Handgefertigt in einer Lagerhalle in Ohio, jahrelang verschollen, jetzt endlich zu Hause: In Detroit wird der allererste Camaro ausgestellt. Die Geschichte von N100001.
Quelle: Historic Vehicle Association (HVA) Detroit – Heute wird er behandelt wie das Auto eines ehemaligen US-Präsidenten. Im Detroiter Vorort Birmingham, auf einer Grünfläche an der Woodward Avenue, parkt seit Mittwochabend ein kleiner, goldener Camaro in einer Glasbox. Quelle: Historic Vehicle Association (HVA) Normalerweise stellt die Historic Vehicle Association in diesem Glaskasten Tafts Dampfwagen oder Reagans Willys-Jeep aus. Aber den Camaro fuhr kein US-Präsident. Er darf aus einem anderen Grund im Rampenlicht parken: Es ist der allererste Chevrolet Camaro, der je gebaut wurde. Der Ursprung eines Modells, das heute bekannter ist als viele Präsidenten - und irgendwie amerikanischer. Der Weg des CamaroWie neu sieht der Camaro aus dem Glaskasten auf Bildern aus. Als hätten sie ihn direkt aus dem ein paar Kilometer entfernten GM-Keller hierher getrailert. Doch das Auto mit der VIN N100001 hat einen deutlich längeren, steinigeren Weg hinter sich. Geboren wurde der erste von 52 Vorserien-Prototypen nicht in Detroit, sondern in einer Lagerhalle des GM-Werks Norwood, Ohio. Vor 50 Jahren schraubten und dengelten hier ein paar Mechaniker hastig das Auto zusammen, mit dem General Motors dem Ford Mustang Konkurrenz machen wollte. Für den ersten Prototypen wählten sie am 21.Mai 1966 die Basismotorisierung ohne Extras. Unter der Haube steckt ein 230cui-Reihensechszylinder (3,8 l) mit ca. 140 PS – einen V8-Small-Block gab es erst später serienmäßig. Quelle: Historic Vehicle Association (HVA) Zu dieser Zeit gab es noch nicht mal einen Namen für das neue Modell. Nummer eins kam ohne Löcher für Embleme auf die Welt. Karosserieteile und Schweißnähte wurden in Handarbeit ausgeführt. Erst spät wurde der Name für das Modell festgelegt. Nachdem GM bereits 100.000 Dollar für "Panther"-Schriftzüge ausgegeben hatte, entschied man sich wenige Wochen vor der Premiere um. Es wurde: Camaro. Als die Presse nach der Bedeutung fragte, antworteten die Produktmanager: Ein bösartiges Tier, das Mustangs frisst. Tatsächlich sollte der Name aber so viel wie Freund oder Kumpel bedeuten. Umbau für den DragstripRichtige Freunde hatte N100001 dagegen lange Zeit nicht. Nachdem ein Chevrolet-Händler, der auch Camaro Nummer 36 und 49 kaufte, den Prototypen jahrelang als nettes Schmuckstück in seinem Showroom ausstellte, verkaufte er ihn an einen Bekannten. Selten tut es Autos gut, wenn ihre Besitzer nicht Bescheid wissen. Der Camaro ging durch viele Hände und dann noch durch ein paar mehr. Zwischendurch landete er bei einem Hobby-Rennfahrer. Der riss alles „Unnötige“ wie Sitze, Teppiche oder den kleinen Motor heraus, um auf dem Dragstrip Gewicht zu sparen. Mindestens zwei weitere Besitzer nutzten den mittlerweile umlackierten und mit Drag Slicks ausgestatteten Camaro für Beschleunigungsrennen. Quelle: Historic Vehicle Association (HVA) Jahre späterDer Camaro hatte einige Jahre nach seiner Einführung das Image des Rebellen-Autos. White Trash, Trailerpark, Dosenbier – das schwingt bei diesem Auto mit. Auch der erste Prototyp erlebte das raue Amerika. 2010 wechselte er zum vorerst letzten Mal den Besitzer. Der Vorbesitzer hatte Job und Haus verloren und brauchte Geld. Die neuen waren Corey und Logan Lawson. Der damals 13-jährige Logan wurde über eine Anzeige auf das Auto und seine seltsame Seriennummer aufmerksam. Vater Corey kannte sich mit Oldies – ausgerechnet Ford Mustang – aus und glaubte ebenfalls an den großen Fund. Sie kauften das heruntergekommene Auto und restaurierten es. Die üblichen Restaurierungsarbeiten reichten bei diesem Projekt allerdings nicht aus. Sohn, Vater und drei weitere Leute steckten mehr als 8.000 Stunden allein in die Recherche zu den 52 Prototypen. Der schwierigste Teil: Die Suche nach den „überflüssigen Teilen“. Doch die konnten die Beiden in einer Lagerhalle wiederfinden und mit dem Rest vereinigen. Respekt, Corey und Logan! Herzlichen Glückwunsch N100001, herzlichen Glückwunsch Camaro!
Quelle: Detroit Free Press, Historic Vehicle Association |