Driften kann die coolste Art des Autofahrens sein. Auch, weil es so verdammt schwer ist. Wir geben fünf Tipps zum gelungenen Querfahren mit Allradantrieb.
Lungauring – Der Meister sagt: „Driften ist die Kunst, einen instabilen Zustand stabil zu halten“. Der Meister, das ist Walter Röhrl. Und unser Lehrer, das ist Werner Gusenbauer, Drift-Profi und dreimaliger Klassensieger beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Er zeigt uns im Subaru WRX STI, wie man mit der Kraft der vier Räder länger quer fährt. Hier sind unsere fünf Tipps. 1. Raum, Zeit und AutoWer üben will, braucht 1) Platz. Also eine freie Fläche ohne Bäume, Masten und so weiter. Sowie die Erlaubnis, dort Gummi zu verreiben beziehungsweise Schnee umzugraben. 2) Zeit, denn Driften lernt man nur durch (langes, frustrierendes) Üben. Ganz wichtig: Derartige Übungen dürfen nie im öffentlichen Verkehr stattfinden. Habt Ihr Probleme, Zeit und Platz zu finden oder wünscht Euch mehr Anleitung, könnt Ihr das Driften auch in einer Driftschule lernen. Außerdem braucht Ihr 3) das richtige Auto für den richtigen Belag. Auf trockenem Asphalt eignet sich ein Auto mit Hinterradantrieb gut. Auf Schnee - wie bei uns - erzeugt der Allradler am meisten Vortrieb und erfordert weniger Lenkarbeit. Deswegen erklären wir hier das Driften mit vier angetriebenen Rädern. Grundvoraussetzung bei beiden Varianten: Das ESP muss abschaltbar sein. 2. Auf die Kurve, losWenn Ihr auf einer freien Fläche übt, nehmt Euch Pylonen, um eine 180-Grad-Kurve zu markieren. Fahrt die Kurve innen an und macht dann einen leichten Bogen nach außen. So bringt Ihr das Auto in die richtige Position. Üblicherweise wählt Ihr den zweiten Gang, weil er viel Drehmoment und eine ausgewogene Geschwindigkeitsspanne bietet. Haltet das Auto gerade, das Gas konstant und Euren Blick auf dem Punkt der Strecke, zu dem Ihr fahren wollt. Also in Richtung Kurve. Ihr solltet zwischen 30 und 50 km/h schnell sein, wenn Ihr in die Kurve einfahrt. Durch kurzes Anbremsen (ohne ABS-Wirkung) bringt Ihr das Gewicht von der Hinterachse auf die Vorderräder. Jetzt lenkt Ihr schnell bis zum Anschlag in die Kurve. Das Heck bekommt so den richtigen Schwung. Drift-Profi Gusenbauer nennt das die Impulstechnik: „Um mit dem Allradler dynamisch in die Kurve zu kommen, nutzen wir diese Technik. Das heißt, wir werfen das Auto förmlich in die Kurve. Dabei provozieren wir vor der Kurve einen abrupten Gaswechsel gepaart mit einem kräftigen Lenkimpuls zur Innenseite der Kurve.“ 3. Jetzt muss es schnell gehenJetzt ist Geschick und Geschwindigkeit gefragt. Die Hinterachse ist leicht, das Auto schwingt in die Kurve. Ihr müsst nur noch zwei Dinge tun, aber die richtigen: Gasgeben und Lenken. Noch während das Heck in Schwung kommt, löst Ihr die Bremse schnell wieder und stellt das Lenkrad im zum Driftwinkel passenden Maße wieder gerade. Dann müsst Ihr Gas geben. „Wir nehmen den Schwung des Hecks mit gerade gestellter Lenkung und etwas Gas mit. So können wir den Allradler beliebig lange und weit driften“, sagt Werner Gusenbauer. Das hört sich einfach an, doch die Kunst liegt im schwierigen Zusammenspiel von Gaspedal und Lenkung. Mit Hinterradantrieb auf Asphalt könnt Ihr kaum „zu viel Gas“ geben – sondern nur zu spät oder zu zaghaft gegenlenken. Auf Schnee hingegen und mit Allrad-Antrieb, müsst Ihr gefühlvoller sein. 4. Haltet den DriftHerzlichen Glückwunsch, Ihr driftet. Wer drin bleiben will, muss Gas und Lenkung im Griff haben. Sollte das Heck zu weit durchschwenken, müsst Ihr gegenlenken. Doch dazu soll es erst gar nicht kommen, denn laut Gusenbauer entfaltet der Allradler sein wahres Potenzial bei gerade gestellter Lenkung. Versucht, die Lenkung deshalb gerade zu halten und beschleunigt auch nur dann. „Jedes abrupte Gasgeben im eingeschlagenen Zustand bewirkt: Aufpendeln - Aufschaukeln - Abflug!“ rät Profi Gusenbauer. Um den Drift zu halten, habt Ihr zwei Korrekturgrößen: Durch mehr Gas bewegt Ihr Euch widersinnigerweise weg von der Kurveninnenseite. Weniger Gas hingegen bringt Euch wieder näher zum Kurveninneren. Bei der Lenkung hingegen bleibt alles logisch: Kleinste Bewegungen nach innen lassen das Auto einen engeren Radius fahren. Bewegt Ihr die Lenkung nach außen, fahrt Ihr einen weiteren Radius. Der Drift-Profi rät: „Entscheidend dabei ist die Blickführung - immer zur Innenseite der Kurve. Erst am Ende der Kurve wieder geradeaus.“ Versucht außerdem, am Lenkrad nicht hektisch zu werden und merkt Euch, wie die Vorderräder stehen. 5. Ausweg aus dem DriftWas jetzt passiert, hilft Euch auch im Straßenverkehr. Übersteuert ein Auto (zum Beispiel mit Hinterradantrieb auf Glätte), heißt es Gas wegnehmen und leicht Gegenlenken. Beim Driften bekommt Ihr ein perfektes Gefühl dafür. Um den Drift im Allradler zu beenden, braucht Ihr nur wenig zu tun. Am Ende der Kurve lenkt entgegen der Kurvenrichtung und tretet voll aufs Gas. Die Vorderräder ziehen Euch dann in die Spur. Achtet jedoch unbedingt auf ihre Stellung, sonst biegt Ihr schlagartig ab. Stellt sich das Auto wieder gerade verringert Ihr den Lenkeinschlag und fahrt geradeaus weiter. Fertig ist der Drift. Ihr wollt mit einem Auto mit Hinterradantrieb auf Asphalt driften lernen? Wie das geht, erklären wir euch hier! |