Die neue GM-Chefin Mary Barra ist ein Eigengewächs. Als 18-Jährige steigt sie als Werksstudentin beim Autoriesen ein und arbeitet sich ganz an die Spitze. Ein Porträt.
Detroit - Der aktuell zweitgrößte Autobauer der Welt sorgt für eine Schlagzeile nach der anderen. Chevrolet zieht sich aus Europa zurück, die US-Regierung verkauft ihre letzten Anteile am Autoriesen, die Produktion in Australien wird stillgelegt. Und: Dan Akerson räumt den Platz an der GM-Spitze für seine Stellvertreterin, Mary Barra. Vermutlich kam für Mary Barra nie ein anderer Arbeitgeber in Frage. Schon ihr Vater arbeitete bei General Motors, insgesamt 39 Jahre lang. Mit 18 Jahren stieg sie selbst beim traditionsreichen US-Autohersteller ein, als Werksstudentin. Mary Barra studierte Elektrotechnik am hauseigenen General Motors Institute, später arbeitete sie als Ingenieurin in einem GM-Werk in Detroit. Schnell erkannten ihre Chefs das Potenzial der jungen Frau und boten ihr ein Stipendium für besonders talentierte Mitarbeiter an. In den 90er-Jahren gelangte Barra als Assistentin des damaligen Vorstandschefs Jack Smith das erste Mal in die Nähe des GM-Olymps. Dan Akerson hat sein "Car Gal"Ab Mitte Januar steht sie nun selbst ganz oben. Sie wird als Nachfolgerin des aktuellen CEO Dan Akerson die Geschicke des Riesenkonzerns lenken. Der 65-Jährige geht wegen der fortgeschrittenen Krebserkrankung seiner Frau frühzeitig in den Ruhestand. Akerson hatte seine Stellvertreterin Barra bereits selbst als Nachfolgerin ins Gespräch gebracht. Und: Er hatte schon im September davon gesprochen, dass es Zeit für ein "Car Gal" an der Spitze eines Autokonzerns sei. Dass es so schnell geht, im riesigen GM, das ahnte er vermutlich nicht. Barra bekleidete in den vergangenen 33 Jahren viele Stationen bei GM. Sie arbeitete im Ingenieurwesen, leitete das Werk Hamtramck in Michigan und war Co-Chefin des Personalressorts. Auf allen Stationen machte sie sich als exzellente Strategin einen Namen, sie stand "stets ganz oben auf den Beförderungslisten". Und: Die unter ihrer Leitung entwickelten Modelle bekamen gute Kritiken. "Sie ist führend am jüngsten Erfolg der Firma beteiligt", heißt es nun, anlässlich ihrer Ernennung zur mächtigsten Frau in der globalen Autoindustrie. Ihre Produkte seien von einer ungekannten Qualität und kämen beim Kunden besonders gut an. Sie kennt das ProduktBarra kennt GM und sie kennt die Autos. "Endlich übernimmt jemand die Führung bei GM, der das Produkt sehr gut kennt und weiß, wie Technik funktioniert und Autos entwickelt werden", sagt Branchen-Kenner Ferdinand Dudenhöffer. Die zweifache Mutter habe sich als Anführerin herausgestellt, meinte der Aufsichtsrat in seiner Mitteilung am Dienstag. Dieses Lob ist zugleich als Auftrag zu verstehen. Barra übernimmt ein Unternehmen, das dem Bankrott vor rund vier Jahren gerade so entkommen ist, weil die US-Regierung Milliarden für die Rettung aufbrachte - GM für zu groß befand, um GM sterben zu lassen. In den vergangenen 15 Quartalen schrieb GM wieder Milliardengewinne und will in diesem Jahr mehr als 10 Millionen Autos verkaufen. Einen Rückschlag kann der Konzern vom Detroit River sich jetzt nicht leisten.
Quelle: dpa; manager magazin; detroit news |