Es gibt Autos, die sind bis zur Perfektion langweilig. Alles passt, alles stimmt, und doch fehlt etwas. Der VW Tiguan gehört dazu. Und nun auch der Hyundai Tucson.
Der Hyundai Tucson ist der technische Zwilling des Kia Sportage – und fährt trotzdem anders, nämlich komfortabler und luxuriöser. Wir haben das SUV im Alltag getestet. Weiter unten auf der Seite findet Ihr unsere Wertung im Detail.
Berlin - Den richtigen Namen fürs Kind zu finden, fällt vielen Eltern schwer. Autohersteller haben es leichter, denn sie haben einen zweiten Versuch. 2005 nannte Hyundai dieses SUV Tucson, wie die Stadt in Arizona. Vier Jahre später hieß der Nachfolger ix35. Das aktuelle Modell heißt wieder Tucson. Klar, Tucson klingt besser, irgendwie nach Abenteuer. Wenn man es richtig ausspricht, also mit langem "u" und einfachem scharfen "s". Dabei soll der Tucson durchaus Technokraten ansprechen, die ein solides und zuverlässiges Auto suchen. Außen übersichtlich, innen groß und dazu noch ein schickes Design. Aber auch: ein Auto ohne Ecken und Kanten. Eines, das nicht auffällt in der Masse. Nicht auffallen, damit verdient VW gutes Geld. Hyundai will das auch. Der aktuelle Tucson ist ein schickes, solides und kompaktes SUV. 4,47 Meter lang, 1,85 Meter breit und mit Dachreling 1,65 Meter hoch. Mit einer Anhängelast von 2,2 Tonnen zieht er zudem schwere Hänger. Der Kofferraum fasst zwischen 513 und 1.503 Liter. Die Tür fällt satt ins Schloss, nichts klappert, die Spaltmaße stimmen. Auch der Innenraum sieht hochwertig aus: dick umschäumter Kunststoff und saubere Nähte. Die Armaturen lassen sich leicht ablesen und sind logisch sortiert. Durch die hohe Sitzposition bleibt alles im Blick, selbst beim Rückwärtseinparken. Sitze und Lehnen bieten einen hohen Komfort. Und mit der Leder-Ausstattung wird es im Tucson sogar vornehm. Dazu passt das Geräuschniveau, selbst bei hohen Geschwindigkeiten: Es liegt fast auf dem Niveau von Mittelklasse-Limousinen. Ein Tiguan kann das nicht besser. Langstreckentaugliches Reise-SUVDer 2,0-Liter-Diesel mit 185 PS und 400 Newtonmetern Drehmoment arbeitet laufruhig, leise und angenehm im Hintergrund – aber für diese Leistung auch völlig emotionslos. Kein sportliches Brummen, kein Fahrspaß. Aus dem Stand beschleunigt das SUV in 9,9 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 201 km/h. Die Gänge flutschen ordentlich durchs gut abgestimmte manuelle Sechsgang-Getriebe. Kein Grund zum Mäkeln - aber für eine abendliche Spaßfahrt gibt es ebenfalls keinen Anlass. Nach Norm verbraucht der Tucson 5,9 Liter auf 100 Kilometern, im Testalltag waren es 6,8 Liter. Im Stadtverkehr können es auch mal mehr als acht oder neun werden. Mit einer Start-Stopp-Automatik ließe sich da noch was rausholen, aber die bietet Hyundai im Tucson nicht an. Der Schwerpunkt bei der Abstimmung des Tucson lag auf Komfort. Das ist der größte Unterschied zum deutlich sportlicheren Kia Sportage. Am Abrollkomfort gibt nichts zu kritisieren, auch nicht bei Autobahntempo. Dazu der auf allen Plätzen geräumige Innenraum - mit diesem SUV lassen sich lange Strecken prima absolvieren. Bei den Assistenzsystemen hat Hyundai Nachholbedarf. Einen aktiven Tempomaten gibt es nicht, den automatischen Einparkassistenten nur in Kombination mit der Automatik. Schwach ist auch, dass beim stärksten Diesel in der höchsten Ausstattung noch etliche Assistenten extra berechnet werden. Kollisionswarner, Totwinkel-Warner und Notbremsassistent kosten im Paket noch einmal 1.100 Euro Aufpreis. LED-Scheinwerfer und Verkehrsschilderkennung zählen dafür beim Testauto zur Serienausstattung. Die Koreaner pirschen sich immer näher an die deutsche Konkurrenz an. Der Tucson bietet viel Platz, tolle Verarbeitung, echte Langstreckenqualitäten und Perfektion bis zu Langweile. Das macht ihn zu einer echten Alternative zu VW. Die Individualität bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Ein Auto dieser Preisklasse darf gern etwas mehr Charakter bieten. Der Hyundai Tucson im DetailKarosserie: Schick und kompakter als die KonkurrenzMit 4,47 Metern Länge ist der Hyundai Tucson ungefähr so lang wie der VW Tiguan (4,48 m). Der Kofferraum fasst 513 bis 1.503 Liter, beim Tiguan sind es 615 bis 1.655 Liter. Die Ladebreite von 1,03 Meter und die Tiefe von bis zu 1,61 Meter erlauben den Transport sperriger Gegenstände. Die Sitze lassen sich leicht umlegen und in der Neigung verstellen, eine verschiebbare Rückbank gibt es jedoch nicht. Dafür öffnet die Heckklappe per Druck auf die Taste am Deckel elektrisch - oder wenn man sich mit dem Schlüssel in der Tasche dem Heck nähert. Das kann man mögen, es kann aber auch stören. Im Bordcomputer lässt sich die Funktion ein- und ausstellen. Fahrwerk: Komfortabel statt sportlichDie Ingenieure legten mehr Wert auf Komfort als auf Sportlichkeit. Das gilt für Fahrwerk, Geräuschkulisse und für die Sitze. Die Lenkung arbeitet direkt, gibt eine saubere Rückmeldung zur Straße - hektisch wird es dabei trotzdem nicht. Mit voller Beladung jedoch stößt das Fahrwerk an seine Grenzen: Es fängt bei Bodenwellen leicht an zu poltern und schaukelt sich auf. Antrieb: Zwei Benziner und vier Diesel – aber kein HybridNeben dem 2,0-Liter-Diesel mit 185 PS gibt es folgende Motorisierungen:
Volumenmotor ist der 1,7-Liter-Diesel mit 141 PS, in Kombination mit dem Doppelkupplungsgetriebe. Auf dem Papier die vernünftigste Variante. Zumal es ihn in allen vier Ausstattungsvarianten Classic, Trend, Style und Premium gibt. Innenraum: Hyundai rückt langsam an die Premium-GrenzeAn Verzicht erinnert im Tucson nichts. Der Innenraum wirkt toll verarbeitet, mit viel unterschäumtem Kunststoff, angenehmer Haptik und moderner Optik. Die Sitzheizung wärmt vorn und hinten, Fahrer- sowie Beifahrersitz lassen sich elektrisch einstellen. Infotainment: Hier hat der Tucson NachholbedarfBeim Infotainment erreicht der Hyundai noch nicht den Stand der Konkurrenz. Das TFT-Touchscreen-Navi wirkt schlicht, die Smartphone-Konnektivität ist limitiert. SMS lassen sich zum Beispiel nicht abrufen, eine Sprachsteuerung gibt es nicht. Vorteil des simplen Systems: Es lässt sich leicht verstehen und intuitiv bedienen. Mit dabei sind Rückfahrkamera und digitales Radio. Verkehrsinfos und Wetterdaten kommen über den TomTom-LIVE-Service. Preis: Koreaner sind nicht mehr richtig günstig.So richtig günstig sind Kia und Hyundai schon lange nicht mehr. Der Tucson startet bei 22.700 Euro, dann allerdings mit dem schwachen 132 PS Benziner. Der Basisdiesel mit 116 PS kostet 25.050 Euro. Für unseren Testwagen mit 2,0-Liter-Diesel und 185 PS verlangt Hyundai mindestens 37.900 Euro, in der Premium-Ausstattung sind es 38.200 Euro, die Version mit Automatikgetriebe kostet 40.250 Euro. Beim Testwagen mit Handschaltung kamn Metallic-Lackierung (590 Euro), das Sicherheitspaket (1.100 Euro) und das Lederpaket (1.600 Euro) hinzu. Macht zusammen 41.490 Euro. Bei Hyundai immer mit dabei: eine Fünfjahres- Garantie mit Sicherheits-Checks und ohne Kilometerbegrenzung. Zum Vergleich: Ein Mazda CX-5 mit 175-PS-Diesel kostet in der höchsten Ausstattung 37.390 Euro, der Tiguan kostet als Highline mit Siebengang-DSG und 190 PS 39.975 Euro. Technische Daten: Hyundai Tucson 2.0 CRDi Premium
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