Stuttgart - Wem in der Großstadt Party wichtiger als Parken ist, der unterhält kein Auto mehr. Mobil wollen die Menschen trotzdem sein, und sind es auch dank Taxi-Apps, Carsharing oder Internet-Chauffeurdiensten. Die Autohersteller entdecken zunehmend das Geschäft mit neuen Mobilitätsangeboten und bilden dazu interessante Allianzen. Der Autobauer Daimler kündigte am Dienstag eine Mietauto-Kooperation mit der Deutschen Bahn an. Die arbeitet in dem Bereich bereits mit Ford und Citroën.
"Das ist ein sehr interessanter Trend", sagt Autoexperte Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch-Gladbach. Gerade im Bereich Carsharing seien Autobauer wie Daimler (Car2Go) und BMW (DriveNow) in zahlreichen Großstädten vertreten - und machten sich gegenseitig Konkurrenz. In Berlin gibt es dazu Flinkster (von der Deutschen Bahn) und Multicity (von Citroën). "Jetzt kommt es darauf an, ein möglichst breites Angebot zu haben", sagt Bratzel.
Flächendeckendes Netz
Daimler will sein Carsharing-Angebot Car2Go Mitte des Jahres mit den Flinkster-Autos der Deutschen Bahn verknüpfen und so bundesweit auf ein nahezu flächendeckendes Netz mit mehr als 6.600 Fahrzeugen kommen. "Es ist auch ein Imagegewinn, wenn man solche Themen vorantreibt", sagt Bratzel.
Bislang verdienen die Stuttgarter mit Car2Go kein Geld. 2015 will Car2Go profitabel sein.
Die blau-weißen Car2Go-Smarts gehören in Hamburg und Berlin zum Straßenbild Quelle: dpa/Picture Alliance
Tatsächlich baut der Konzern seine Mobilitätsdienstleistungen aus. Zuletzt beteiligte sich der Konzern am Online-Limousinenservice Blacklane. Hier kann man über das Internet die Fahrdienste eines Chauffeurs anfordern.
Anteile hat Daimler zudem an der App MyTaxi und dem Fernbus-Unternehmen Flixbus. Die eigene App Moovel hilft Benutzern beim Finden der schnellsten Verbindung von zwei Orten und vergleicht verschiedene Verkehrsmittel. Künftig sollen Kunden über Moovel die Angebote von Car2Go und Flinkster buchen können.
Tatsächlich steigt die Zahl der Deutschen, die ein Auto nur stundenweise mieten: 2013 waren es 800.000 Nutzer, 2012 erst 500.000. Volkswagen probiert sich wie gewohnt langsam an dem neuen Thema aus. VW ist nur mit Quicar in Hannover im Einsatz. "Ich denke, es kann sich kein Automobilhersteller leisten, das Thema auszublenden", sagt ein VW-Sprecher. Anfang 2013 stiegen die Wolfsburger dazu beim niederländischen Carsharing-Anbieter Greenwheels ein. Mit Greenwheels will VW Carsharing für Unternehmen oder im Kollegenkreis anbieten.
"Wir beobachten mit Spannung die Dynamik des Carsharing-Marktes und begrüßen jede Form von Vernetzung", sagt Willi Loose, Geschäftsführer beim Bundesverband Carsharing. Im Vordergrund stehe für ihn jedoch die individuelle Mobilität - "mit weniger Autos".