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Abgas-Skandal: Zusammenfassung - VW droht Ärger von allen Seiten

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VW kommt nicht zur Ruhe. In Mexiko werden Sonderschichten gestrichen, diverse Gerichtsverfahren drohen. Immerhin können Kunden nun checken, ob Ihr Auto betroffen ist.

Wolfsburg: Am 7. Oktober wird der VW-Aufsichtsrat erneut in der Konzern-Zentrale zusammenkommen Wolfsburg: Am 7. Oktober wird der VW-Aufsichtsrat erneut in der Konzern-Zentrale zusammenkommen Quelle: picture alliance / dpa

Wolfsburg - Rund zwei Wochen nach dem Bekanntwerden des weltweiten Abgas-Skandals kommt Europas größter Autobauer Volkswagen nicht zur Ruhe. In Frankreich und Deutschland drohen wegen der Manipulationen bei Diesel-Fahrzeugen weitere Prozesse, Kanzleien suchen im Heimatmarkt der Wolfsburger nach Geschädigten für Sammelklagen, in Mexiko stehen am Samstag die Bänder still.

Die kommende Woche dürfte kaum ruhiger werden. Am Dienstag spricht der neue VW-Chef Matthias Müller in Wolfsburg erstmals zu den Beschäftigten, tags darauf steht schon die nächste Krisensitzung des Aufsichtsrates auf dem Programm. Als genüge dies nicht, muss am Donnerstag der US-Chef von VW, Michael Horn, im amerikanischen Kongress Rede und Antwort stehen.

Mittlerweile klar ist die Zahlen der betroffenen Fahrzeuge:

  • Deutschland: mindestens 2,8 Millionen
  • Großbritannien: 1,2 Millionen
  • Frankreich: 950.000
  • Spanien: 680.000
  • Italien: 650.000
  • Belgien: 500.000
  • USA: 482.000
  • Österreich: 363.000
  • Mexiko: 32.000

Privatanleger fordert Entschädigung

Initiator für den neuen Ärger in Deutschland ist ein Privataktionär aus Baden-Württemberg, der am Freitag beim Landgericht Braunschweig eine Schadenersatz-Klage eingereicht hat, wie ein Gerichtssprecher bestätigte. Der Mann hatte im April und Juli VW-Vorzugsaktien gekauft und möchte diese Transaktion nun rückabwickeln, teilte seine Kanzlei mit. Laut seiner Anwälte habe der Kläger rund 20.000 Euro verloren.

Die VW-Aktie befindet sich seit dem Bekanntwerden der Manipulation von Abgaswerten im Sinkflug Die VW-Aktie befindet sich seit dem Bekanntwerden der Manipulation von Abgaswerten im Sinkflug Quelle: picture alliance / dpa Die Anwälte argumentieren, dass sich VW wegen einer Reihe von unterlassenen sowie unvollständigen Kapitalmarkt-Informationen gegenüber seinen Aktionären schadenersatzpflichtig gemacht habe. Volkswagen wollte den Fall nicht kommentieren; der Vorgang sei ihm nicht bekannt, sagte ein Sprecher. Die Klage wurde den Angaben des Gerichts zufolge noch nicht an den Konzern zugestellt.

In die gleiche Kerbe schlagen auch mehrere deutsche Kanzleien, die Gemeinschaftsklagen vorbereiten. Auch in den USA arbeiten Rechtsanwälte an Sammelklagen enttäuschter VW-Kunden, unabhängig davon drohen VW zudem Milliardenstrafen der Behörden.

Müller verspricht Antworten

"Mir ist bewusst, dass Sie als Aktionäre des Konzerns viele Fragen haben, auf die Sie gern eine Antwort hätten", heißt es derweil in einem auf der VW-Internetseite veröffentlichten Brief von Konzernchef Müller an die Aktionäre. "Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen Antworten geben werde". Dafür bat Müller aber um Zeit.

In Frankreich sind rund 950.000 Autos von den Manipulationen mit der Abgas-Software betroffen. Die Regierung kündigte als Reaktion Stichproben der Abgaswerte von 100 Fahrzeugen an und erwägt auch, Fördergelder für umweltfreundliche Autos von VW zurückzufordern.

Erneutes Krisentreffen

Der Skandal wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch den VW-Aufsichtsrat erneut beschäftigen. Am Mittwoch wird das 20-köpfige Kontrollgremium abermals zu einer Krisensitzung in Wolfsburg zusammenkommen. Dabei soll nach dpa-Informationen auch der Präsidiumsbeschluss zur Wahl des bisherigen VW-Finanzchefs Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat abgesegnet werden. Anschließend soll Pötsch vom Amtsgericht Braunschweig als Aufsichtsrat bestellt werden, um dann dessen Vorsitzender zu werden. Seitens der IG Metall gibt es aber immer noch Kritik an der Personalie.

Am Freitag wurde zudem bekannt, dass die EPA auch BMW-Fahrzeuge unter die Lupe nehmen wird. Entsprechende Pläne seien dem Unternehmen bekannt, sagte ein BMW-Sprecher und bestätigte damit entsprechende Informationen der "Financial Times". "Nachdem wir uns immer an Vorschriften und Regeln gehalten haben, gehen wir davon aus, dass uns keine negativen Überraschungen erwarten."

Volkswagen streicht im mexikanischen Werk in Puebla geplante Sonderschichten Volkswagen streicht im mexikanischen Werk in Puebla geplante Sonderschichten Quelle: picture alliance / dpa Unklar blieb zunächst, ob auch andere Hersteller genauer geprüft werden. Ein Daimler-Sprecher sagte, eine offizielle Anfrage sei den Stuttgartern noch nicht bekannt. "Aber natürlich werden wir die Behörden jederzeit vollumfänglich unterstützen." Die Behörden führten ohnehin regelmäßige Überprüfungen durch.

Mexiko streicht Sonderschichten

Im weltweit zweitgrößten VW-Werk im mexikanischen Puebla wurden unterdessen die ursprünglich für Samstag geplanten Sonderschichten gestrichen. In dem Werk werden mehr als 500.000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt. Ein Großteil ist für den Export in die USA bestimmt.

Zumindest für die Besitzer von möglicherweise betroffenen Dieselautos gibt es aber einen kleinen Lichtblick: Nach Audi hat auch VW eine spezielle Internetseite einrichten, in der über die Fahrgestell-Nummern überprüft werden kann, ob ein Wagen von den Manipulationen betroffen ist, sagte ein VW-Sprecher.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, einen Runden Tisch "Verantwortung im Automobilmarkt" einzurichten. Ziel müsse es sein, für mehr Markttransparenz, bessere Regulierung und ausreichende Kontrolle zu sorgen. So ließe sich auch das Vertrauen der Verbraucher in die Autobranche zurückgewinnen, sagte vzbv-Chef Klaus Müller.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) betonte, die VW-Mitarbeiter dürften nicht zu den Leidtragenden der Affäre werden. Niemand, der bei VW arbeite, dürfe dafür büßen müssen, dass sich einige im Management kriminell verhalten hätten.

Die VW-Aktie findet indes weiterhin keinen Halt. Am Freitag rutschten die Vorzugspapiere an der Frankfurter Börse nochmals ab - zwischenzeitlich so tief wie seit Oktober 2011 nicht mehr. Seit dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals brachen sie um rund 43 Prozent ein.

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