Ein Kfz-Ingenieur soll seit Jahren HU-Plaketten verteilt haben – gegen Geld statt einer ausreichenden Prüfung.
Tübingen – Bauchkribbeln, schwitzige Hände und Nervosität vor der nächsten Hauptuntersuchung? Im Landkreis Böblingen genügten ein paar Scheine für den Erhalt einer neuen Plakette. Denn dort tauschte ein freier Kfz-Prüfingenieur Plaketten gegen Geld – obwohl die Autos erhebliche Mängel aufwiesen. In anderen Fällen prüfte er die Fahrzeuge kaum und klebte trotzdem den Zwei-Jahres-Freifahrtschein aufs Kennzeichen. Die Staatsanwaltschaft Tübingen geht von mehreren Tausend Fällen im Zeitraum zwischen 2012 und 2014 aus. Betrüger war wahrscheinlich EinzeltäterDer Verdächtige arbeitete in mehreren Werkstätten für die Karlsruher Gesellschaft für technische Sicherheitsprüfung (GTS), wie die Stuttgarter Nachrichten berichtete. Für die Plaketten verlangte er nur einen geringen Aufschlag. Welche Fahrzeuge oder Kunden von dem besonderen Service profitierten, steht derzeit nicht fest. Auch nicht, ob der Betrüger Komplizen in den Werkstätten hatte. Genaues wisse die Staatsanwaltschaft derzeit nicht. „Wir müssen erst 20 Aktenordner auswerten“, sagt Staatsanwältin Tatjana Grgic. Aufgefallen war der Betrug durch ein in Baden-Württemberg großangelegtes Verfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Dabei wurden noch ein weiterer Fall von Plakettenbetrug entdeckt. Außerdem fiel der Polizei schon 2014 ein Mitarbeiter der GTS aufgrund seines lockeren Umgangs mit Plaketten auf. Daraufhin mussten 8.500 Autofahrer zur Nachkontrolle und der Prüfer wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Seitdem führt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg als Aufsichtsbehörde verdeckte Tests durch. Ob durch den Plakettenschwindel ein nicht verkehrstüchtiges Auto in einem Unfall verwickelt wurde, konnte sie nicht bestätigen. |