• Online: 3.003

Volkswagen News

VW Beetle: Weltpremiere in Berlin

verfasst am

Volkswagen hatte in Shanghai, Berlin und New York zeitgleich zur Weltpremiere des „The Beetle“ geladen. Nach Shanghai und New York konnten wir keine Reporter schicken, aber Berlin war machbar. Erste Lektion: New Beetle war früher, der Neue soll jetzt nur noch Beetle heißen.

Eingeladen hatte VW zur Beetle Weltpremiere in den ehemaligen Techno-Tempel E-Werk in Berlin. In Kooperation mit dem Musiksender MTV zeigte man dort nicht nur Prominenz und die belgischen „2manyDJs“, sondern auch drei neue Beetle und einen alten Rechtslenker-Käfer. Ein paar spezielle und gefährliche Beetle-Drinks gabs auch, aber das haben wir uns verkniffen. Schließlich war Montagabend, und man hatte uns noch ein Expertengespräch mit mehreren Designern und Entwicklern in Aussicht gestellt.

VW Beetle Premiere VW Beetle Premiere Wie erfinde ich einen Klassiker neu?

Die VW-Designer waren sichtlich beseelt von der abgeschlossenen Mission, einen Klassiker neu zu erfinden. Herleitung: Der Käfer hatte auch keinen Namen, er war einfach „der“ Volkswagen und wurde weltweit irgendwie genannt – z.B. Beetle in Amerika. Das war der Anspruch an den neuen, den Beetle fürs 21. Jahrhundert. Inspiration, so führt ein Designer aus, war ein alter VW Käfer – sonst nichts. Den Vorgänger VW New Beetle mit seinem ausgestellten Heck wollte man gar nicht erst in den Kopf kriegen.

Das Ergebnis wähnen die Wolfsburger erheblich näher am Original und am Kunden: Der New Beetle hatte sich in Europa mehr als schleppend verkauft. Neben dem hohen Preis war wohl auch das nach Ansicht der VW-Designer eher „weibliche“ Design dafür verantwortlich. Der neue „der“ Beetle soll nun erstens klassischer wirken, mit seiner langen, runden Motorhaube und seinem vergleichsweise steilen Heck. Er soll zweitens trotzdem nicht Retro sein, und drittens soll er sehr viel männlicher sein, ohne Frauen zu verschrecken. Beim Ansichtsexemplar halfen durchaus beeindruckende 19 Zoll-Räder nach.

VW Beetle Heck VW Beetle Heck Heck näher am Original

Augenfälligste Designänderung ist das fließendere Heck mit längerem Dach, den hinteren Kotflügeln ist es nicht mehr erlaubt, die Seitenlinie zu unterbrechen. Damit will sich der Beetle dem Käfer wieder mehr annähern. Aber auch die Dimensionen tragen zu einem energetischeren Eindruck bei: Das Auto ist flacher, breiter und etwas länger geworden und wirkt dadurch auch etwas dynamischer.

Pflicht sind heute natürlich Bi-Xenon-Scheinwerfer und Tagfahrlicht. Letzteres wird über eine Leiste von 15 LEDs an den Außenseiten der Scheinwerfer realisiert. Das große Glasdach lässt sich aufstellen oder komplett öffnen und soll auch an heißen Tagen eine allzu starke Aufheizung des Wagens verhindern.

Der Innenraum

Das Interieur ist nach dem Prinzip „zurück in die Zukunft“ mehr als nur eine kleine Verneigung vor der Vergangenheit. Große Flächen des Innenraums sind beim Ansichtsexemplar in Wagenfarbe lackiert. Hat schon beim Fiat 500 funktioniert, und funktioniert hier auch. Das Armaturenbrett ist tatsächlich noch ein Brett und hält sich erfreulich raus aus dem Innenraum. Dominiert wird es – neben den in Wagenfarbe lackierten Flächen – von den Rundinstrumenten und einem mittigen Feld für das heute unvermeidliche Multimedia-Tool. Hierbei sind im neuen Beetle alle Systeme lieferbar, die es auch im Golf, Jetta und Passat gebt.

VW Beetle Innenraum VW Beetle Innenraum Rechts neben dem Multimediasystem findet sich als weitere Remineszenz an den Klassiker ein nach oben aufklappendes, kleines Handschuhfach über dem eigentlichen, größeren Handschuhfach.

Die in Wagenfarbe lackierten Innenraumdekore gibt es in der mittleren Ausstattungslinie „Design“. In der Basisversion „Beetle“ ist die Blende des Armaturenbretts dagegen grau, in der Version „Sport“ ist sie in Carbon-Optik gehalten.

Obwohl der Beetle deutlich flacher ist als sein Vorgänger, was sich auch im Innenraum in 3,8 cm weniger lichter Höhe niederschlägt, fühlt sich der Wagen beim Probesitzen auf keiner Position beengt an. Insbesondere im Fond stellt sich das Raumgefühl einer großzügigen Familienkutsche ein. Der Kofferraum wurde von 209 auf 310 Liter vergrößert, die Rückenlehne ist wie gewohnt geteilt umklappbar.

Drei Ausstattungslinien

In den drei Ausstattungslinien Beetle, Design und Sport errechnet insgesamt 1,8 Mio. Möglichkeiten der Innenraumgestaltung: Der Positionierung des Beetle als individuellem Lifestyle-Gefährt folgend, soll es ein umfassendes Individualisierungsprogramm geben.

VW Beetle im  Sport-Design VW Beetle im Sport-Design Dazu gehören neben mehrere Audio- und Navigationsanlagen, ein 5-Zoll-Touchscreen und etwa auch ein Keyless Access System. Optional bietet VW auch ein Audiosystem des E-Gitarren-Herstellers Fender an. Der Beetle wird damit der erste VW in Europa sein, in dem eine Fender-Musikanlage zu haben ist. Das Sicherheitsniveau ist VW zufolge umfassend und beinhaltet u.a. ESP, sechs Airbags und eine hochstabile Karosserie.

Plattform PQ35 Low Cost

Technisch basiert der Beetle auf der PQ35 Plattform des Golf V. Und zwar in der „Low Cost“ Variante, auf der auch der neue Jetta aufbaut. Zwar habe man bei VW mehr als nur kurz über eine Rückkehr zum Heckmotor nachgedacht. Aber die Zahl der Gegenargumente war vielschichtig: Die meisten Motoren im VW-Regal sind auf Quereinbau vorne ausgelegt. Die Plattform hätte komplett neu entwickelt werden müssen. Die Fahreigenschaften hätten sich für heutiges Empfinden drastisch verschlechtert, führt das VW-Marketing weiter aus, und vor allem: Ein geräumiges und flexibles Auto wäre der Beetle dann nicht geworden.

Antriebe

Im Prinzip können im Beetle dementsprechend auch so gut wie alle Motoren, die im Golf verbaut werden, angeboten werden. Das soll sich aber auch je nach Markt unterscheiden. Volkswagen wird sich dabei (mindestens) an den Leitmärkten Europa, USA und China orientieren. So soll es in den USA erstmals ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe geben. Ein 2,5 Liter großer, nicht aufgeladener Benziner mit 170 PS bleibt ebenfalls den USA vorbehalten.

TSI im VW Beetle TSI im VW Beetle In Europa ist zunächst ein Leistungsspektrum zwischen 105 PS und 200 PS geplant, verteilt auf drei Benziner und zwei Dieselmotoren. Dabei kommen ausschließlich aufgeladene Vierzylinder zum Einsatz. Alle Motoren können mit einem Doppelkupplungsgetriebe ausgeliefert werden.

Die im Beetle neuen Motoren und Getriebe sollen laut VW den Verbrauch signifikant senken und trotzdem sehr agiles Fahren erlauben. Beispiel: Der Beetle 1.4 TSI mit DSG und 160 PS fährt bis zu 207 km/h schnell und verbraucht im Normzyklus 5,9 l/100 km. Der 150 PS starke Vorgänger gönnte sich noch drei Liter mehr. Die stärksten Motoren bekommen eine elektronische Differentialsperre XDS verpasst. Auch die Volkswagen-eigene BlueMotion Technologie, u.a. mit Start-Stop-System, wird es geben.

R-Käfer geplant

Geplant ist später übrigens auch ein R-Beetle. Der soll nach Auskunft der VW-Entwickler „brutal“ ausfallen. Einen GTI wird es allerdings nicht geben: Hier wollte man die verschiedenen Herkunftslinien von Käfer und Golf nicht verwässern. Eine Elektroversion könnte es dagegen in ein paar Jahren geben.

Preis soll überraschen

Der Marktstart des Beetle soll in Europa im November 2011 erfolgen. Im Folgejahr wird dann wohl ein Cabrio nachgeschoben, allerdings wollte man sich noch nicht darauf festlegen, ob das pünktlich zur Saisoneröffnung im März klappt. Wie der Vorgänger, wird der Beetle in Puebla/Mexiko vom Band laufen. Und was soll er kosten? Der Vorgänger lag laut Preisliste 2007 zwischen 16.000 und 22.000 Euro, beim Nachfolger will man hier noch nichts Genaues verraten, kündigt aber eine „positive Überraschung“ an.

Übrigens: Unser Newspartner Motor-Klassik hat uns anläßlich der Beetle-Premiere einen schönen Artikel zur Historie des VW Käfer zur Verfügung gestellt. Lesetipp!

(bmt)

 

Quelle: MOTOR-TALK

Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
90
Diesen Artikel teilen:
90 Kommentare: