozent aller Dakar-Rallyefahrzeuge unser Emblem.“ Die Rückkehr in die World Rally Championship WRC soll 2017 erfolgen. Der Brennstoffzellen-Mirai kommt im HerbstEinen großen Schritt nach vorn macht Toyota mit dem Mirai. Die Limousine, die bereits seit Dezember 2014 in Japan verkauft wird, ist optisch wie technisch etwas Neues. Unter dem Blechkleid steckt ein hocheffizienter Brennstoffzellen-Antrieb. Für Toyota ist die Zeit reif, mit dem Mirai als erstem serienmäßig produzierten Brennstoffzellenfahrzeug gezielt in bestimmte Märkte zu gehen. Vor zwei Monaten begann die Einführung in den USA. Im Herbst folgen Dänemark, Deutschland und Großbritannien. „Hier stimmen Infrastruktur und Kundenakzeptanz“, begründet Fux diese Auswahl. Fux sieht den Mirai als einen der wichtigsten Vorreiter der Automobilindustrie und will das Brennstoffzellen-Modell bei uns für 78.540 Euro anbieten. Ein mutiger Schritt, für das Geld gibt es auch eine Mercedes S-Klasse. Gebaut wird der Mirai in Motomachi bei Yokohama. Als Absatzziel für 2016 werden 1.500 Einheiten genannt. Unterhalb des RAV4 schwächelt das ProduktportfolioNoch in diesem Jahr kommt der neue RAV4. Für 2016 ist eine Hybridversion geplant. Mit dem SUV galt Toyota einst als Trendsetter. Unverständlich, warum die Marke im Segment darunter derzeit nichts zu bieten hat. Händler registrieren diese Nachfrage und müssen Kunden zu Opel (Mokka), Renault (Captur), Peugeot (2008), Nissan (Juke) oder Mazda (CX-3) ziehen lassen. Zu hören ist, dass Toyota erst 2017 mit einem City-Crossover kontern will. Toyota streicht Land Cruiser V8Ganz vorn liegt Toyota dagegen beim Thema Hybrid. Über sieben Millionen Fahrzeuge sind bislang mit dieser Technik verkauft worden. „28 Prozent aller in Europa verkauften Toyota haben Hybridantrieb“, sagt Karl Schlicht, Vize-Präsident Toyota Motors Europe (TME), und kündigt für den nächsten Prius (4. Generation) nicht nur einen nochmals sparsameren Antrieb an, sondern auch eine agilere Fahrdynamik. Vorgesehen ist erneut eine Plug-in-Variante. Sein Messe-Debüt wird der Prius auf der Tokyo Motor Show Ende Oktober geben. Als ebenso gesetzt gilt der Prius Plus. Daumen runter dagegen beim Geländeklassiker Land Cruiser V8: Der Geländebrocken mit Achtzylinder erfüllt die Euro 6 nicht und wird in Deutschland nicht mehr angeboten. Für 2016 steht der Nachfolger des Nutzfahrzeugs Proace auf dem Programm. Das Modell für Handel, Handwerk und Gewerbe wird zusammen mit dem PSA-Konzern in Frankreich gefertigt. Auf anderer Ebene kooperiert Toyota mit BMW. Beide entwickeln einen Sportwagen und teilen sich die Kosten. Während die Japaner mit einem Coupé aufwarten, nutzen die Deutschen die Plattform für den nächsten BMW Z4 Roadster. Auch beim Thema Wasserstoff erhalten die Bayern Unterstützung aus Japan. Toyota liefert die Brennstoffzellen-Stacks. Im Gegenzug liefert BMW Dieselmotoren. Baukastensystem soll Kosten senkenGeld im großen Stil sparen, das will Toyota mit der neuen modulare Fahrzeugarchitektur TNGA. Durch die Nutzung von mehr baugleichen Komponenten lassen sich laut Mitsuhisa Kato die Entwicklungskosten um mindestens 20 Prozent reduzieren. „In den nächsten fünf Jahren wird die Hälfte unserer Autos auf dieser Architektur stehen“, verspricht Toyotas Entwicklungsvorstand. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |