Für Toyota hat es am Ende wieder nicht gereicht. Dabei sah alles nach einem klaren Sieg aus. Doch drei Minuten vor Schluss rollt der führende Toyota aus. Porsche siegt.
Le Mans – Dramatischer hätte es kaum enden können. Bis fünf Minuten vor Rennende sah alles nach einem Sieg für Toyota aus. Dann verlor die #5 mit Nakajima am Steuer an Geschwindigkeit – immer mehr und mehr. Am Ende überquert der Porsche 919 mit der #2 mit Jani Neel am Steuer nach 384 Runden als erster die Ziellinie. Jubel im Porsche-Zelt, Tränen bei Toyota. Sie waren fassungslos in der Box von Gazoo Racing. Die Japaner hatten das effizienteste Auto gebaut und hätten ihren Reichweitenvorteil fast bis ins Ziel tragen – mit einem Vorsprung von rund anderthalb Minuten. Dabei hätten es eigentlich nur rund 30 Sekunden sein sollen. Doch Jani Neel legte mit dem Porsche #2 etwa 10 Minuten vor Schluss noch einen überraschenden Stopp ein – Reifenwechsel. Kurze Aufregung, aber kein Drama. Das Drama begann fünf Minuten später. Plötzlich wird der führende Toyota mit der #5 langsamer. Die Telemetrie-Daten zeigen: Er erreicht nicht mehr die volle Drehzahl. Der Porsche holt mit großen Schritten auf. Wenig später überholt er ihn, der Toyota kommt endgültig zum Stehen. Aus, der Sieg war so nah. Damit gewinnt Porsche zum zweiten Mal seit der Rückkehr nach Le Mans vor drei Jahren das 24-Stunden-Rennen. Die #5 von Anthony Davidson, Sébastien Buemi mit Kazuki Nakajima am Steuer schleppt sich noch ins Ziel. Zwischenzeitlich zeigt das Leaderboard ihn noch auf Platz 7, doch der Toyota fällt aus der Wertung. Für die letzte Runde brauchte er länger als das Reglement erlaubt. Auf Platz 2 landet der zweite Toyota mit der #6. Ein Schwacher Trost. Der bis kurz vor Schluss führende TS050 #5 brauchte nur 28 Boxenstopps. Der Porsche #2 mit Romain Dumas, Jani Neel und Marc Lieb musste in 24 Stunden inklusive der unfreiwilligen Ehrenrunde zweimal öfter abbiegen und sichert sich trotzdem Platz 1. Tragisch, dramatisch und am Ende so, wie ein 24-Stunden-Rennen sein muss. Irgendwie. Und irgendwie auch nicht. In der GTE Pro vergab Toni Vilander mit seinem Dreher gut drei Stunden vor Schluss die Siegchance. Als erster ins Ziel kam der Ford GT #68 von Joey Hand, Dirk Müller und Sébastien Bourdais. Das Porsche-Werksteam hat nach rund 140 Runden beide 911 RSR verloren. In der LMP2 siegte die Signatech Alpine A460 mit Gustavo Menezes, Nicolas Lapierre und Stéphane Richelmi. Der Zieleinlauf der LMP1:
Der Zieleinlauf der GTE Pro:
Update 14:30 Uhr: Die letzten BoxenstoppsDie beiden Führenden haben ihre letzten Boxenstopps absolviert. Noch einmal Scheinwerfer und Windschutzscheibe abputzen, Sprit aufnehmen und wieder raus. Keine Probleme. Der Abstand zwischen dem Porsche #2 und dem Toyota #5, liegt weiter bei etwas über 30 Sekunden. Wenn jetzt kein weiterer Taittinger-Moment kommt, schmeckt der Champagner nachher bei Toyota am besten. Update 14:00 Uhr: Mit gebremstem SchaumEin wenig Aufregung verursacht eine gute Stunde vor Schluss Inès Taittinger vom gleichnamigen Champagner-Clan. Ihr LMP2-Morgan rollt brennend am Streckenrand aus. Dem Streckenposten gelingt es nicht, den Feuerlöscher elegant zu entkorken. Niemand verletzt, außer vielleicht der Stolz des Streckenpostens. Und es gibt nochmal gelbe Flaggen auf dem Streckenabschnitt. Update 11:24 Uhr: Ein Überholmanöver und ein AusrittUm fünf vor elf wurde es in Nähe der Streckenlautsprecher plötzlich richtig, nun ja, laut. Anthony Davidson (#5 Toyota) hatte sich entschieden ausnahmsweise nicht bis zum Boxenstopp mit dem Positionswechsel zu warten, sondern: einfach mal zu überholen. Auf der Mulsanne-Gerade schob er sich vorbei an Marc Lieb (#2 Porsche). Nicht, dass vorher unklar gewesen wäre, dass das Rennen nach rund 20 Rennstunden immer noch eng ist. Sehr eng. Und gerade wird es nochmal sehr laut. Während wir schreiben, muss Kamui Kobayashi am Steuer seines Toyota #6 kurz eingenickt sein. Hundertstelsekundenschlaf, man kann es ihm nicht verdenken. Plötzlich steckte er im Kiesbett. Ein bisschen Gas, ein bisschen Qualm und er hat sich wieder frei geschaukelt. Allerdings hat sich dabei ein Teil der linken Seitenverkleidung gelöst. Vorerst bleibt er auf der Strecke. Update 8:42 Uhr: Zwei Toyota gegen einen PorscheDie Reihenfolge von 8:24 Uhr ist ängst Geschichte, im Moment liegt der Porsche vorne. Das geht hier schneller hin und her als wir mittippen können. Jetzt geht der Porsche wieder in die Box. Und in der GTE Pro muss Dirk Müller strafweise in die Box. Die Jagd auf Ferrari ist kurzzeitig unterbrochen. Update 8:24 Uhr: Zwei Toyota gegen einen PorscheDer Tag kommt, das Rennen bleibt wie es war: Sehr eng. In der LMP1 kämpft der Porsche #2 mit Jani Neel, Marc Lieb und Romain Dumas immer noch gegen die beiden Toyota. Gerade hat eine Safety-Car-Phase wegen zahlreicher Unfälle die drei noch dichter zusammengerückt. Toyota hatte beide Autos in die Box geholt, der Porsche blieb auf der Strecke – im wörtlichen, nicht im bildlichen Sinn. Er kam später rein und direkt zwischen den Toyota wieder raus und liegt jetzt wieder auf Rang 3. Nach Boxenstopps steht es 20 (Toyota #5) zu 19 (Toyota #6) zu 21 (Porsche #2). Auf der Strecke trennen nur Sekunden die drei Kontrahenten. Nach mehr als 17 Stunden Renndauer. Audi liegt mit der #8 zwei Runden hinten, mit der #7 nach weiteren Problemen in der Nacht 12. In der GTE Pro findet der Zweikampf zwischen dem Ferrari 488 Risi Competizione und dem Ford GT statt, den derzeit Dirk Müller steuert. Risi Competizione führt im Moment, doch auch hier gab es in der Nacht Positionswechsel. Die Rundenzeiten sind auf einem Level, Ford hat allerdings immer noch zwei Autos ganz vorne dabei. In der LMP2 geht es ruhiger zu. Die Alpine A460 von Signatech Alpine hat eine Runde Vorsprung. Das Wetter wird derweil zusehends besser. Zwischen den Wolken zeigt sich Blau. Es verspricht ein schöner und ganz schön spannender Tag zu werden. Update 0:59 Uhr: Safety-Car nach MotorschadenDas Safety-Car kommt auf die Strecke. Der Porsche 911 RSR mit der #91 hat nach einem kapitalem Motorschaden reichlich Öl auf der Strecke verteilt. Ein Ligier ist prompt drauf ausgerutscht. Die Streckenposten verteilen Bindemittel. Auf dem Circuit de la Sarthe wird es deutlich stiller, während das Feld mit gedrosselter Geschwindigkeit die Runden dreht. Update 0:22 Uhr: Der Porsche #1 in der BoxDie Sonne hatte sich längst verabschiedet, die drei LMP1-Top-Teams wechselten noch immer fröhlich die Positionen. Bis kurz vor Mitternacht. Der Porsche #1 steuerte die Box an und wurde in die Garage geschoben – Reifen runter, Nase ab, Fahrer raus. Während die beiden Toyotas, der verbleibende #2-Porsche und der Audi mit der #8 weiter den Circuit de la Sarthe umrunden, steht der Porsche immer noch. Ein Problem mit der Temperatur, wie es heißt. Das bedeutet inzwischen 14 Runden Rückstand. Vorne bleibt es trotzdem spannend. Toyota und Porsche kämpfen weiter um die Topplatzierung. Nach 10 Stopps lag der Porsche #2 noch knapp vorne, nach Stopp 11 fällt er hinter die beiden Toyota zurück. Doch Sobald Mike Conway im Toyota #6 zum das nächste Mal die Box ansteuert, ändert sich das. Allerdings kann der Toyota von Stint zu Stint länger draußen bleiben. Wenn Toyotas Rechnung aufgeht, sparen die Japaner am Ende einen Stopp und bleiben vorne. Der Audi #8 liegt gut zwei Runden dahinter. In der GTE Pro spitzt sich unterdessen der Zweikampf zwischen Ford und Ferrari zu. Rund 20 Sekunden trennen Dirk Müller (Ford GT) und Toni Vilander (Ferrari 488). Nick Tandy liegt im Porsche 911 RSR rund zwei Runden dahinter. Vermutlich wird das Porsche-Werksteam nichts mit dem Ausgang dieser 24 Stunden von Le Mans zu tun haben. Update 19:30 Uhr: Porsche fährt in der GTE Pro hinterherDie Sorgen von Porsche waren offenbar nicht unberechtigt. Derzeit führt der Ferrari 488 GTE von Risi Competizione vor drei Chip-Ganassi-Ford-GT. Erst dann folgt der erste 911 RSR, inzwischen mit fast einer Minute Rückstand auf den viertplatzierten Ford aus Großbritannien. Davor wird in Sekunden-Abständen gekämpft. Womöglich waren die Tränen von Porsche-Motorsportchef Frank-Steffen Walliser gestern bei der Pressekonferenz zum Le-Mans-Auftakt nicht seine letzten. Die Performance zwischen Porsche einerseits und Ford und Ferrari andererseits scheint noch immer etwas aus der Balance. Porsche scheint nur über die Zuverlässigkeit eine Chance zu haben. Update 19:05 Uhr: Die LMP1-Favoriten dicht beisammenDie Rennleitung hat also keinen Draht nach oben, wir haben kein gutes Bauchgefühl, das Smartphone weiß am besten Bescheid: Der angedrohte Regen blieb in den letzten gut zwei Stunden aus. So sonnig, wie Le Mans sich zeigt, konzentriert sich die Spannung aufs Rennen. Die Überraschung bis hierhin: Toyota. Die Qualifying-Position hatte nichts mit dem Wetter zu tun. Die drei Spitzenteams sind alle in der Lage, Rundenzeiten von um die 3:23 Minuten zu fahren. Nach fast 60 Runden liegen fünf LMP1-Autos in einer Runde, nur der Audi mit der 7 von Andre Lotterer, Benoit Treluyer und Marcel Fässler fährt hinterher – immerhin sechs Runden, weil das Team schon nach knapp 1,5 Stunden den Turbo wechseln musste. Nach den jüngsten Boxenstopps führt Mark Webber auf dem Porsche mit der 1, es folgt Kamui Kobayashi (Toyota #6) vor Oliver Jarvis (Audi #8), Marc Lieb (Porsche #2) und Anthony Davidson (Toyota #5). Die Toyota scheinen eine Runde länger fahren zu können, als Audi und Porsche – 14 statt 13 Runden zwischen den Tankstopps. Update 16:32 Uhr: Die ersten Runden unter „Grün“Das Safety-Car biegt um 15:52 Uhr ab in die Box. Endlich die ersten Runden mit vollem Renntempo – und wenig später führt Toyota das erste Mal die 24 Stunden von Le Mans an. Die Ideallinie trocknet schnell, nach und nach wechseln die Teams auf Slicks. Entsprechend oft wechseln die Positionen, auch in der GTE Pro. Bei der LMP1 überrascht Porsche unterdessen mit einem frühen Fahrerwechsel. Und der Audi mit der 7 nach gut 1,5 Stunden mit einem immer noch andauernden Boxenstopp. Dabei führte der noch. Er wird jetzt durchgereicht. Es wird noch eine Weile dauern, bis hier Ruhe einkehrt. Vor allem, weil die Rennleitung schon wieder mit Regen rechnet. Unser Smartphone weiß davon nichts, aber die Wolken über der Strecke sehen stellenweise verdächtig grau aus. 15:00 Uhr: Start im Regen hinter dem Safety CarPünktlich um 15:00 Uhr gab Brad Pitt das Kommando zum Rennstart. Etwas überpünktlich, rund eine halbe Stunde vorher, hatte sich das Wetter für Regen über dem Circuit de la Sarthe entschieden. Nicht überall auf dem mehr als 13,6 Kilometer langen Kurs, aber so reichlich, dass das Rennen hinter dem Safety-Car gestartet werden musste. Für die einzige Änderung zeichnete deshalb der Frod GT mit der Nummer 67 verantwortlich. Schon vor dem Start wurde er zurück in die Box geschoben. In der Gegend um Start und Ziel wird es schon wieder heller, doch es ist viel Wasser auf der Strecke. Bis zur Freigabe des Rennens, wird es ein paar Runden dauern. Und unser Regenradar zeigt: Gegen 15:30 Uhr sollten die Schauer vorbei sein. Wir versorgen euch in den nächsten 24 Stunden mit den wichtigsten Updates. Wer das Rennen im Bewegtbild verfolgen will, kann das zum Beispiel im Livestream von Porsche tun. |