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Neuer VW Passat: Frischer Wind für die Mittelklasse

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Deutschlands beliebtestes, wenn auch zuletzt schwächelndes, Mittelklasse-Auto steht vor dem Modellwechsel. Der neue VW Passat rüstet sich gegen die erstarkte Konkurrenz mit aufgefrischtem Design, sparsameren Motoren und mehr Komfort- und Sicherheits-Technik, bleibt im Grunde aber ganz der Alte.

2005 kam der aktuelle Passat auf den Markt, und nach guter alter Gewohnheit haben nicht wenige Fahrer und Interessenten spätestens 2009 mit einem Facelift gerechnet. Spekuliert wurde viel, und in punkto Motoren, Getrieben und auch Ausstattung wurde das Auto mehrfach aktualisiert - allein: Ein klassisches Facelift blieb Wolfsburg schuldig.

Nun also steht der neue Passat in den Startlöchern. Ein ganz neuer, schon nach fünf Jahren? Nein, lautet die Antwort, ein halb neuer sozusagen. VW hat wie erwartet das Konzept der großen Modellpflege von Golf und Touran wiederholt, und genaugenommen ist dieses nicht einmal ein neues: Die Vorgänger-Generation des Passat (3B/3BG) wurde im Jahr 2000 ganz ähnlich renoviert. Laut VW-Doktrin handelt es sich um ein, so wörtlich, gänzlich neues Modell und damit um die siebte Generation des Bestsellers. Das ist ein bisschen peinlich, weil man kein allzu großer Auto-Kenner sein muss, um das neue Modell als - wenn auch umfassendes - Facelift des ausgelaufenen zu erkennen. Diese Einordnung dürfte unzählige Forenschreiber noch kontrovers beschäftigen.

Neue Hülle über altem Kern also, und was man davon hält, ist - wie so oft - Geschmackssache. Während die einen es als Mogelpackung ansehen werden, mögen andere den Vorteil darin erkennen, dass eine alte Plattform auch eine bewährte ist - bewährt im Sinne von auskurierten Kinderkrankheiten und Technikproblemen. Alte Plattform, das bedeutet beim Passat zunächst einmal, dass es - entgegen anderslautender Spekulationen unserer Mitbewerber - natürlich keine Änderung am Radstand gibt - und damit auch kein Größenwachstum, sind die Karosserieüberhänge doch schon jetzt am Rande des optisch Erträglichen.

Die Maße sind also gleich geblieben, und zwar in allen drei Dimensionen. Will heißen: Länge 4,77 Meter, Breite 1,82 Meter, Höhe 1,47 (Limousine) bzw. 1,52 Meter (Variant). Auch hier ist eine Einordnung wieder Ansichtssache: Jene, die Größenwachstum bei Autos schon per se schlecht finden, werden aufatmen, Familienväter mit Kind & Kegel ob zwar großen, aber eben auch nicht gewachsenen Kofferraums eher die Stirn runzeln.

Optisch hält der Passat künftig das neue VW-Familiengesicht in den Wind, und zwar tendenziell dasjenige, das man vom Facelift-Phaeton kennt: Der Frontbereich wird durch einen Grill mit vier Querspangen geprägt; die Höhe des Grills entspricht in etwa jener der Scheinwerfer. Während bei den darunter positionierten Baureihen ein vergleichsweise schmaler Kühlergrill mit zwei Querspangen stilprägend ist, darf sich der Passat insoweit differenzieren. Auch die nun eckigen Nebelscheinwerfer sind vom Phaeton inspiriert, aber nicht ganz so klein ausgefallen wie dort. Chromleisten in der Frontschürze unterscheiden die Ausstattungslinien, womit sich das Topmodell "Highline" nicht mehr so stark absetzen kann wie bisher.

In Verbindung mit den optionalen Bi-Xenon-Scheinwerfern trägt der neue Passat ein LED-Tagfahrlicht aus 15 einzelnen LEDs, vergleichbar mit der Lösung etwa am Touareg oder Sharan. Am Heck dagegen gibt es LED-Technik nur noch in der Topversion, wie VW sich ausdrückt. Ob Highline gemeint ist oder Modelle mit Xenon-Licht, bleibt abzuwarten. Ein Rückschritt ist es allemal, vor allem, weil - soweit erkennbar - die Blinker in beiden Fällen nicht mehr als LED umgesetzt sind. Damit wird der neue Passat schlechter als der alte, schlechter als etwa ein Golf Plus, obendrein unsicherer und - schlicht uncooler. Man darf gespannt sein, welcher Mitbewerber die feine, bei VW "erfundene" und nun peu à peu auslaufende Farbwechsel-Technik übernimmt.

Die Sicke oberhalb der Türgriffe zeigt sich markanter als bisher und verläuft auch über dem vorderen Radhaus. Die seitlichen Schutzleisten im unteren Drittel der Tür entfallen, ein Ersatz findet sich dafür an den unteren Türkanten. Sie sind im Basismodell schwarz und ansonsten in Chrom gefasst und erstrecken sich auch an Front und Heck. Während die Limousine am unteren Abschluss des Kofferraumdeckels künftig eine Chromleiste trägt, entfällt diese beim Variant. Der Kofferraumdeckel des Stufenhecks trägt nun eine Bügelfalte und verzichtet auf die negative Abrisskante. Beim Stufenheck haben die Designer so die starke Keilform des Vorgängers abgeschwächt; ein wirklich elegantes Auto ist der Passat damit aber noch immer nicht.

Überzeugend fällt das neue Interieur ins Auge. Es orientiert sich einerseits ebenfalls am Passat CC, was beispielsweise wertigere Materialien, endlich schräge Türgriffe und mehr Chromschmuck bedeutet, auch wenn dies etwa an den Lüftungsgittern auch für mehr Reflexionen im Außenspiegel sorgt. Hatte VW beim nun abgelösten Modell während der Laufzeit sogar die Winkelverstellung der Kopfstützen abgeschafft, können diese im neuen Passat sogar horizontal verstellt werden - gleichermaßen ein Komfort- und Sicherheitsplus. Gegen Aufpreis gibt es erstmals eine Ambientebeleuchtung für die Türverkleidungen und einen Klimasitz mit aktiver Belüftung und Massagefunktion - schwitzanfällige und rückengeplagte Vielfahrer hatten ihn schon lange vermisst.

Die Schalterleiste um Schalt- bzw. Wählhebel wurde für zusätzliche Funktionen erweitert. Dort findet nun auch der Taster für die Handbremse Platz, der damit seine ungünstige Position links vom Lenkrad aufgibt. Auch den Start-Knopf für Fahrzeuge mit Keyless Access hat VW dort untergebracht, obwohl der bisherige Stummel im Drück-Zündschloss als konsequentere Lösung gelten darf. Auffällig ist die zentral angebrachte Analoguhr: Sie sieht gut aus, und sie ermöglicht endlich allen Mitfahrern das Ablesen der Uhrzeit. Die bisherigen kleinen Ablage-Schubladen sind allerdings entfallen. Last, but not least, können Variant-Kunden nun wie im Skoda Superb Combi oder im Sharan ein großes Panorama-Glasdach ordern.

Auch technisch hat VW aufgerüstet. So gibt es erstmals in einem VW und in der Mittelklasse eine Müdigkeitserkennung à la Mercedes. Sie wird außer im Basismodell serienmäßig sein. Neu im Angebot ist der aus anderen Baureihen bekannte Dynamic Light Assist, der ein maskiertes Dauerfernlicht zur Verfügung stellt. Das an Xenon-Technik gekoppelte System erkennt via Kamera vorausfahrende oder entgegenkommende Fahrzeuge und blendet nur die relevanten Bereiche ab. Fahrzeuge mit Halogenlicht erhalten optional die einfachere Variante "Light Assist", die automatisch zwischen Abblend- und Fernlicht umschaltet. Das "große" und teure Navigationssystem "RNS 510" erkennt via Kamera Tempolimits und stellt diese auf dem Touchscreen dar.

Die Traktion in Kurven speziell bei den drehmomentstarken Dieseln verbessert darüber hinaus das erstmals für den Golf GTI vorgestellte elektronische Quer-Sperrdifferential XDS. Parallel zum bereits im Vorgänger verfügbaren Spurhalteassistent gibt es fortan auch den sogenannten Side Assist, der via aufblinkender LEDs in den Außenspiegeln auf Fahrzeuge im "toten Winkel" aufmerksam macht. Ein neues, direktmessendes Reifendruckkontrollsystem signalisiert spezifisch für jedes Rad einen eventuellen Druckverlust und zeigt den Luftdruck aller Reifen im Kombiinstrument an. Der neue Parklenkassistent kann wie im Sharan halbautomatisch nicht nur parallel zur Fahrbahn, sondern auch quer einparken.

Während das Kofferraumvolumen wie erwähnt unverändert bleibt, bietet der Passat fortan drei neue Komfortfunktionen in diesem Bereich: So lässt sich die Rücksitzanlage nun vom Kofferraum aus umklappen, die Anhängerkupplung schenkt auf Knopfdruck heraus, und wer die Limousine mit Keyless Access ordert, kann den Kofferraumdeckel künftig mit einer gezielten Fußbewegung öffnen: Das neudeutsch "Easy Open" getaufte System erkennt via Sensoren im Stoßfänger den Öffnungswunsch des etwa mit Tüten bepackten Fahrers. Auch BMW wird notabene diese Funktion im Fünfer einführen, dort allerdings auch für den Kombi.

Schließlich ein Blick auf die Motorenpalette. Grundsätzlich Neues gibt es hier nicht, wohl aber ebenfalls Detailoptimierungen. Vorrangig betrifft dies die Verbrauchswerte, die bei allen zehn Aggregaten tiefer liegen als bisher. Vorläufig sparsamste Version ist der 1,6 TDI BlueMotion (BM) mit 105 PS, der auf 4,2 statt 4,5 Liter Verbrauch getrimmt wurde. Das Volumenmodell, der 140-PS-TDI, kommt auf 4,5 statt 4,7 Liter - in der "Blue Motion Technology"-Version (BMT). Der EU6-konforme BlueTDI mit SCR-Katalysator leistet fortan 140 statt 143 PS, verbraucht aber nur noch 4,6 statt 5,2 Liter - und ist damit der heimliche Umwelt-Star. Der Top-Diesel mit 170 PS steht nun mit 4,7 Litern im Datenblatt. Zum Vergleich: Zuletzt waren es 5,6, vor vier Jahren 6,4.

Der Top-Diesel ist im Gegensatz zum Sharan und Touran nicht zwingend an das DSG-Getriebe gekoppelt. Dieses steht für alle Varianten mit Ausnahme des Basis-Diesel optional zur Verfügung, der V6-Benziner - ja, er wird nicht gestrichen - hat es serienmäßig. Neben diesem um 50 auf 300 PS erstarkten und 3,6 statt 3,2 Liter großen Aggregat aus dem CC stehen der "GTI-Motor" mit nun 211 PS und die TSI mit 160 und 122 PS zur Wahl. Die Verbrauchswerte lauten 6,8 statt 7,2, 6,9 statt 7,4 und 5,8 statt 5,9 Liter (mit optionaler BMT). Den Durst des V6 hat VW noch nicht veröffentlicht.

Vorläufig nur für nordische Länder wird es den 1,4 TSI mit 160 PS auch in einer Version geben, die mit Bio-Ethanol E85 betrieben werden kann. Das Erdgas-Modell (6,6 Kubikmeter statt 7,0 Kubikmeter Verbrauch CNG) bleibt im Angebot; der 1,2 TSI wird entgegen anderslautender Spekulationen im Passat zunächst nicht eingesetzt. Hybrid-Technik gibt es nicht, der 1,6-Liter-Sauger und der 2,0 TDI mit 110 PS entfallen endgültig. Alle Diesel-Modelle verfügen serienmäßig über ein Start-Stopp-System und die Bremsenergie-Rückgewinnung, die Benziner nur über diese Rekuperation genannte Technik. Ausnahme ist der 122-PS-Motor, der optional als BMT mit beiden Systemen geliefert wird.

Markteinführung des neuen Passat ist gleichzeitig für Limousine und Variant Mitte November. Die Basispreise dürften um rund 500 Euro unter dem aktuellen Niveau liegen. Auch wenn nach den ersten Informationen und Bildern der Haben-Wollen-Funke nicht unbedingt sofort übergesprungen sein mag, dürfte der in vielen Bereichen verbesserte neue Passat nun fit sein für die nächsten vier bis fünf Jahre. Dann kommt wirklich ein komplett neues Modell.

Und der Passat CC? Nichts Genaues weiß man noch nicht, aber so wie es aussieht, wird es auch hier eine Modellpflege geben, in kleinerem Umfang und erst im nächsten Jahr.

 

Quelle: Autokiste

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