Toyota hat auf der Detroit Motor Show den neuen Prius vorgestellt. Die dritte Generation des Hybrid-Autos verfügt noch nicht über moderne Lithium-Ionen-Batterien oder eine Auflademöglichkeit an der Steckdose, ist aber trotzdem ein ganzes Stück erwachsener geworden. Vor allem schöner. Über den Prius könnte man viel schreiben - und ist schon viel geschrieben worden. Gilt das Kompakt-Auto mit den zwei motorischen Herzen den einen aus Gründen seiner Sparsamkeit als einzig vernünftiges Serienmobil, halten es viele andere für ein völlig überwertetes Konzept, das wohl dem Toyota-Image auf die Sprünge geholfen haben mag, nicht so sehr jedoch der Natur. Wie auch immer: Der Prius ist zuverlässig, er ist ein Erfolg und dient Toyota als großer Praxistest der zukunftsträchtigen Akku-Technik. Über eine Million Prius-Exemplare haben die Japaner inzwischen verkauft, weniger in Deutschland, wo das Auto mehr beachtet als gekauft wurde, sondern mehrheitlich in den USA - jenem Land, wo die Kundschaft doch eigentlich so sehr auf große Motoren in großen Autos steht - und den Diesel tatsächlich bis heute nicht begriffen hat. Apropos Diesel: Wenn schon Hybrid, so sagen die Kritiker, dann doch bitteschön nicht mit einem Benzin-Motor, sondern einem von Haus aus sparsameren Selbstzünder - und/oder zumindest mit so viel Leistung, dass das Ergebnis mit einem modernen Diesel mithalten kann. Toyota aber mag den Diesel im Prius nicht, schon weil er teurer und schwerer wäre - und beides sind schon die Akkus, die das Auto mit sich herumschleppen muss. Außerdem scheut der Hersteller den Aufwand, den Diesel auch an künftige, strenge Abgasvorschriften anzupassen und - siehe oben - könnte es den Hauptkunden sowieso nicht vermitteln. Anderen Kritikpunkten wie der geringen Leistung und nicht zuletzt dem arg biederen Design haben sich die japanischen Konstrukteure und Designer jetzt jedoch ein Stück weit angenommen. So bleibt zwar der grundsätzliche Look des Prius unverändert, wohl aber setzen diverse Neuheiten ebenso überfällige wie frische Akzente. Kennzeichen der Neuauflage sind insbesondere eine neue Frontpartie mit sehr viel filigraneren Scheinwerfern, einem eleganteren Kühlergrill und einer dynamischeren Schürze mit schmalerem Lufteinlass und vertikaler Einfassung der Nebelscheinwerfer. Auch der leichte Knick in der Seitenlinie zwischen Türgriffen und Fensterband und nicht zuletzt die Spiegelblinker geben dem Auto einen sehr viel moderneren Look. Der Luftwiderstandswert der Karosserie konnte auf cW=0,25 gesenkt werden, was heute bei Serienautos das Optimum darstellt. Die Außenmaße wachsen in der Breite um zwei Zentimeter auf knapp 1,75 Meter, während Länge (4,46 Meter) und Höhe (1,49 Meter) praktisch unverändert bleiben. Der höchste Punkt der Dachlinie wurde etwas weiter nach hinten verlegt, um den Fond-Passagieren mehr Kopffreiheit zu ermöglichen. Außerdem profitieren sie dank speziell konturierter Sitzlehnen der Vordersitze auch von mehr Kniefreiheit. Unter dem Blech hat sich noch mehr getan. Insgesamt 90 Prozent des Hybridsystems wurden laut Toyota neu entwickelt. Zunächst der Blick auf den Verbrennungsmotor: Der Vierzylinder wächst im Hubraum von 1,5 auf 1,8 Liter und leistet künftig 98 PS statt 78 PS. Durch den größeren Hubraum konnte das Drehzahlniveau gesenkt werden, was Toyota im Gegensatz zum gerade verbreiteten "Downsizing" als "downspeeding" bezeichnet. Das höhere maximale Drehmoment hilft dabei, den Verbrauch auch bei Überlandfahrten und höheren Geschwindigkeiten weiter abzusenken. Zudem benötigt der Motor nun weniger Treibstoff im Kaltlauf. Bei den elektrischen Komponenten lag der Fokus auf einer Senkung von Gewicht und Raumbedarf, so dass etwa das Kofferraumvolumen wächst. Genaue Werte liegen dazu noch nicht vor. Eine neue elektronische Steuerung sorgt u.a. für eine bessere Energierückgewinnung beim Bremsen. Der Elektromotor erstarkt von 50 auf 59 kW. Die Leistungswerte der beiden Motoren können jedoch nicht einfach addiert werden; die Gesamtleistung beziffert Toyota auf 99 kW (134 PS). Neu sind vier unterschiedliche Fahrmodi, die der Fahrer per Tastendruck wählen kann. Neben dem Standard- und dem rein elektrischen Betrieb (Reichweite bleibt bei ca. 1,6 Kilometern) stehen ein "Power-Modus" und der besonders ökologische "Eco-Modus" zur Wahl. In ersterem spricht der Antrieb spontaner und stärker auf Gaspedalbewegungen an. So absolviert der Vollhybrid den amerikanischen Standardsprint von 0 auf 60 Meilen (96 km/h) in 9,8 Sekunden. Welten sind das nicht: In Deutschland ist der alte Prius mit 10,9 Sekunden gelistet. Und der Verbrauch? Im amerikanischen Zyklus kommt der Prius mit einer Gallone Benzin 50 Meilen weit (bisher 46). 50 mpg entspricht einem Verbrauch von 4,7 Litern pro 100 Kilometer. Allerdings sind die Messzyklen nicht vergleichbar; der EU-Wert wird darunter liegen, erreicht doch das jetzige Modell bereits 4,3 Liter. Darauf darf man gespannt sein, und auch darauf, wie Prius der Dritte bei den Kunden ankommen wird. In Deutschland dürfte der frischere Look tendenziell für mehr Interesse sorgen, in den USA ist die Prius-Beliebtheit dagegen ganz wesentlich von den Spritpreisen abhängig. Im Sommer steht das Auto bei den deutschen Händlern. Preise liegen noch nicht vor.
Quelle: Autokiste |
verfasst am 22.01.2009
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