VW übernimmt Porsche, sagt die Fachpresse. VW und Porsche schaffen einen integrierten Konzern, sagt VW. Der Mythos Porsche lebt weiter, sagt der Porsche-Betriebsrat. In jedem Fall hat der Deal scheinbar funktioniert: Porsche und VW fusionieren steuerfrei. Nun bringt die Porsche SE ihre Anteile an Porsche in die Volkswagen AG ein. Als Gegenleistung für das Einbringen dieser Anteile erhält die Porsche SE rund 4,46 Milliarden Euro und eine Volkswagen Stammaktie. Schon 2009 hatte VW 49,9 Prozent an Porsche für 3,9 Milliarden Euro erworben, als Soforthilfe für die Stuttgarter: Nach der gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche war Porsche mit etwa 11 Milliarden Euro verschuldet. So ergibt sich insgesamt ein Kaufpreis von 8,4 Milliarden Euro für das operative Porsche-Geschäft. Dem Staat entgehen 1,5 Milliarden Euro Der Trick ist die Übertragung einer einzigen Stammaktie der Volkswagen AG an die Porsche SE. Damit wird die Holding Teilhaber, aus dem Verkauf eine Umstrukturierung, und die ist steuerfrei. Das hatte das baden-württembergische Finanzministerium Mitte Juni mitgeteilt. Jene Behörde also, der der Großteil der nicht gezahlten Steuern durch die Lappen geht. Wegen weiterhin offener Schadensersatzforderungen von Ex-Investoren gegen die Porsche-Holding war es für VW nicht attraktiv, die Porsche SE zu übernehmen, die wiederum seit der gescheiterten Übernahmeschlacht 50 Prozent der VAG-Aktien hält. Nun schnappt sich VW die Porsche AG und belässt die verschuldete Porsche SE separat, die mit der Kaufsumme vorrangig Schulden bedienen will. Geschäftlich kann die Fusion für Porsche und VW nur von Vorteil sein: Porsche verwendet schon heute viel Konzerntechnik. Bislang mussten die beiden verwobenen Hersteller sich gegenseitig jeden Warenverkehr in Rechnung stellen, der gemeinsame Schaden aus diesen Geschäften wird mit 700 Millionen Euro jährlich beziffert. Aufsichtsrat soll Porsche-Eigenständigkeit bewahren Die Eigenständigkeit von Porsche als Marke soll ein fakultativer Aufsichtsrat sicherstellen. Der wird zwischen VAG und Porsche bei der neuen Porsche (Zwischen-) Holding installiert und entscheidet beispielsweise über Verlegungen und Stilllegungen von Porsche-Betrieben. Nicht ganz verstanden? Verständlich, das Parkett der Hochfinanz war auch für den erfolgreichen (solange er Autos baute) Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zu glatt. Ferdinand Piëch, Aufsichtsratsvorsitzender von VW und einflussreichster Eigentümer von Porsche, konnte erfolgreich mit sich selbst verhandeln. Und: Eine der größten Fusionen der deutschen Industriegeschichte bleibt steuerfrei.
Quelle: MOTOR-TALK |
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