Rennstrecken sind langweilig und die Straßen von Tokio meist verstopft. Deshalb fährt Shinichi Morohoshi im Morgengrauen mit Lambo und Vollgas durch Japans Hauptstadt.
Quelle: Wolfgang Groeger-Meier Tokio - Er besitzt drei Lamborghini, verdient sein Geld mit nicht näher definiertem "Business" und gibt sich wie der nächtliche König von Tokio. Shinichi Morohoshi ist so etwas wie ein Paradiesvogel in der High Society der japanischen Hauptstadt. Und ein Nachtschattengewächs, das erst nach Sonnenuntergang so richtig aufblüht. Zum 33. Geburtstag der erste LamboIm Alter von 17 Jahren hat Morohoshi seinen ersten Lamborghini gesehen. Damals versprach er sich selbst: "So einen muss ich auch haben. Koste es was es wolle". Er hielt Wort. Zunächst musste er seinen Führerschein allerdings mit einem gewöhnlichen Toyota machen und 16 Jahre warten. Dann endlich hat das Geld gereicht, und zwar für einen Lamborghini Diablo. Quelle: Wolfgang Groeger-Meier Mag ja sein, dass tagsüber der Tenno im Kaiserpalast ein bisschen mehr Eindruck schindet und der Bürgermeister mehr Macht hat. Doch nachts gehört die Millionen-Metropole Menschen wie ihm. Dann holt der „Business-Mann“ einen seiner Lambos aus der Garage und startet zum Schaulaufen. Auf den Neon-Boulevards in Roppongi oder Kabukicho, über die bunt beleuchtete Rainbow-Bridge oder über den aufgeständerten Autobahn-Ring, der die japanische Hauptstadt umgibt. Man darf sich nur nicht erwischen lassenRennstrecken sind ihm für seine Sportwagen zu langweilig. Und tagsüber hat ein Lamborghini auf den Straßen einer Stadt wie Tokio nichts zu suchen, sagt Morohoshi. Aber kurz vor dem Morgengrauen, wenn selbst der Ameisenhaufen Tokio ein wenig zur Ruhe kommt, da blüht Morohoshi auf. Meterlange Spuren verbrannten Gummis an den Ampeln, das Dröhnen des Zwölfzylinders in den vielspurigen Straßenspiralen und die rasenden Lichtblitze zeugen davon, wie viel Spaß Morohoshi mit seinen Autos in einer Stadt wie Tokio hat. „Wer sagt denn, dass man einen Lamborghini hier nicht ausfahren kann?“ fragt er. „Man muss nur spät genug starten und darf sich nicht erwischen lassen.“ Ihn jedenfalls habe bislang noch keiner angehalten. Quelle: Wolfgang Groeger-Meier Am Motor seines gelben Aventador hat Morohoshi nichts machen lassen. Die umgerechnet rund 100.000 Euro, die er seinem Tuner für dieses Auto überwiesen hat, waren ausschließlich für optische Verschönerungen: goldene Zierleisten, messerscharfe Flaps und Finnen, zwei Dutzend LED-Spots für den Unterboden, strassbesetzte Schriftzüge und ein Abschlepphaken, der aussieht wie vom Juwelier: „Diesen Geschmack muss man sich schon etwas kosten lassen,“ sagt Morohoshi. Ein Selfie mit Lambo-Chef WinkelmannStolz präsentiert der Lambo-Fan Selfies mit dem gerade abgelösten Firmenchef Stephan Winkelmann. Zwar versucht die italienische Automarke nach außen hin alles, um ihren halbseidenen Ruf endlich abzuschütteln. Doch wenn es ums Geld geht, wird das Image zur Nebensache. Dann posiert die Führungsspitze gern fürs Foto mit den Stammkunden – egal, wo und wie die zu ihrem Geld gekommen sind. Wenn Morohoshi seinen Lamborghini Aventador mit 6.000 Touren im ersten Gang durch die nächtliche Stadt fährt, dann schlägt Feuer aus den Endrohren und selbst drei Straßen weiter wackeln die Wände. Was andere Leute davon halten? Das ist ihm herzlich egal. Im Gegenteil. Sollte es etwas Schlechtes sein, dann schmeichelt es ihm sogar. Denn der Japaner liebt sein Image als böser Bube. Quelle: Wolfgang Groeger-Meier Womit er das Geld für seine Traumwagen verdient? Mit „diversen Geschäften“, sagt er. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, sollte sich die Videos anschauen, die über ihn im Internet kursieren. Und wenn man dann noch die Reaktionen sieht, die er und sein Lamborghini nachts in den Vergnügungsvierteln von Tokio auslösen, dann hat jeder schnell seine eigenen Bilder von Morohoshis „Business“ im Kopf. Mit Tagesanbruch verschwindet der Bad GuyDoch auch wenn der Japaner bei Dunkelheit gerne den bösen Buben mimt, mit seinem Mafia-Image kokettiert und mit Vollgas durch Tokios Straßen ballert, ist er im Grunde ein herzensguter Kerl. Nicht nur, weil er für die Zigaretten aus dem mit Edelsteinen besetzten Etui sogar einen portablen Aschenbecher dabei hat und sein Händedruck so sanft und salbungsvoll ist wie bei einem Shinto-Priester. Sondern vor allem deshalb, weil mit der Dunkelheit über Tokio auch der düstere Charakter des Bad Guys verschwindet. Dann gibt Morohoshi den halbwegs seriösen Geschäftsmann, lässt sich von den unterschiedlichsten Firmen und Organisationen für PR vor den Karren spannen und holt einen vergleichsweise unauffälligen Rolls-Royce in dezentem Schwarz aus der Garage. Hier nimmt er sogar als Passagier auf dem Rücksitz Platz. Denn: „Tagsüber ist Tokio für Autofahrer die Hölle". Quelle: spotpress |