Vor einiger Zeit haben wir an dieser Stelle über den Bau eines ungewöhnlichen Concept Cars berichtet: Den Nissan Juke-R. Nun durften wir das Ergebnis in England fotografieren. Detaillierte technische Daten zum Juke R hat Nissan bislang nicht veröffentlicht. Beschleunigungs-Werte und Höchstgeschwindigkeit wurden inzwischen nachgereicht: In 3,7 Sekunden besc hleunigt das Fahrzeug von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 257 km/h. Was der Nissan Juke R mit seinen 530 PS, dem Sportgetriebe und dem Allradantrieb wiegt oder verbraucht, wissen wir nicht. Nur, dass hier der Nissan Juke, Kompakt-SUV mit exzentrischem Design, mit dem Motor und Antriebsstrang eines Nissan GT-R gekreuzt wurde. Warum eigentlich dieser enorme Marketingaufwand für den Juke-R, mit all den Videos, Presseerklärungen und nun Einladungen ins windige Cranfield? Immerhin handelt es sich hier doch „nur“ um ein Concept Car mit relativ geringer (aktuell gar keiner) Chance auf Serienproduktion. Vom Juke R wird es nur zwei Exemplare geben: Eine Linkslenker- und eine Rechtslenkerversion. Obwohl es nur diese beiden Exemplare geben wird, sollen die in vollem Umfang zulassungsfähig sein. Alles, was ein Auto homologations- und straßentauglich macht, wurde dem Juke-R mit auf den Weg gegeben. „Er ist zulassungsfähig, wir könnten damit einkaufen fahren“, sagt der Ingenieur. Trotzdem kommt der Juke-R mit seiner Innenausstattung aus Rennsportsitzen, Überrollkäfig und fehlender Rückbank nicht wie ein Straßenfahrzeug daher. Wie ein SUV sieht das Fahrzeug eigentlich auch nicht mehr aus, eher wie ein zu groß geratener Performance-Kompaktwagen. Dafür sorgen vor allem die breiten 20-Zoll-Räder und die verbreiterten Radhäuser. An die Serienversion des Nissan Juke erinnert im Innenraum eigentlich nur noch die Mittelkonsole und Teile der Dekorstoffe. Auch das Armaturenbrett musste allerdings einer Operation unterzogen werden, um die Anzeigen und das LCD-Display des GT-R unterzubringen. Unter der Haube fällt auf, wie wenig Platz der Viertliter-V6 Biturbo im Juke-R hat. Juke R soll Nissan-Image verbessern Was genau bezweckt man nun mit diesem Fahrzeug? Es handelt sich um eine Marketingbotschaft, die Reaktionen provozieren will und soll. Nissan, so sagt der Produktmanager Thomas Deloison, will auch in Europa endlich als so innovativ und originell wahrgenommen werden, wie die Marke sich selbst sehe. Man möchte nicht mehr in erster Linie mit einem mausgrauen Almera oder Micra assoziiert werden, sondern mit den extravagant gezeichneten Nissan Qashqai und Juke, dem aufregenden GT-R und dem innovativen Elektrofahrzeug Nissan Leaf. Man habe in Europa ohnehin nicht die Historie, dass man ein bestimmtes Auto unbedingt immer wieder bauen müsse, auch wenn es langweilig sei, Ausnahme vielleicht der Micra. Ein „normales“ Angebot im C- und D-Segment macht man deshalb seinen europäischen Kunden auch gar nicht mehr, stattdessen sollen die Europäer, die das wollen, sich an den Qashqai und Juke erfreuen. Eben „anders“ will man sein, und genau das soll auch der Juke-R transportieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auch soll er ausloten, ob Interesse und damit ein Markt bestünde für ein Performance-Fahrzeug auf Juke-Basis. Eine direkte Verbindung zum kürzlich bei der Tokyo Motor Show vorgestellten Juke Nismo soll es übrigens nicht geben. Der Juke Nismo stamme aus der Ideenschmiede des japanischen Mutterkonzerns, während der Juke R ein reines Nissan Europe Projekt sei, sagt Deloison. Dass beide das gleiche aussagen, nämlich dass es bald auch Performance-Antriebe in den kompakten Nissan-Produktreihen geben wird, findet er auch nicht optimal, aber auch nicht so schlimm: So intensiv wird die Tokyo Motor Show hierzulande ja nicht wahrgenommen. Eine Möglichkeit, das vor Kraft strotzende Kompakt-SUV zu fahren, gab es leider nicht. Das Fahrzeug stand warm und trocken im Foyer des Nissan-Entwicklungszentrums in Cranfield. Draußen fiel übrigens der erste Schnee dieses Winters. (bmt)
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 09.01.2012
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