Die Sicherheit im Auto ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich wollen wir alle Autos fahren, die uns im Fall eines schweren Unfalls körperlich möglichst unversehrt überleben lassen. Weil das so ist, wurden die Autos in den vergangenen Jahren auch immer sicherer. Auf der anderen Seite wurden die Autos durch diese Entwicklung aber auch immer schwerer, enthalten immer mehr elektronische Systeme und sind, nicht zuletzt, auch etwas teurer geworden. Moderne, hochsteife Fahrzeuge mit verstärkter Fahrgastzelle können sich zudem bei einem Zusammenprall mit einem älteren Fahrzeug wie eine Dampframme in dessen (vergleichsweise) weiche Karosserie bohren, wie Crash Tests zeigten. Eingekeilt in Sicherheitstechnik? Ein zusätzliches Problem, auf das die Branche, ebenso wie Rettungsdienste und Automobilclubs, erst in den letzten Jahren aufmerksam wurde: Je komplexer und umfassender das lebensrettende Geflecht aus Airbags, verstärkter Fahrgastzelle und versteifter Karosserie aufgebaut ist, desto tödlicher kann es auch sein. Dann nämlich, wenn verletzte Passagiere nach einem Unfall in einem verkeilten Wrack eingeschlossen sind und die Rettungskraft nicht zu ihnen vordringen kann. Immer öfter scheitern in der jüngeren Vergangenheit die hydraulischen Rettungsscheren von Feuerwehr, THW und anderen Notfall-Hilfsdiensten an den neuesten hochfesten Stahlkonstruktionen in vielen PKW neueren Typs. Gefahr für Helfer durch Airbags und alternative Antriebe Für die Helfer gefährlich sind außerdem pyrotechnische Systeme wie Gurtstraffer und Airbag-Auslöser, die explodieren und die Rettungskräfte verletzen können. Elektrische Systeme stellen zusätzliche Gefahrenquellen dar. Zusätzlich stellt zukünftig die zunehmende Anzahl von alternativen Antriebssystemen wie Hybrid-, Erdgas-, Flüssiggas-, Elektro- und Wasserstofffahrzeugen ein neues Gefahrenpotenzial für die Rettungskräfte dar. In Elektroautos fließt Hochspannung bis zu 600 Volt, und Gastanks und-Leitungen dürfen bei der Öffnung eines Fahrzeugs keinesfalls beschädigt werden, da sonst akute Explosionsgefahr droht. Mit der zunehmenden Verbreitung solcher Fahrzeuge, wie eben auch mit den immer schwieriger zu „knackenden“ konventionellen Fahrzeugen, wird ein Aspekt immer wichtiger: Bei einem Unfall müssen Rettungskräfte spezifische Informationen darüber haben, wo und wie sie bei einem bestimmten Automodell die Schere ansetzen können, wo sie zuerst eine Airbag-Patrone entschärfen sollten oder welches Kabel man als Retter in seinem eigenen Interesse nicht durchknipsen sollte. Standardisierte Rettungskarten geben lebenswichtige Informationen Solche Informationen liefern die sog. Rettungskarten, die auf Initiative des Verbands der Automobilindustrie (VDA) mittlerweile die meisten Autohersteller, zumindest für ihre aktuelleren Modelle, entwickelt haben. In einer standardisierten Darstellung sind hier wichtige Informationen wie die Position von Karosserieverstärkungen, Batterien, Airbags, Gasgeneratoren, Leitungen, Steuergeräten etc. dargestellt. Die Symbole auf der Karte sind standardisiert und daher für den Fachmann schnell erfassbar. Mit diesen Infos, so die Theorie, können die Rettungskräfte am Unfallort verunfallte Personen viel schneller aus Autowracks befreien und so Leben retten. Allerdings ist das vielfach bislang tatsächlich Theorie. Zum Einen war bis vor Kurzem die Darstellung der Karten bei etwa der Hälfte der Hersteller noch nicht hinreichend standardisiert und vereinfacht. Zum Anderen war die Erreichbarkeit der Information vor Ort oftmals nicht gegeben. Wenn eine Rettungskraft erst den Fahrzeugtyp mühsam an die Leitstelle durchgeben muss und dann auf Antwort warten muss, kann sie nicht retten. Zumal dann nicht, wenn die Leitstelle sich die Information erst mühsam von irgendwo aus dem Internet fischen muss. Rettungskarte schon Serienausstattung? Bei Neuwagen sollten nach Auffassung der europäischen Automobilclubs und Berufsfeuerwehren die Rettungskarten bereits fester Bestandteil der Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs sein, und zwar an einheitlicher, immer gleicher Stelle. Bei bereits im Verkehr befindlichen Autos muss sich der Fahrer darum selbst kümmern. Automobilclubs empfehlen daher, sich die DIN A 4 – großen Rettungskarten in Farbe auszudrucken (wichtige Informationen sind farblich dargestellt) und im PKW zu platzieren. Nach Ansicht des ADAC ist es sinnvoll, die ausgedruckte und gefaltete Sicherheitskarte in der Sonnenblende am Fahrerplatz zu verstauen. Dort wird die Karte von Rettungskräften üblicherweise erwartet. Daneben bieten Automobilclubs zumeist kostenlose Aufkleber an, die auf das Vorhandensein der Rettungskarte im Fahrzeug hinweisen sollen. Mittelfristig wird für dieses Problem wohl eine digitale Lösung kommen, die nicht nur das jeweilige Fahrzeug zweifelsfrei identifiziert, sondern auch die Rettungsinformationen in Sekundenbruchteilen liefert. Bis es so weit ist, empfehlen wir auch den MOTOR-TALKern, sich selbst um ihre Sicherheit zu kümmern und ihr Fahrzeug mit einer Rettungskarte auszurüsten, soweit noch nicht geschehen. Um Euch das so einfach wie möglich zu machen, haben wir hier die Links zu allen heute zugänglichen Rettungskarten der Automobilhersteller gesammelt. Euer Hersteller fehlt? Dann haben wir leider für diesen Hersteller keine Rettungskarten gefunden. Wenn Ihr von fehlenden Herstellern eine Rettungskarte habt, schickt uns davon doch eine Kopie/einen Link, um sie in die Liste aufnehmen zu können.
Linkliste zum Download der Rettungskarten Abarth Alfa Romeo AMG BMW Chevrolet Nur für wenige ältere Modelle hier erhältlich Daihatsu Dodge Fiat Ford Honda Hyundai Jaguar Jeep Kia Land Rover Lancia Lexus Maybach Mercedes-Benz Mazda Mitsubishi Nissan Opel Opel-Rettungskarten für Smartphone Renault Rolls Royce Saab Skoda Smart Subaru Volkswagen Volvo (bmt)
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 15.12.2010
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