Der Mensch ist unersetzlich: Systeme zum autonomen Fahren versagen noch immer tausendfach. Das zeigen offizielle Berichte an die kalifornische Verkehrsbehörde.
Quelle: picture alliance / dpa Mountain View/Berlin - Ein Tag im November 2015. Ein Daimler-Mitarbeiter ist auf Kaliforniens Straßen unterwegs. Er lässt sich von einer der S-Klassen fahren, mit der hier das autonome Fahren erforscht und zur Serienreife gebracht werden soll. Doch dann macht der Mercedes wohl nicht, was er soll. Der Ingenieur greift ein. Was genau passiert ist, wissen wir nicht. Daimler notiert in einem kürzlich veröffentlichten Bericht an die kalifornische Straßenverkehrsbehörde NHTSA, dass der Fahrer sich „unwohl“ fühlte. Daimler ist nicht das einzige Unternehmen, das derartige Situationen an die NHTSA meldete. Sechs weitere mussten einen Bericht erstellen, weil sie bereits seit 2014 Technologien fürs autonome Fahren in Kalifornien erproben. Die anderen sind Bosch, Delphi, Google, Nissan, Tesla und Volkswagen. Mittlerweile sind sogar elf Unternehmen lizenziert, aber nur die Vorreiter mussten einen Bericht einreichen. Die NHTSA hatte sie dazu verpflichtet, alle Vorkommnisse aufzulisten, in denen entweder der Fahrer manuell das Steuer des autonomen Autos übernimmt oder das System den autonomen Modus abschaltet. Alle sieben gemeinsam listen so mehrere Tausend Situationen zwischen November 2014 und November 2015 auf, in denen das autonome Auto nicht mehr autonom sein wollte. Zahlreiche weitere kommen hinzu, wo der Insasse lieber wieder Fahrer sein wollte. Straßenverkehr stellt autonome Autos vor ProblemeQuelle: picture alliance / dpa Die Gründe sind so vielfältig wie der Straßenverkehr. Die Unternehmen listen Baustellen, Einsatzfahrzeuge von Polizei oder Feuerwehr, dichten Fußgängerverkehr oder schlechte Fahrbahnmarkierungen. Mal wurden Ampeln nicht korrekt erkannt, mal musste der Fahrer die Kontrolle wegen anderer, rücksichtsloser Verkehrsteilnehmer übernehmen. Situationen, die Autofahrer täglich meistern müssen. Wer sich durch die verschiedenen Berichte an die NHTSA arbeitet, stellt vor allem fest: Es muss noch viel Arbeit ins autonome Fahren gesteckt werden. Auch, wenn sie fast nie Unfälle verursachen. Dass die Systeme noch nicht perfekt sind, ist keine Überraschung. Google, dessen Bericht ausführlich kommentiert ist, weist aber auf den positiven Trend hin: Während die Software im vierten Quartal 2014 den Fahrer durchschnittlich alle 785 Meilen (1.263 Kilometer) zur Übernahme aufforderte, schafften die Google-Autos im vierten Quartal 2015 schon 5.318 Meilen (8.558 Kilometer). Trotzdem erscheint die tiefe Enttäuschung aufgesetzt, die Google im Dezember über die Vorschläge des kalifornische Departement of Motor Verhicles (DMV) geäußert hatte. Das DMV will unter anderem, dass jederzeit ein Fahrer mit Führerschein die Kontrolle im autonomen Auto übernehmen kann. Fast 700.000 autonom gefahrene KilometerImmerhin kommt Google mit allen Fahrzeugen in den letzten 15 Monaten bis November 2015 auf knapp 693.000 autonom gefahrene Kilometer. Das sind Distanzen, von denen die meisten anderen Unternehmen nur träumen können. Delphi etwa hat zwischen Oktober 2014 und November 2015 mit zwei Fahrzeugen insgesamt knapp 17.600 Meilen autonom zurückgelegt. Bosch kommt auf rund 1.000 und Daimler schaffte von September 2014 bis November 2015 mit den beiden S-Klassen gut 1.700 Meilen. Andere Unternehmen geben nicht an, wie weit sie in dem Zeitraum autonom unterwegs waren. So zum Beispiel Tesla. Der kalifornische Elektroauto-Hersteller hat auch eine Lizenz zum Testen autonomer Fahrzeuge, sagt aber im Allgemeinen nicht viel darüber, wie und was konkret getestet wird. Der jetzige Bericht an die NHTSA ist entsprechend dürr. Er umfasst einen kurzen Absatz, in dem Tesla „Zero (0)“ Situationen benennt, in denen der autonome Modus abschaltete oder abgeschaltet wurde. |