Warum ist Jeep mit seinen knorrigen Hillbilly-Genen so wichtig? Weil Fiat plant, die Rock´n-Roll-Marke unter den Autoherstellern vom globalen Nischenanbieter zur globalen SUV-Marke zu befördern.
Detroit - Jeep ist für Fiat Gold wert. Das Label besitzt das Kult-Gen, „heritage and appeal“, wie der Amerikaner sagen würde (zu Deutsch: geschichtsträchtige Herkunft und Ausstrahlung). Ein Stück des Weges wird die Marke allerdings noch rollen müssen, um diesen Appeal in den Überseemärkten umzusetzen. Die aktuellen Modelle prägt noch ein deutlicher Amerika- und Offroad-Geist statt eines massentauglichen SUV-Spirits. Da der amerikanische Markt die Überlebensversicherung des Konzerns ist, müssen die aktuellen Modelle brav gepflegt werden. Der Amerikaner denkt weniger in Facelift-Zyklen als in „model years“ (Modelljahren), gern darf es jedes Jahr etwas Neues geben. „Wir antworten permanent mit Verbesserungen auf Kundenfeedback“ sagt Doug Betts, der bei Chrysler für die Qualität zuständig ist. Grand Cherokee: Diesel aus ItalienDas Flaggschiff der Jeep-Flotte ist der Grand Cherokee. Mit für Amerika bescheidenen 4,82 Metern Länge darf er sich nur knapp “mid-sized“ nennen. Er ist das einzige Modell, das fürs neue Modelljahr tatsächlich ein „Facelift“ erhält: Der Kühlergrill und die Scheinwerfer werden schmaler, der Stoßfänger mit den höherliegenden Nebelleuchten wuchtiger. Anders aussehen soll der Grand Cherokee vor allem nachts: Am LED-Leuchtband erkennen Passanten, Bären und Hirsche den Grand Cherokee schon Meilen entfernt als neuen großen Cherokee. Die Amis nennen das „signature light“. Im Innenraum gliedert sich die Mittelkonsole jetzt klarer. Die besten Neuigkeiten kommen in diesem Wagen aus Europa. Eine Achtgang-Automatik von ZF hilft dem Jeep beim Spritsparen. Das nützt dem bewährten 3,6-Liter-V6 wie auch dem 5,7-Liter-V8-Benziner. Richtig sparsam wird das Auto mit dem für die USA neuen Diesel. Der 3-Liter-V6 wird in Europa seit längerem angeboten und entsteht in Italien bei VM Motori. Er bietet 240 PS Leistung und 560 Newtonmeter Drehmoment. Er soll mit 30 mpg (ca. 7,8 Liter/100 Kilometer) auskommen. Laut NEFZ-Verbrauch schluckte er bislang 8,3 Liter pro 100 Kilometer. Auch die Sportversion SRT mit ihrem 6,1-Liter-Hemi-V8 (426) PS erhält das Upgrade von einer Fünfgang- auf eine Achtgangautomatik. Am Motor ändert sich nichts. Neu ist ein 8,4-Zoll-Touchscreen, der aktuelle Performancedaten anzeigt. Zudem wurde die vorwählbare Kraftverteilung und Traktionskontrolle neu abgestimmt. Spätestens im Sommer soll das Grand-Cherokee-Facelift zu uns kommen. Die Leistungsdaten können sich dann geringfügig von der US-Version unterscheiden, sagte Jeep-Sprecher Markus Hauf zu MOTOR-TALK. Patriot: Weniger DrehzahlAuch am anderen Ende der Preisliste wird Sprit gespart. Dazu muss dem rustikalen Patriot ein länger übersetzter sechster Gang reichen, der die Drehzahl bei höheren Geschwindigkeiten geringer hält. Angenehmer Nebeneffekt: Der niedrigere Geräuschpegel im Innenraum. Hauptargument für den in den USA erfolgreichen Patriot bleibt sein Preis-Leistungsverhältnis, 15.995 US-Dollar (dann aber ohne Allrad) machen den kantigen Patrioten zum Dacia der amerikanischen SUV-Welt. In Europa wird das Modell schon seit längerem nicht mehr angeboten. Compass: Kein Platz mehr auf dem WeltmarktDer Compass ist wie der Patriot in die Jahre gekommen. Beide wurden 2006 erstmals gezeigt. Wie seine Geschwister erhält der Compass ebenfalls die Powertech-Sechsgangautomatik. In der Sport-Version wird ein manuelles Fünfgang-Getriebe von Magna angeboten. Außen ändert sich fast nichts. Sergio Marchionne, Chef von Fiat und Chrysler, wünscht sich eine Welt-SUV-Marke Jeep. Dafür werden Patriot und Compass wahrscheinlich 2014 ersetzt.
Deutscher WachstumsmeisterUnd,wo wir schon bei Marchionnes Wünschen sind: In Deutschland wurde Jeep soeben mit 70 Prozent Zuwachs rechnerisch der Wachstumsmeister 2012. Lieber wäre Fiat wohl ein kleineres Wachstum auf größerer Basis: 2012 verkaufte Jeep in Deutschland 6.584 Fahrzeuge (Europa gesamt: 28.000).
Quelle: MOTOR-TALK |