Zur Markteinführung des GT präsentiert Mercedes-AMG auf dem Genfer Salon stolz dessen nigelnagelneue GT3-Version. Doch unter der Haube arbeitet ein altes Eisen. Warum?
Affalterbach – Das Eindrucksvollste am Mercedes SLS GT3 ist nicht seine Geschwindigkeit oder seine extravagante Form, es ist sein Sound. Wer das tiefe Grollen des V8 einmal vernehmen durfte, kriegt es nicht mehr aus dem Kopf. Das Beste am Nachfolger des SLS, dem neuen AMG GT3 dürfte also sein, dass sich der Sound kaum ändern wird. Denn unter die Haube kommt der 6,2-Liter-Sauger aus dem alten Modell. Da fragt sich der interessierte Motorsportfan oder auch der eine oder andere potenzielle GT-Käufer: Warum? Hat doch Mercedes mit dem 4,0-Liter-V8-Biturbo (intern M178) eigentlich einen neuen „Traummotor“ vorgestellt, der ebenfalls (abgewandelt) im C63 AMG verwendet wird. Das FIA-GT3-Reglement erlaubt TurbosAn der in einigen Medien verbreiteten Begründung, das FIA-GT3-Reglement verbiete die Benutzung von Turbos, liegt es jedenfalls nicht. Die ist schlicht falsch. Nissan GT-R Nismo GT3 (V6) oder McLaren MP4-12C GT3 (V8) fahren seit Jahren mit Biturbo-Aufladung in GT3-Klassen. Auch BMW wird mit dem neuen BMW M6 GT3 auf Aufladung setzen. Was das FIA-Reglement vorschreibt, sind unter anderem der Käfig im Innenraum des neuen GT3-Renners und am Ende auch seine Leistung, sein Drehmoment, sein Gewicht. Das wird im Rahmen einer „Balance of Performance“ festgelegt und ist daher noch nicht bekannt. Übrigens: Auch die Gewichtsersparnis des GT gegenüber dem SLS – bei den Serienversionen im besten Fall fünf Kilogramm – wird daher kaum ins Gewicht fallen. Traut Affalterbach dem neuen Motor nicht?Nein, die Gründe liegen woanders - und Mercedes-AMG gibt sie unumwunden zu. Das alte Aggregat hat sich bewährt. Es biete „anwenderfreundliche Technik, hohe Zuverlässigkeit, lange Wartungsintervalle und niedrige Laufkosten“. Kurz: Das Ding läuft und man kann sich darauf verlassen. Außerdem ist es auch noch leichter: Die Serienversion des SLS-Motors wiegt trocken 206 Kilogramm, der neue bringt (trocken) drei Kilo mehr auf die Achsen. Beliebter sind Saugmotoren wegen ihres harmonischeren Ansprechverhaltens im Motorsport sowieso. Bleibt die Frage, ob die Wahl dieses Motors im Umkehrschluss bedeutet, dass der neue Biturbo-Motor nichts taugt? Wohl kaum. Und trotzdem: Mercedes beschwört in der Pressemeldung, dass der Renner zeige, „wie eng Serien- und Rennsporttechnologie bei AMG verwandt sind“. Künftige GT-Käufer könnten das allerdings anders sehen. |