VW macht den Golf Plus zum Golf Sportsvan. Das bedeutet frischeres Blech und mehr Platz, aber bedeutet es auch ein jüngeres, hipperes Auto? Eine Testfahrt.
St. Tropez - Golf Plus: das klingt nach Generation „50 Plus“, vielleicht sogar „60 Plus“. Wenn der Name eines Produkts zum Kundenstamm passt, dann ist das normalerweise eine Marketing-Glanzleistung. Im Falle des Golf Plus ist es das Problem. Der Hochdach-Golf gefällt wegen seiner erhöhten Sitzposition besonders älteren Semestern. Dass genau das jeder denkt, gefällt VW überhaupt nicht. Mit bisher 900.000 (weltweit) Exemplaren verkauft sich der Kompaktvan auf Golfbasis gut. Doch das Image ist altbacken. Das war klarSchon vor dem Einsteigen ist klar: Aus einem Kompaktvan macht auch VW keinen Sportwagen. Die Motoren des Sportsvan stammen allesamt vom Golf. Zur Wahl stehen vier Turbobenziner (85, 110, 125 und 150 PS) und zwei Turbodiesel (110 und 150 PS). Alle dürften mit den 1.320 bis 1.474 Kilogramm gut fertig werden. Fahrfreude bringt aber vor allem der von uns gefahrene 1,4-Liter-Benziner. Mit dem 150-PS-TSI beschleunigt unser Sportsvan flott. In 8,8 Sekunden sind 100 km/h erreicht. Auf landstraßentauglichen 50 bis 60 Stundenkilometern ist man dem Gefühl nach sehr schnell. Dabei schaltet das manuelle Sechsgang-Getriebe knackig und auf kurzen Wegen. Erstmals mit adaptiver FahrwerksregelungBis 150 km/h zieht der Golf-Plus-Nachfolger sauber durch, danach verliert der Van die Lust. Ab 3.500 Touren macht Interessant ist dagegen das Fahrwerk. Der Sportsvan liegt gut und straff auf der Straße. Französische Bodenwellen und Schlaglöcher schluckt er trotzdem sanft und ohne Poltern. Optional kann jetzt auch die adaptive Fahrwerksregelung DCC geordert werden, serienmäßig gibt es die aus dem GTI bekannte Progessiv-Lenkung. In schnellen, engen Kurven spürt man aber selbst dann das lange Ende. Die Fliehkräfte zerren am Hochdach-Golf wie an einem ausgewachsenen Van. Mehr „Van“ als „Sport“Wo die Nachteile eines Vans stören, können die Vorteile nicht weit sein. Mit 4,34 Metern ist der Sportsvan 13 Zentimeter länger als der alte Golf Plus und acht Zentimeter länger als seine Basis, der Golf. Er ist außerdem 4,8 Zentimeter breiter (1,81 Meter) und hat einen um 10 Zentimeter längeren Radstand (2,69 Meter) als sein Vorgänger. Praktisch: Die gesamte Rückbank lässt sich wie beim Vorgänger verschieben. Dann schrumpft der Platz der hinteren Passagiere um bis zu 18 Zentimeter, aber der Kofferraum wächst auf 590 Liter an. Das Verschieben geht leicht von der Hand, allerdings bildet sich dabei hinter den Rücksitzen eine tiefe Kante. Kleine Gegenstände sollten dann woanders gelagert werden. Groß, aber übersichtlichDamit in Zukunft auch jüngere Menschen das Auto schätzen, macht VW den Sportsvan nicht nur größer, sondern auch schicker. Während der Sportsvan in Länge und Breite wächst bleibt die Höhe beinahe unverändert. So wirkt der Stelzen-Golf flacher als er ist. Erhalten bleibt auch die erhöhte Sitzposition. Im neuen Sportsvan sitzt man zwar einen Zentimeter tiefer als im Golf Plus, aber immer noch mindestens 6 Zentimeter höher als im aktuellen Golf. Das Einsteigen bleibt leicht, die Übersicht wird verbessert. Allerdings sollte man hier nicht zu viel erwarten. Für eine gute Rundumsicht sorgt weniger die leicht erhöhte Sitzposition, sondern eher das Plus an Fenstern. Auf jeder Seite bringt VW fünf davon unter. Besonders der (Schulter-)Blick nach hinten, vorbei an den D-Säulen bleibt deswegen übersichtlich. FazitEin neuer Name macht noch kein neues Auto. Im Falle des Sportsvan sind vor allem der Platzzuwachs und die Vielseitigkeit interessant. Damit ist er für junge Familien interessanter als vorher – der Name dürfte dazu wenig beitragen. Der Sportsvan macht vieles besser als sein Vorgänger. Den Verlust von bis 90 Kilogramm Gewicht und bis zu 20 Prozent Durst spürt man dagegen kaum. Auf unserer Testfahrt verbrauchte der 1,4-Liter-Benziner 8,6 statt 5,6 Liter. Der Sportsvan ist ab sofort bestellbar. Die Preise starten bei 19.625 Euro für den 85-PS-Benziner mit Fünfgang-Getriebe. Damit ist der Sportsvan rund 400 Euro teurer als ein Variant und 2.300 Euro teuerer als ein Golf. Unser Testwagen kostet 25.825 Euro. Lest hier unseren ersten Test zum VW Golf Sportsvan Technische Daten – VW Golf Sportsvan
|
