Nach einer aktuellen J.D. Power Studie sinkt die Qualität von Neuwagen. Schuld sind viele neue elektronische Gimmicks. Dabei ist die Studie umstritten.
Detroit – Rückrufe verkaufen die Hersteller gern als Sorgfalt am Kunden, aber die Kehrseite ist: Alle Probleme, die bei Rückrufen behoben werden, wurden auch einmal eingebaut. Ein Rückschluss auf die Qualität von Autos ist also durchaus möglich – oder? Nein, sagt eine aktuelle J.D. Power-Studie. Ihr Ergebnis: Aktuell sinkt die Qualität von Neuwagen. Wie ermittelt J. D. Power das? Die Agentur fragt Neuwagenkäufer 90 Tage nach der Auslieferung ihres Fahrzeugs: Gab es bereits Probleme mit dem Auto? Die Quote stieg gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent, von 113 Problemen pro 100 Autos auf 116 Probleme. Diese Zahl erstaunt, denn schließlich legen die Hersteller Wert darauf, nicht nur ihre Produkte, sondern auch ihr Qualitätsmanagement ständig zu verbessern. Die Hauptursache liegt laut J.D. Power in mehr elektronischen Gadgets in den Fahrzeugen: Bluetooth-Verbindungen, Sprachsteuerung, Internetradio. Komplizierte Infotainment-Systeme sind hauptsächlich für den Anstieg verantwortlich. Neue Technik schwer verständlichWie sehen diese Probleme aus? „Manche Käufer finden die Technik schwer verständlich, oder schwer zu bedienen. Oftmals funktionieren die Systeme aber auch einfach nicht richtig“, sagte Dave Sargent, J.D. Power-Sprecher für den Automobilbereich, zu „the Detroit Bureau“. Besonders davon betroffen ist Ford mit dem Sync-System. Das liegt auch an der Vorreiterrolle der Marke bei Infotainment-Systemen: „Ford machte am Anfang Fehler, die die Konkurrenz von vornherein vermeiden konnte – denn Ford war damit bereits auf die Nase gefallen“, sagt Sargent. Erst mit dem neuen System Sync 2, in Deutschland noch nicht am Markt, nahmen die Beschwerden ab. Es gab auch mehr mechanische Probleme. Sargent führt sie aber überwiegend auf den extrem harten Winter in den USA zurück: Betroffen waren Heizungs- und Lüftungssysteme, Lacke und Dekore litten, auch Motoren und Getriebe kämpften mit der extremen Kälte. „Die Kunden verstehen das, melden es uns aber trotzdem als Problem“, sagt der J.D. Power-Sprecher. Studie ist nicht unumstrittenQuelle: General Motors Die Studie von J.D. Power ist nicht unumstritten. Hersteller kritisieren: Anwenderfehler fließen genauso ein wie externe Einflüsse, an denen der Hersteller keine Schuld trägt. Die für den Kunden wichtige Langzeitqualität kann 90 Tage nach der Auslieferung nicht erfasst werden. Das sagt allerdings schon der Name der Studie aus. Signifikant sind die Ergebnisse über die Jahre trotzdem: Immer wieder sacken Hersteller, die neue Modelle in den Markt gebracht haben, im Ranking ab. „Die Hersteller wollen ihre Kunden mit Neuheiten erfreuen, aber das gelingt nur selten ohne Probleme“, sagt Dave Sargent. Und: Kunden, die keine Fehler feststellen, bleiben ihrer Marke öfter treu als Kunden, die Fehler finden. Porsche vorn, Fiat hintenDie Studie bezieht sich auf den US-Markt. Beste der 32 ausgewerteten Marken: Porsche mit 74 Fehlern pro 100 Autos. Es folgen Jaguar (87), Lexus (92), Hyundai (94) und Toyota (105). Abgeschlagenes Schlusslicht: Fiat mit 206 Problemen pro 100 Autos. Zweitletzter ist die Chrysler-Marke Jeep (146). Rückruf-Weltmeister GM holt die meisten Siege in den einzelnen Fahrzeugklassen: „Es gibt keinen statistischen Zusammenhang zwischen der Zahl der Rückrufe und unserem Ranking“, sagt Sargent. Er glaubt: „Rückrufe sind ein sehr schlechter Maßstab für Qualität".
Quelle: J.D.Power; The Detroit Bureau |