San Diego/USA – Die Kundschaft von Bentley hat so viel Geld wie ein Bauer Heu und trotzdem nichts zu verschenken. Statt W12 kauft sie V8. Innerhalb eines Jahres kletterte der Verkaufsanteil des Continental GT V8 deshalb auf 50 Prozent. Jetzt legen die Briten beim V8 nach.
Der aus Ingolstadt importierte Achtzylinder kommt im GT V8S mit neuer Software auf dem Chip und mehr Druck in den beiden Turboladern auf 528 PS und 680 Newtonmetern. Der normale V8 leistet 507 PS und 660 Newtonmeter. Die neue Kraft lässt selbst den 2,3 Tonnen schweren Luxusliner ganz leicht werden. Das liegt vor allem an der Entfaltung des Drehmoments. Denn die Kraftkurve verläuft nicht wie ein zackiger Alpengipfel, sondern so steil und dann gerade wie der Tafelberg.
Der Continental GT erreicht nach 4,3 Sekunden Tempo 100 und fährt maximal 309 km/h Quelle: Bentley
Fast unmittelbar jenseits des Leerlaufs setzt deshalb ein Schub ein, der seinesgleichen sucht. Mit unerschöpflichem Nachdruck stürmt der Continental GT nach vorn und erreicht nach 4,3 Sekunden Tempo 100. Beim Zwischenspurt auf der linken Spur bleibt dem Dicken noch so viel Luft, dass man ihm die maximal 309 km/h auch ungefahren glaubt.
Gewicht spielt keine Rolle...
Dass der Luxusliner 2,3 Tonnen wiegt, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Dass er mit seinem Bug alles andere als schnittig ist, kann man bei so viel Kraft vernachlässigen. Vernachlässigen sollte man allerdings auch die Angaben zum Normverbrauch. Auf dem Prüfstand mögen 10,6 Liter ja für 100 Kilometer genügen. Doch in der Praxis reicht so viel Sprit kaum für die Hälfte der Strecke.
Es gibt genügend Dickschiffe von BMW M6 über Maserati Granturismo bis zum Mercedes CL. Und alle haben sie mehr Power als man brauchen kann. Doch was am Continental GT so beeindruckt, ist die mühelose und kultivierte Kraftentfaltung. Wäre da nicht das Knurren aus dem neuen Sportauspuff, man würde dem V8S-Modell seine Leistung nicht abnehmen.
...bis zur nächsten Kurve
Viel hilft viel – für die Sprintqualitäten eines Autos gibt es keine bessere Regel. Doch je schmaler die Straßen, je enger die Kurven werden, desto deutlicher spürt man, dass auch ein Bentley den Gesetzen der Physik folgen muss. Das S-Modell verfügt über eine Tieferlegung um einen Zentimeter, einen stärkeren Sturz an der Vorderachse, neue Federn und härter abgestimmte Aktiv-Dämpfer. Das alles schnürt die Bindung zwischen Fahrer und Fahrbahn enger und der Bentley lässt sich damit ein wenig leichter die Ideallinie entlang führen. Trotzdem drängt die ungeheure Last, die er mit sich herumschleppt, in jeder Kehre nach außen.
Alles in allem sind die Fahrleistungen des Bentley besser als bei manchem Sportwagen. Und mit dem spürbar strammer abgestimmten Fahrwerk und den riesigen Keramikbremsen kaschiert der Continental einen Großteil seines stattlichen Übergewichts.
Gehört dazu: Opulente Sessel, Leder, Echtholz-Konsolen und schwerer Zierrat aus Metall Quelle: Bentley
Niemand hat gesagt, dass es günstig wird
Wo diese Masse herkommt, sieht man, wenn man sich im Coupé oder Cabrio umschaut: opulente Sessel mit feudalem Leder, glänzende Echtholz-Konsolen, schwerer Zierrat aus Metall und die liebgewordenen Orgelzüge für die Lüfterdüsen – der Continental V8S ist so vornehm, dass man an Schweiß auf der Stirn und Adrenalin im Blut kaum denken mag.
Der V8 ist das Einstiegsmodell bei Bentley, der V8S wurde einfach draufgesattelt. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Neue ein Schnäppchen ist. Im Gegenteil. Die S-Version kostet mit 180.285 Euro (als Cabrio 198.373 Euro) geschmeidige 10.000 Euro Aufpreis. Ob die Kunden das bezahlen werden, das hängt wohl davon ab, wie viele von ihnen am Ende des Tages doch etwas zu verschenken haben.
Technische Daten – Bentley Continental GT V8S
- Motor: 4,0-Liter-V8-Benziner-Turbo-Direkteinspritzer
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Leistung: 389 kW/528 PS
- max. Drehmoment: 680 Nm
- Vmax: 309 km/h
- 0-100 km/h: 4,3 s
- Normverbrauch: ca. 10,6 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 246 g/km
- Länge: 4,81 m
- Breite: 1,94 m
- Höhe: 1,39 m
- Kofferraumvolumen: 358 l
- Preis: 180.285 Euro