Köln - Davon können die Autohersteller heutzutage nur träumen: Als der Opel Rekord vor 60 Jahren vorgestellt wurde, drückten Menschenmassen beinahe die Schaufenster der örtlichen Händler ein. Auf der IAA musste der Messestand wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen werden.
Die Präsentation von Opels oberer Mittelklasse war ein Ereignis von nationaler Bedeutung. Weder Bundeskanzler Konrad Adenauer noch sein Minister Ludwig Erhard fehlten. Kein Wunder, schließlich enthüllte die Adam Opel AG einen automobilen Eckpfeiler für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg im Deutschland der Nachkriegszeit.
Opel auf der Rekord-Welle
Der Opel Olympia Rekord P1 verursachte einen Massenauflauf Quelle: Opel
Opel erwartete viel von seinem neuen Modell: Der Rekord sollte die Nummer eins in der Mittelklasse und gleichzeitig ein Exportschlager werden. Und genau so kam es auch.
Was der Volkswagen Käfer bei den Kleinwagen war, wiederholte der Opel in der Mittelklasse, zeitweise als meistproduzierte 1,7-Liter-Limousine der Welt. 1972 machte der Rekord den Rüsselsheimer Hersteller noch einmal zum größten deutschen Automobilhersteller.
In den 1950er-Jahren wurde die jährliche Modellpflege von der Öffentlichkeit mit immenser Spannung erwartet. Die Vorfreude auf das neue Modell gipfelte 1957 in einem einzigartigen Volksauflauf bei den Opel-Händlern. Der Grund: Die Vorstellung des Olympia Rekord P1 mit Panoramaverglasung. Der von Presse und Publikum als Mini-Buick bezeichnete Opel war ein erschwinglicher Traumwagen, der amerikanischen Glamour in die grauen Jahre des Wiederaufbaus brachte.
Als die ersten Panoramascheiben-Rekords auf den Straßen auftauchten, wurden sie von begeisterten Passanten bejubelt und umringt. Kein Wunder, dass Opel wenig später die neue Designlinie auch auf den Kapitän des Jahrgangs 1958 übertrug – und einen Flop lancierte. So schnelllebig waren jene Jahre.
Bis zum Jahr 1986 rollten weit über acht Millionen Opel Rekord von den Bändern, in acht Generationen und auf vier Kontinenten. Ein Erfolg, den Opel mit dem Nachfolger Omega nicht fortschreiben konnte.
Mit repräsentativem Sechszylinder
Einer der größten Konkurrenten des Opel Rekord kam 1960 auf den Markt. Fords sogenannte „Linie der Vernunft“, der 17 M mit aerodynamischer Karosserie, schaffte es sogar kurzzeitig auf Platz eins im Ein Opel Rekord A Coupe von 1963 Quelle: Opel
Segment - und machte Ford zum härtesten Rivalen der Rüsselsheimer in den großen Klassen. Aber auch Volkswagen legte nach und ließ die Typen VW 1500/1600 vom Stapel.
Das brachte den Opel Rekord kurzzeitig aus seiner Erfolgsbahn. Erst mit dem 1963 vorgestellten Rekord A im Stil des Chevrolet Corvair fuhr die Baureihe wieder zu ganz großer Form auf, jetzt sogar mit repräsentativem Sechszylinder.
Parallel dazu konnten die geräumigen „Caravan“-Kombis die Wolfsburger Wettbewerber vom Typ 1500/1600 Variant erfolgreich bekämpfen. Mit 376.000 Einheiten erreichte die Jahresproduktion des Rekord 1964 ein neues Allzeithoch.
Rekord C und Commodore
Als besonders erfolgreich erwies sich der Rekord C: In gut fünf Jahren produzierten die Rüsselsheimer rund 1,3 Millionen Einheiten. Damit verkaufte Opel erstmals über eine Million Autos einer Modellreihe.
1967 stellte Opel den Commodore vor, eine Luxusversion des Rekord. Mit leistungsstarken Sechszylinder- Ein Opel Rekord C, viertürig, von 1966 Quelle: Opel
Motoren und viel Chromschmuck füllte er nicht nur die Lücke zwischen Rekord und Kapitän. Der bis knapp 200 km/h schnelle Commodore attackierte auch erfolgreich neue Premium-Limousinen wie den Mercedes 250 und den NSU Ro 80.
1976 gelang es den Rüsselsheimern, mit 921.696 Fahrzeugen einen neuen Jahres-Produktionsrekord aufzustellen - und der Opel Rekord hatte daran einen entscheidenden Anteil. Als der Millionenerfolg im Spätsommer 1977 die Bühne den Nachfolgern Rekord E und Commodore C überließ, war seine Form noch immer frisch. Vorzeitig altern ließ den Klassiker nur der zeittypische Rost an fast allen Karosserieteilen.
MOTOR-TALK-Redakteur Björn erinnert sich an das Auto, in dem er praktisch aufwuchs: Ein roter Rekord D. Sechs Jahre nach dem Neukauf monierte der TÜV herausfallende Scheinwerfer und große Löcher im Unterboden.
Diese Probleme hatte die finale Rekord-Generation nicht mehr: Der Rekord E wies mit Keilform und Stromlinie den Weg in die 1980er-Jahre und war trotz wachsender Konkurrenz die erfolgreichste Vierzylinder-Limousine ihrer Klasse.
1985 setzte der große Opel noch einen letzten Meilenstein: Als 1,8-Liter-Limousine zählte er zu den Pionieren bei der Einführung des geregelten Drei-Wege-Katalysators. Als der Rekord im August 1986 abtrat und das gut bestellte Feld seinem Nachfolger Omega überließ, war die Trauer nicht nur unter Opel-Fans groß.
Produktionszahlen
- 581.922 Olympia-Rekord (1953-1957)
- 817.003 Olympia-Rekord P1 (1957-1960)
- 67.952 Opel 1200 (Basisversion des Olympia Rekord) von 1959-1962
- 787.684 Rekord P2 (1960-1963)
- 1.184.075 Rekord A und B (1963-1966)
- 1.276.681 Rekord C (1966-1971)
- 156.330 Commodore A (1967-1971)
- 1.128.196 Einheiten Opel Rekord D (1972-1977)
- 140.827 Commodore B (1972-1977)
- 967.064 Einheiten Opel Rekord E 1 (1977-1982)
- 80.521 Commodore C (1978-1982)
- 487.193 Einheiten Opel Rekord E 2 (1982-1986)
Quelle: SP-X