Radikale Kehrtwende: Dänemark will die Steuervorteile für E-Autos und sparsame Verbrenner streichen. Die Folge: Ein Tesla Model S würde 240.000 Euro kosten. Diesel sollen dagegen billiger werden.
Kopenhagen – Der VW-Skandal, der dieser Tage die automobile Welt erschüttert, wirft Fragen auf. Eine davon ist, ob der Diesel noch eine Zukunft hat, und ob andere Technologien künftig stärker gefördert werden sollten. Zum Beispiel Hybrid- und Elektroantriebe. In unserem Nachbarland Dänemark geschieht das Gegenteil. Das berichtet die Agentur „Bloomberg“. Das kleine EU-Mitglied an der Grenze Schleswig-Holsteins plant demnach, Steuererleichterungen für Elektroautos zu beseitigen und eine Verschmutzungssteuer für Dieselfahrzeuge zu streichen. Im Ergebnis wird Dieselfahren in Dänemark etwas billiger. Für Elektroautos dagegen müssen Kunden bald genauso astronomische Preise zahlen wie für Autos mit Verbrennungsmotoren. Aus dem bisherigen Öko-Musterstaat wird ein schmutziger, kleiner Nachbar. Dänemark erhob bisher eine Steuer auf neue Autos zwischen 105 und 180 Prozent. Dadurch kostet beispielsweise ein VW Golf in der Basisversion fast 11.000 Euro mehr als in Deutschland. Die neue dänische Regierung plant nun, für alle Autos den Höchstsatz von 180 Prozent zu verlangen – unabhängig von der Emissionsklasse. Tesla Model S für 240.000 EuroQuelle: dpa/Picture Alliance Das trifft Käufer sparsamer Verbrenner, besonders aber Fahrer von Elektroautos. Für die gab es bisher nämlich drastische Steuererleichterungen. So kostet ein Tesla Model S in Dänemark bisher knapp 87.000 Euro. Künftig müsste Tesla für seine leistungsstarke E-Limousine mehr als 240.000 Euro verlangen. Nach den Plänen der liberalen Regierung in Dänemark soll diese Anpassung 2020 greifen. Bereits im kommenden Jahr streicht der Staat außerdem eine Verschmutzungssteuer für Dieselfahrzeuge: Rund 32 Millionen Euro Steuererleichterung sollen Gewerbetreibenden helfen, neue Jobs zu schaffen. Dänemark verabschiedet sich von KlimazielenDie Dänen vollziehen damit eine radikale Kehrtwende. Bereits kurz nach der Wahl im Juni 2015 hatte die neue Regierung bekanntgegeben, sich von ehrgeizigen CO2-Zielen verabschieden zu wollen. Damit reagiert die Politik auf ein wachsendes Loch im Staatshaushalt. Der Finanzminister Claus Hjort Frederiksen sagte: Die bisherige Regierung habe zwar versprochen, die Steuervorteile für Elektroautos zu erhalten. Sie habe dafür aber kein Geld gehabt. Frederiksens Behörde schätzt, dass die Gleichbehandlung von Elektroautos rund 60 Millionen Euro zusätzlich im Jahr in die Staatskasse spült. Insgesamt will Dänemark im kommenden Jahr vier Milliarden Euro über die Besteuerung von Kraftfahrzeugen einnehmen. Mit der neuen Politik verzichtet Dänemark auf die Lenkungseffekte seiner exorbitanten Autosteuern – und steigert gleichzeitig die Einnahmen. Die linke Ex-Umweltministerin Ida Auken kritisiert dies scharf: „Dänemark fördert nur noch alte Technologien. Das ist kein Entwurf für die Zukunft“, zitiert „Bloomberg“ die Politikerin. |