Viel Platz und wenig Schnickschnack zum kleinen Preis: So soll Fords Ka+ bei preisbewussten Kunden landen. Das könnte klappen, denn vieles machen die Kölner richtig.
München – Darren Palmer, bei Ford zuständig für Kleinwagen, sagt: „Wir haben unsere Lektion gelernt“. Mit dem letzten aus Südamerika importierten Ford, dem Mini-SUV Ecosport, leistete sich der US-Konzern einen teuren Schuss in den Ofen. In Europa überzeugte das rustikale Äußere und Innere kaum jemanden. Beim ebenfalls in Brasilien entwickelten Ka+ soll nun alles besser werden. Deshalb kommt er auch so spät: Die Produktion des Vorgängers bei Fiat in Tychy endete im April 2016, ab Oktober wird der Ka+ beim Händler stehen. Vieles hat Ford angepasst, damit der Wagen europäischen Käufern gefällt. Denn: „Wir sehen eine Marktlücke“, befindet Darren Palmer. Kostenbewusste Ford-Kunden hätten bisher häufig zu mager ausgestatteten Basis-Fiesta gegriffen. Sie sollen künftig den Ka+ kaufen. Der ist kein Kleinstwagen, sondern mit 3,93 Metern Länge ein „Budget-Kleinwagen“. Preislich sortiert er sich irgendwo zwischen Dacia Sandero und Kia Rio ein. Schmal, hoch und ChromQuelle: FordDrei Monate habe man am Hartplastik im Cockpit gefeilt, sagt Palmer. Die Spaltmaße optimiert, mit größeren Türdichtungen und Dämmmatten das Auto innen leiser gemacht. Sicherheit und Rostschutz an europäische Qualitätswünsche angepasst, und: dafür gesorgt, dass der Ka+ so fährt, wie wir Europäer das von einem Ford erwarten. Über das Ausgangsmodell sagt das eine Menge. Aber: Fords Kleinwagen zum Kleinstwagenpreis (ab 9.990 Euro) funktioniert. Natürlich wirkt der Innenraum etwas trist. Aber auch gut verarbeitet, und mit etwas Chrom und Klavierlack nicht ganz so farblos wie anderswo in der 10.000-Euro-Klasse. Kopf- und Kniefreiheit sind überdurchschnittlich und reichen locker für vier ausgewachsene Europäer. Vorn fühlt sich der Ka+ allerdings recht schmal an. Die seitenhaltfreien Sitze sind nicht für allzu breite Becken gebaut. Der Kofferaum erreicht mit 270 Litern knapp Kleinwagenniveau (aktueller Fiesta: 295 l). Für die Variabilität baut Ford immerhin eine asymmetrisch geteilte Rückbank ein. Beim Umlegen bildet sich jedoch eine unpraktische Stufe, das geht besser. Leider hat Ford außerdem einen Knopf eingespart, mit dem sich die Kofferraumklappe von außen öffnen lässt. Cockpit: Altbacken, aber funktionalQuelle: MOTOR-TALKWer moderne Autos zu kompliziert findet, könnte den Ka+ mögen. Vieles in diesem Cockpit hat Ford eigentlich hinter sich gelassen. Zum Beispiel die einfarbig-pixelige Anzeige des Bordcomputers, die kompromisslose Schlichtheit der Rundinstrumente – oder den Umstand, dass das Lenkrad nur in der Höhe verstellt werden kann. Und natürlich das Infotainment-System Sync 1 – in größeren Modellen baut Ford bereits die dritte Generation ein. Es bietet immerhin über die Handy-Koppelung eine Sprachsteuerung und per Applink Zugriff auf Apps wie Spotify. Navigieren muss man im Ka+ ohnehin per Smartphone: Ein Werksnavi ist nicht lieferbar. Vieles fehlt im Ka+ also, aber was da ist, wirkt durchdacht. Zum Beispiel die Ablagen: In die Seitentür passen eine große Wasserflasche, ein Kaffeebecher und ein kleiner Regenschirm. Die Ablage fürs Handy ist rutschfest gummiert. Alternativ zu Sync kann eine ausklappbare Handy-Halterung namens "MyFord Dock" geordert werden. Und: In einem Geheimfach lassen sich zum Beispiel Kleingeld oder Großpapas Siegelring verstecken. So fährt der Ka+In Lenkung und Fahrwerk hat Ford viel Arbeit investiert. So fährt der Ka+ trotz höherem Schwerpunkt und weicherer Fahrwerksauslegung beinahe so agil und berechenbar um die Kurve wie ein Fiesta. Lenkung und Schaltung arbeiten direkt und präzise. Das Herzstück des Antriebsstrangs, ein 1,2-Liter-Saugbenziner mit doppelter variabler Nockenwellensteuerung, arbeitet jedoch leider zäh wie ein Kaugummi – auch oberhalb von 2.000 Umdrehungen pro Minute. Den Normverbrauch von 5,0 l/100 km überschritten wir auf unserer Testrunde nur um einen knappen Liter. Und: es bleibt im Ka+ auch bei Tempo 140 angenehm leise. Dämmmatten an der Motorhaube und am Kofferraumboden halten Motoren- und Abrollgeräusche fern, aufwändige Türdichtungen und etwas aerodynamischer Feinschliff reduzieren die Windgeräusche. Sehr schön. Ausstattung: Alles, was zähltQuelle: MOTOR-TALKFord bietet den Ka+ in zwei Varianten an: Als Basismodell mit 70 PS oder als „Cool & Sound“ mit 85 PS. Klimaanlage (1.000 Euro) und Radio (500 Euro) lassen sich in der Basis mitbestellen, aber dann kann man gleich zur größeren Version greifen. 80 Prozent der Kunden werden dies tun, glaubt Ford. Zum Marktstart spendiert Ford zur Basis ein Radio und zur teureren Variante Leichtmetallfelgen ohne Aufpreis. Serienmäßig bringt der Ka+ elektrische Fensterheber vorn mit, elektrisch verstellbare Seitenspiegel, Zentralverriegelung mit Funkschlüssel, Fehlbetankungsschutz und einen Berganfahrassistenten - der leider am Hang nicht gegen die Drehmomentschwäche hilft. Seitenairbags hinten sind ebenfalls serienmäßig. Fords Ansatz ist nicht, mit Kampfpreisen in die 6.000-Euro-Klasse vorzudringen, sagt Darren Palmer: „Ich glaube nicht, dass wir für dieses Auto hohe Rabatte sehen werden“. Man wolle im Segment unter 13.000 Euro das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Viel Konkurrenz gibt es nicht: Etwa 2.000 Euro günstiger als der Ford bleibt bei vergleichbarer Motorisierung und Ausstattung der Dacia Sandero. Ein Kia Rio (Auslaufmodell) liegt mit vergleichbarer Ausstattung nach Preisliste bereits spürbar über dem Ka+. Kleinstwagen wie der Opel Karl, Renault Twingo oder VW Up bieten deutlich weniger Platz. Ford Ka+: Technische DatenDer Einfachste
"Cool & Sound"
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