Wir fahren Porsche 911 im Dienste der Wissenschaft: Unser Dauertester muss ein Jahr lang alles schaffen, was sonst ein Kompakter erledigen würde. Zwischenbericht.
Berlin – Manchmal ist ein Einkaufswagen größer als der Kofferraum. Grillfleisch für alle Freunde, ein Eimer Kartoffelsalat und zwei Kisten Pils sind mehr, als ein Porsche 911 schlucken kann. Klar - auf die Rückbank passen kleine Kinder oder mittelgroße Einkäufe - aber wer zerkratzt sich freiwillig das Leder mit scharfen Plastikkanten? Beim Einkaufen in der Stadt bleibt eben das Ziel das Ziel, selbst mit einem Porsche. Mehr als eine Tour zum Rewe macht im Berufsverkehr nie Spaß. Und ein Elfer ist eben ein Sportwagen, kein praktischer Kompakter. Mit etwas Geschick kostet er aber genauso viel: Gebrauchte Porsche 911 der Baureihe 996 gibt es in vertretbarem Zustand ab etwa 15.000 Euro. Ein Elfer zum Kompaktwagen-PreisZum Offensichtlichen: Natürlich fahren Astra und Golf bei Platzangebot und Wirtschaftlichkeit davon. 130 Liter Platz unter der Fronthaube reichen für Windschott und Handtasche – der Begriff „Kofferraum“ wäre hier übertrieben. Porsche gibt den Normverbrauch mit 11,3 Litern Super Plus an – gut das Doppelte des Golf und fast das Dreifache des Astra. Theoretisch könnte hier der Vergleich bereits enden. Praktisch wollen wir aber mehr als ankommen und transportieren. Selbst wirtschaftlich ließe sich unser Elfer in gewissem Maße rechtfertigen: Einen Wertverlust wird es nicht mehr geben. Der 996 hält seinen Preis, einige Modellvarianten steigen. Wer gut wartet und pflegt, der verkauft den Elfer irgendwann mit Gewinn. Porsche 911 996: UnterhaltskostenVor dem Umsatz stehen im Fall 911 aber die Unterhaltskosten. 3,6 Liter Hubraum und Euro 3 ergeben 243 Euro Steuern im Jahr. Eine Haftpflichtversicherung kostet rund 300 Euro für zwölf Monate, die Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung etwa das Doppelte (in Berlin, Fahrer 30 Jahre alt, 15 Tkm Jahreslaufleistung, SF5, Tiefgaragenstellplatz; Klassen: HP 11, TK 40, VK 33). In der Stadt trinkt unser Elfer im Schnitt knapp 14 Liter Super Plus pro 100 Kilometer. Das entspricht etwa 20 Euro pro 100 Kilometer. Etwas problematisch wird es bei den Winterreifen. Die Größe 255/40 R17 für die Hinterachse ist zwar verfügbar, aber relativ selten. Neben Porsche fahren nur ein paar Audi und BMW auf dieser Dimension. Reifen gibt es aus aktueller Produktion, aber nur mit altem Profil und überholter Gummimischung. Wer auf den Porsche-Stempel im Serviceheft Wert legt, der zahlt Aufpreis: Eine Inspektion mit Ölwechsel kostet in der Regel mindestens 500 Euro. Fahrgefühl statt VernunftIm Redaktionsalltag fährt unser Porsche zuverlässig und sicher. In den ersten 6.000 Kilometern nach Testbeginn gab es nur ein kleines Problem: Der rechte Frontscheinwerfer lockerte sich und blitzte deshalb wie ein Stroboskop. Nach kurzer Recherche auf MOTOR-TALK befestigten wir ihn innerhalb von fünf Minuten, am Straßenrand. Trotz alltagstauglichem Restkomfort fährt der Elfer jede Kurve sportlich. Lenkung, Motor und Fahrwerk sind perfekt abgestimmt und glänzen, wenn wir es wollen: beim Spurt, auf der Landstraße, der Autobahn oder einfach beim flinken Abbiegen. Nur an die neugierigen Blicke müssen wir uns noch gewöhnen – den Underdog-Status sieht unserem Cabrio kaum jemand an. Was wollt Ihr über unseren Porsche wissen? Stellt Eure Fragen in den Kommentaren. Wir beantworten sie in den nächsten Artikeln. Dann geht es um die Schwachstellen der Baureihe 996 und den Vergleich mit einem aktuellen Elfer. |
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