Mitten in der Eiswüste Finnlands versteckt sich ein Paradies für winterharte Porsche-Fans. Mit Pisten, ganz ähnlich denen der Formel-1.
Ivalo/Finnland - Blankes Eis unter den Füßen. Minus 20 Grad an der Nase. Trotzdem tropft eine Schweißperle von der Stirn. Es ist die Aufregung, die manchem Hobby-Piloten beim Porsche Winter-Training im nördlichen Finnland die Feuchtigkeit auf die frierende Haut treibt. Nach der ersten Runde auf dem gefrorenen See glühen die Wangen und die warmgelaufenen Fahrer zeigen Eis und Schnee die kalte Schulter. Willkommen bei der Ice-Force - Porsches Fahrertraining für Menschen, die gerne die Bodenhaftung verlieren. Was lerne ich?Erst die Arbeit, dann die Action. Bevor die Drift-Bereiten das eiskalte Spektakel erleben, müssen sie sitzen und pauken. Erst dann geht es aufs Eis. Hier und jetzt soll die zuvor erlernte Kür getanzt werden. Wir sitzen zu zweit im Auto. Einer führt, der andere wird gelenkt. Ab und an darf der Beifahrer mit gut gemeinten Tipps oder mit leisen Schreien den Takt des Fahrers beeinflussen. Zumindest darf er es versuchen. Die erste Kurve, der erste Drift, der erste Dreher. Das Grinsen in meinem Gesicht wächst mit jedem Lenkeinschlag. Mit jedem Rutsch wachsen Selbstbewusstsein und Übermut in ungeahnte Höhen. Quelle: Porsche Gut, dass gleich ein Fahrerwechsel ansteht. Bei der Ice-Force dreht sich alles ums Durchdrehen. Die Teilnehmer und die Wagen, alles kreist um den perfekten Kreis. Der Weg dorthin ist eisig, kostet Kraft und Nerven. Fahrfehler werden von Einschlägen in die nächstgelegene Schneewand bestraft. Doch sobald die Hinterräder halbwegs kontrolliert ihre Haftung verlieren, belohnt mich der Schnee, das Eis und die rutschenden Reifen mit unwahrscheinlich sanftem Gleiten. Ein einzigartiges, wunderbares Gefühl von Erhabenheit. Mein klitzekleiner Sieg über die Physik. Wie drifte ich?Der Einstieg in die Welt des Driftens liefert mein rechter Fuß. Kurz vor der Kurve gibt er etwas zu viel Gas, die Hände drehen sanft am Steuer und das Heck dreht seinen eigenen Kurvenradius. Auch ein Tritt auf die Bremse bringt unbekannte physikalische Reaktionen mit sich. Mit der Verzögerung verlagert sich das Gewicht und der Grip geht flöten. Etwas für Fortgeschrittene ist das Pendeln. Bei dieser Form des Drifts wird zuerst Richtung Kurvenäußeres gelenkt. Dann bringt ein gewichtiger Lastwechsel das Heck zum schwungvollen Schwenk. Im Idealfall bezieht der driftende Porsche rasch Stellung und steht bereits am Scheitelpunkt in Kurvenausgangsposition. In dieser Pose geht es seitwärts, als gebe es keine Bodenhaftung. Doch dieser Moment der Leichtigkeit ist nicht von Dauer. Sobald die Räder mit ihren bis zu 420 Spikes das Eis wieder zu fassen bekommen, endet die Schlitterei. Dann graben sich die Metallstifte mit aller Gewalt in den Untergrund und es geht wieder nach vorn statt zur Seite. Während ein Tänzer seinem Gegenüber stets in die Augen blickt, muss ein Rennfahrer dorthin Quelle: Porsche schauen, wohin er steuern möchte. Einfacher gesagt als gefahren. Denn die Seitenscheibe ist zugefroren und das Quer-zur-Bahn-Gleiten gerät zum Blindflug. Gut, dass ich nie über den zweiten Gang hinauskomme. Kommt es einmal zum unfreiwilligen Stillstand abseits der Strecke, muss der Cayenne mit Allrad und Abschleppseil ran. Wo und was fahre ich?Der kleine Sachsenring, ein wenig Nordschleife, die halbe Acht und der volle Kreis. Auf dem Eissee sind sie alle eng zusammengerückt. Entworfen wurden die Strecken von der Rennstrecken-Koryphäe Hermann Tilke. Dem Mann, der alle modernen Formel-1-Rennstrecken gezeichnet hat. Nach jeder Trainingseinheit strömen 20 Porsches von ihren Strecken zum Sammelplatz. Quelle: Porsche Hier wird durchgeatmet, abgeklatscht, gegrinst und diskutiert. Und hier werden die Autos getauscht. Je nach Übung steige ich in ein anderes Modell und muss meinen Gasfuß und meine Steuerhände auf einen neuen Antrieb und ein neues Fahrzeuggewicht einstellen. Der 400-PS-911 Carrera S mit der Kraft der hinteren Räder ist ein sehr driftfreudiges Modell. Dem gehört mein Herz. Doch dieser ständige Wille zum Ausbruch fordert meine volle Konzentration und meinen gefühlvollen Gasfuß. Ganz anders verhält sich der 911 Turbo mit 500 PS und Allrad. Er klammert sich mit vier angetriebenen Rädern besser ans Eis. Mit ihm zu driften kostet so viel Kraft, wie einen faulen Gaul zum Galoppieren zu bringen. Landet der Turbo im Schnee, zieht er sich meist selbst wieder aus den Flocken. Wie teuer ist der Schneespaß?Das Dauer-Driften auf spiegelglatter Oberfläche ohne Sorgen um das heilige Blech ist ein Heidenspaß und ein teures Vergnügen. Die Eintrittskarte in die Welt aus Eis, 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, kostet pro Gasfuß mindestens 5.690 Euro. Quelle: Porsche Während der fünftägigen Reise führt Porsche seine Gäste drei Tage lang auf die Weiten eines zugefrorenen Sees nahe Ivalo. Was muss ich mitbringen?Das Ice-Force-Training ist die Champions League unter den Porsche-Fahrertrainings. Bevor man mitspielen darf, muss man Camp 4 und Camp 4S absolvieren. Eine Stufe weiter geht es dann nur auf Einladung von Porsche. Und wenn sie nicht gestorben sind...Egal wie viele Camps man bucht, irgendwann schmilzt auch das Eis in Lappland. Alle Spuren im Schnee verschwinden. Am Rande des Sees sieht es aus, als sei nie etwas gewesen. Nur ab und an, wenn ein Kunststoffteil eines verletzten Porsches an Land gespült wird, erinnern sich die Rentiere im finnischen Tannenwald an das Wintermärchen der vergangenen Saison.
Porsche Ice-Force-TrainingPreis pro Person (ohne Flug): ab 5.690 Euro beinhaltete Leistungen:
Quelle: MOTOR-TALK |