Airbags, die während der Fahrt auslösen oder gar zur Splitterbombe werden, beschäftigen aktuell die US-Verkehrsaufsicht NHTSA. Der Grund: mangelhafte Verarbeitung.
Quelle: picture alliance / dpa New York - Wochenlang war ungeklärt, was Hien Tran am 29. September zustieß. Die Polizei von Orlando im US-Staat Florida spekulierte zunächst über eine Messerattacke. So übel zugerichtet war die Frau hinter dem Steuer ihres Honda Accord gefunden worden. Erst Tage, nachdem die 51-Jährige an ihren Verletzungen starb, konnte der tragische Unfall aufgeklärt werden. Seitdem gilt ein Airbag der japanischen Firma Takata gilt als Todesursache. Quelle: picture alliance / dpa Airbags können explodierenDavon geht jedenfalls der Kriminalbeamte Benjamin Thorpe aus, der die Ermittlungen im Auftrag der Autobahnpolizei führte. "Die Verletzungen stimmten mit explodierenden Airbags überein, die im Zusammenhang mit bestimmten Fahrzeugen stehen", erklärte Thorpe auf einer Pressekonferenz am 16. Oktober. Tran habe einen Brief mit einem Rückruf erhalten. Darin wurde sie aufgerufen, ihren Wagen wegen Problemen mit dem Airbag zum Sicherheitscheck zu bringen. Die Defekte sind nicht neu. Airbags des japanischen Zulieferers Takata können wegen mangelhafter Verarbeitung platzen - dabei kommt es zu einer Explosion, die Teile der Metallverkleidung sprengt. Der Airbag wird dann zu einer Splitterbombe. Takata produziert einen großen Teil aller Airbags weltweit, Fahrzeuge diverser Autobauer sind betroffen. 7,8 Millionen Autos sind betroffenIn den USA eskaliert die Lage zunehmend. Vergangene Woche war bekanntgeworden, dass das Problem weitaus größere Ausmaße hat als bislang gedacht. Die US-Verkehrsaufsicht NHTSA gab eine dringende Warnung heraus und meldete Rückrufe von rund 7,8 Millionen Fahrzeugen. Dem Branchenblatt "Automotive News" zufolge wurden schon seit 2008 mehr als 16 Millionen Autos rund um den Globus wegen des Defekts zurückgerufen. Das "Wall Street Journal" berichtete jüngst, die Bundesanwaltschaft von Manhattan habe sich in den Fall eingeschaltet. Die Ermittler wollen klären, ob Takata gegenüber Aufsehern irreführende Aussagen zur Quelle: picture alliance / dpa Sicherheit der Airbags gemacht habe. Takata versicherte, die Probleme ernst zu nehmen und versprach der NHTSA und den betroffenen Autobauern volle Kooperation. Sammelklage gegen TakataFür die Japaner droht nun noch mehr Ärger. Am Dienstag kündigte die New Yorker Anwaltskanzlei Weitz & Luxenberg an, eine Sammelklage vorzubereiten. "Takata wird Antworten geben müssen zu den Toten, den Verletzten und den Wertminderungen all der Autos, die diesen Defekt haben", teilte Anwalt Robin Greenwald mit. Er geht von vier Todesopfern und etwa 150 Verletzten aus. UPDATE: In den USA ruft die NHTSA jetzt alle Fahrzeuge mit Takata-Airbags auf der Fahrerseite zurück. Für das am 31. März 2015 endende Geschäftsjahr rechnet Takata mit einem Rekordverlust von 24 Milliarden Yen (175 Millionen Euro). Ursprünglich hatten die Japaner 16 Milliarden Yen Überschuss angepeilt - doch für das erste Quartal buchten sie 45 Milliarden Yen auf Sonderbelastungen, um die Kosten für Massenrückrufe abzudecken. Schon im Geschäftsjahr 2012/13 verbuchte der Konzern wegen der Rückrufe einen Verlust von 21 Milliarden Yen. Verkehrsbehörde NHTSA unter DruckNach den neuesten Angaben der US-Verkehrsaufsicht sind neben den großen japanischen Autofirmen auch BMW und die US-Konzerne Chrysler, Ford und General Motors betroffen. Die amerikanische Opel-Mutter GM kämpft indes noch mit den Folgen ihrer eigenen Rückrufserie wegen defekter Zündschlösser, die zu mindestens 30 Toten geführt haben. Angesichts der neuen Massenrückruf-Welle gerät auch die Verkehrsaufsicht NHTSA zunehmend unter Druck. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |