Minivans wie der Ford B-Max sind in der Stadt zu Hause. Aber passt der kleinste Max von Ford auch auf die Autobahn? MOTOR-TALK-Redakteur Marius Bauer hat es probiert.
Von Marius Bauer Ein Auto, das B-Max heißt, aber gar keine B-Säule hat, das klingt komisch. Es kann aber eine Menge mehr, als wir erwartet hätten. Denn obwohl der Wagen nur 4,08 Meter lang ist, fahren wir zu viert von Berlin nach Kassel, Mutti besuchen. Blech und FormZunächst das Wichtigste, das Auffälligste, das B-Max-Eigenste. Die Tür zum Schieben. Wunderbar. Ganz ehrlich. Kein sattes "Fumb" wenn man sie zuschlägt, klar. Aber ein guter Klang, ein gutes Gefühl bei Hin- und Herschieben. Vor allem Mamas denken das, wenn sie Kinder auf dem Arm tragen. Es gab schon mal ein kleines Auto mit Schiebetür, den Peugeot 1007. Der war 40 Zentimeter kürzer und ein ziemlicher Flop. Dabei sind kleine Auto mit einer großen, seitlichen Tür so praktisch, gerade in Berlin, der Stadt der Parkplatznot und der vollgestopften Parkboxen. Hier sagen Leute "Ah", wenn der B-Max hier glänzt. Sonst allerdings nie. Sein Aussehen interessiert niemanden sonderlich. Koffer und RaumDrinnen teilen sich Tochter (jugendlich) und ihr Onkel (erwachsen) die Rückbank, für 380 Kilometer. "Kein Vergnügen", sagen beide und lächeln sich demonstrativ an. Man sitzt sehr aufrecht, auf dünn gepolsterten Sitzen. Trotzdem genügt es. Der Kofferraum reicht nicht für vier, es sei denn, es geht zur Grillparty statt zum Wochenendausflug. Andererseits soll der B-Max ja kein Reisewagen sein. Sondern ein Einkaufswagen. Entsprechend niedrig ist die Ladekante, entsprechend gut die Übersicht. Schalter und Knöpfe entsprechen robustem Ford-Großserienstandard, aber bieten wenig fürs Herz. Kurzer Schreck beim Blick auf die fehlende B-Säule: Wo sind die Anschnallgurte? Im Sitz integriert. Für tolle Stimmung sorgt die Sonne. Das große Panoramadach für 650 Euro ist ein Volltreffer. Kraft und QuelleEin Diesel mit 1,5 Litern Hubraum und 75 PS funktioniert in Berlin super. Außerhalb Berlins schon weniger und auf der Autobahn dann nur mit guter Laune (Sonnendach). Mit der schwächsten Motorisierung im B-Max und vier Personen erreicht man 158 km/h Spitze wirklich nur annähernd. Immerhin: Vollbesetzt kommt Retro-Stimmung auf. Von 0 auf 100 km/h in rund 20 Sekunden, das gab es zuletzt wahrscheinlich 1986 bei Ford. Unter Last wird das sonst sehr zurückhaltende Aggregat etwas geräuschintensiv. Mit rund sechs Litern pro 100 Kilometer, voll beladen auf der Bahn, blieb die Reisekasse gut gefüllt. Dafür mussten wir aufs Überholen verzichten. Fahr und SpaßSpaß machen beim B-Max das originelle Konzept und die große Vielseitigkeit. Ja, im Grunde sind es nur die Schiebetüren. Aber die erleichtern im Alltag eben so Einiges. Und es gibt sonst kein kleines Auto mehr, das diesen Komfort bietet. Den Nissan Prärie der ersten Generation gibt es nicht mehr. Und der 1007 war kein Vergleich. Was dem Ford fehlt, um ein richtig gutes Auto zu sein? Ein besseres Fahrwerk. Der Wagen fährt sich zwar souverän und zeigt keine dynamischen Schwächen. Aber auf den schlechten Berliner Straßen federt der Wagen härter als ein vergleichbarer, einfacher Kleinwagen. Ende und UrteilBeim Einsteigen sorgte der Ford B-Max fürs große Aha-Erlebnis, beim Aussteigen auch: Ohne B-Säule kann Omi dem Enkel viel schneller um den Hals fallen. Ein praktischer und pragmatischer Minivan, einer für die Stadt, für die Familie. Nicht für die Autobahn. Eine Schwachstelle ist der Preis. Findet Ford auch und verkauft den B-Max schon vor dem Händlerrabatt 2.000 Euro unter Listenpreis.
Ford B-Max : Technische Daten
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