In einer Welt des Downsizing gibt es kaum Platz für Zwölfzylinder – höchstens in teuren Top-Modellen. Günstiger geht es mit unseren V12-Schnäppchen.
Berlin – Es gibt viele Wege, 300 PS zu erzeugen. Aktuell ist die gängigste Art ein kleiner Vierzylinder mit großem Turbo. Das wiegt wenig, fährt schnell und freut das grüne Gewissen. Doch der Kenner verzichtet gern auf Ladedruck und Verbrauchsvorteil, wenn er dafür ein Kunstwerk bekommt: Wir haben zehn Zwölfzylinder-Schnäppchen in allen Preisklassen zusammengetragen. 1. Der Einstieg: BMW 750i ab 2.500 EuroDer erste deutsche Nachkriegs-Zwölfzylinder steckte in einem BMW. Seinen Nachfolger gibt es heute zum Preis eines alten Corsa: Ein 750i von 1995 mit einem Jahr Rest-TÜV und knapp 300.000 Kilometern gibt es ab 2.500 Euro. Leder, Alufelgen und ein antiquiertes Navi sind an Bord. Allerdings schluckt die Zwei-Tonnen-Fuhre innerorts mindestens 20 Liter. Dafür bekommt man 326 PS und eine Laufruhe, die ein Schüttelhuber-Kleinwagen nur vor dem Motorstart bietet. Quelle: Wikimedioa Commons | Semnoz 2. Der Brite: Jaguar XJ12 6.0 ab 2.500 EuroNicht ein Jaguar – der Jaguar. Zumindest, wenn man E- und F-Type kurz vergisst. Der XJ12 6.0 bietet britische Eleganz auf fast fünf Meter Länge. Trotzdem ist es innen so kuschelig wie in einem BMW 5er derselben Ära (und ungleich plüschiger). Zwölf Zylinder stampfen etwas lauter als die Konkurrenz, aber leise genug für einen Speckgürtel-Lord. 311 PS und 373 Newtonmeter saugen den 87-Liter-Tank nach rund 560 Kilometern leer – falls der Chauffeur laut Norm unterwegs ist. Die Zeile „Bevorzugt an Handel oder Export“ ist erfahrungsgemäß leider kein gutes Zeichen. 3. Der Kohl-Panzer: Mercedes 600 SE ab 6.000 Euro„Der passt doch nicht auf den Autozug nach Sylt“, spottete die Presse 1991. Und ob er passt! Trotzdem wirkt das Daimler-Dickschiff mit einem Radstand von gut drei Metern sehr behäbig. Aber ein Pullmann ist schließlich noch länger. Und seine Breite übertrifft die der aktuellen E-Klasse nur noch um drei Zentimeter. Also her mit der Vollfett-Stufe, denn zwölf Zylinder kosten bei Mercedes heute mindestens 164.279,50 Euro. 4. Allrad aus Ingolstadt: Audi A8 D2 W12 ab 7.000 EuroNein, es ist kein V12. Aber ein W akzeptieren wir auch. Der baut immerhin etwas kompakter und leistet im A8 D2 420 PS. Außerdem kommt er bei Audi immer mit Allrad-Antrieb, oft mit voller Hütte und meistens mit Wartungsstau – wie fast alle unserer Kandidaten. Für den doppelten Preis gibt es übrigens den Nachfolger. Dem fehlt es an Understatement, dafür hat er größere Räder. Wem’s gefällt… 5. Der Prestige-Passat: VW Phaeton W12 ab 7.200 EuroWieder W statt V, diesmal im VW: Phae-Tonnen gibt es allgemein für kleines Geld, leider oft matt foliert und dick bereift. Einen serienmäßigen Zwölfender mit 135.000 Kilometer haben wir für 7.200 Euro entdeckt. Warum so günstig? Nicht jeder schätzt sein Understatement. Hinzu kommt sein durstiger Saug-W12 ohne Direkteinspritzung. Dafür ist er die wohl unauffälligste Möglichkeit, einen Zwölfzylinder zu fahren. Quelle: iStockphoto | contrastaddict 6. Das Schwaben-Coupé: Mercedes CL 600 C215 ab 8.000 EuroIm C215 setzte Mercedes das erste adaptive Fahrwerk der Welt ein. Theoretisch könnte das Coupé alle Wank- und Nick-Bewegungen ausgleichen. Dazu gab es auf Wunsch Naturstein im Cockpit und serienmäßig wenig Raum auf fünf Metern Länge. Frühe Modelle mit Saug-V12 gibt es ab 8.000 Euro, Bi-Turbo-Zwölfender kosten fast das Doppelte. Unser Modell im vierstelligen Euro-Bereich hat bereits zwei neue Kopfdichtungen bekommen, verliert aber trotzdem Öl. Folgekosten garantiert! 7. Der flache Bayer: BMW 850i ab 10.000 EuroWer möchte, der kann 60.000 Euro für einen kaum gefahrenen CSI-8er ausgeben. Für ein Sechstel des Preises gibt es bereits schwächere Basis-Zwölfzylinder ohne Hinterachslenkung, aber mit überschaubarer Historie und akzeptabler Laufleistung. 90er-Jahre-Plastik-Charme haben beide an Bord. Quelle: By Ed Callow 8. Der Italiener: Ferrari 400i ab 30.000 EuroFerrari fahren zum Golf-GTI-Kurs: Im Netz gibt es 34 Jahre alte Frontmotor-Coupés für 30.000 Euro, zumindest als Portugal-Import und mit Dreigang-Automatik. Dank H-Kennzeichen ließen sich Steuer und Versicherung sogar irgendwie bezahlen. Mit etwas Glück kann der Bosch-Service um die Ecke die KE-Jetronic einstellen. Dafür kostet ein Satz Michelin-TRX-Reifen gut 2.000 Euro, ein Keilriemenwechsel dauert einen Tag und der Ölwechsel umfasst 18 Liter Schmierstoff und zwei Filter. 9. Der Diesel: Audi Q7 V12 TDI ab 35.000 EuroDer einzige Diesel auf der Liste: Nach einem geplanten Autoleben, also rund 250.000 Kilometern, kostet der stärkste Selbstzünder-Q7 nur noch ein Viertel des Neupreises. Gefühlt lassen sich mit 1.000 Newtonmeter Drehmoment und 500 PS Häuser verschieben. Tatsächlich zieht der dicke Q7 200 bis 500 Kilogramm weniger als seine schwächeren Brüder. Also doch nur eine Prestige-Plakette. Und dann auch noch ein Diesel… Quelle: von Jagvar [Public domain], via Wikimedia Commons 10. Die Queen: Rolls-Royce Silver Seraph V12 ab 56.000 EuroZugegeben, gut 50.000 Euro sind nur selten ein Schnäppchen. Dafür gibt es aber den ersten Zwölfzylinder, den Rolls-Royce nach dem Krieg gebaut hat. Oder, um genau zu sein: Den BMW an Rolls-Royce weitergegeben hat. Der 326-PS-V12 stammt nämlich aus dem 750i. Aber spätestens Conolly-Leder und Lammvelours-Matten sind den Aufpreis zu unserem Basis-V12 sicher wert. Nicht zu vergessen der wiederholt vom Händler erwähnte, unschätzbare Wertzuwachs. (Quelle Bild 14: By Ed Callow (http://www.flickr.com/photos/ejcallow/4943269462/) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons) |