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VW: Entweder CO2-Messungen oder Fahrzeuge waren manipuliert - VW hat doch mit technischen Mitteln getrickst

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Volkswagen hat bei den CO2-Werten doch mit technischen Mitteln getrickst. Wie ein Konzernsprecher mitteilte, wurden entweder die Prüfstände oder die Fahrzeuge manipuliert.

Neue Erkenntnisse aus Wolfsburg: Entgegen ursprünglicher Aussagen gibt VW nun an, doch Fahrzeuge oder Prüfstände manipiuliert zu haben Neue Erkenntnisse aus Wolfsburg: Entgegen ursprünglicher Aussagen gibt VW nun an, doch Fahrzeuge oder Prüfstände manipiuliert zu haben Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - Die falschen Angaben zu Spritverbrauch und CO2-Ausstoß Hunderttausender Autos des VW-Konzerns haben ihren Ursprung doch in gefälschten Testabläufen. Sie seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selbst oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen, sagte ein Konzernsprecher am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Damit widersprach VW früheren Angaben, wonach lediglich auf dem Papier zu niedrige CO2-Werte angegeben wurden.

Bevor neue Automodelle vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für den Straßenverkehr zugelassen werden, müssen verschiedene Gutachten erstellt werden, unter anderem zu Abgaswerten. Die Messungen nehmen sogenannte Technische Dienste ab, unter anderem der TÜV. Bei VW-Modellen übernimmt der TÜV Nord die Abgasmessungen für neue Modelle, für die Konzerntochter Skoda prüft unter anderem der Tüv Süd, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf Anfrage der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auflistete. Beide TÜV-Unternehmen bestätigten, dass sie Abgasmessungen durchgeführt hätten. Es habe jedoch keine Hinweise auf Manipulationen gegeben.

Die beiden anderen Konzerntöchter Audi und Seat lassen Abgaswerte im Ausland messen: Audi hat ein Prüfunternehmen in Luxemburg beauftragt, Seat zwei spanische Anbieter.

Der VW-Sprecher sagte: "Nicht alle betroffenen Modelle wurden auf dem Firmengelände in Wolfsburg auf dem Prüfstand getestet." Einige Modelle seien extern überprüft worden. Um welche Modelle es sich im Detail handelt, hat der VW-Konzern noch nicht publiziert. In einer aktuellen Meldung heißt es: "Derzeit prüfen wir, welche Modelle konkret betroffen sind. Bitte berücksichtigen Sie, dass die CO2-Emissionen und damit auch die Verbrauchswerte, die wir (...) nennen, bis zur Klärung der Geschehnisse unter Vorbehalt stehen."

TÜV Nord streitet Mitschuld ab

Der Prüfkonzern TÜV Nord hat nach eigenen Angaben keine Schuld an den frisierten Verbrauchs- und CO2-Werten Hunderttausender Autos aus dem VW-Konzern. Der TÜV Nord begleitet große Teile der zertifizierten Tests für VW-Modelle. Die Organisation teilte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Hannover mit, man betreue "Typprüfungen ausschließlich gemäß den gesetzlichen Vorschriften".

Wörtlich sagte ein TÜV-Nord-Sprecher: "Wir haben die Meldungen aus dem VW-Konzern selbstverständlich zum Anlass genommen, unsere Prozesse zu untersuchen. Dabei sind auf unserer Seite keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden." Zu vertraglichen Einzelheiten könne sich der TÜV ebenso wenig äußern wie zu internen Vorgängen bei VW.

Brüssel schreibt an Regierungen

Volkswagens Erklärung vom 3. November hat auch die Brüsseler EU-Kommission aufgeschreckt. Die Behörde habe erst durch die Mitteilung von "Unregelmäßigkeiten" erfahren und sei "darüber sehr besorgt", schreiben EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska und EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete in einem Brief an die Umwelt- und Industrieminister der 28 EU-Staaten.

Audi A6: VW bestreitet weiterhin, bei Sechszylinder-Dieseln mit 3,0 Liter Hubraum manipuliert zu haben. Der Verkauf der betroffenen Modelle von Audi, Porsche und VW wurde vorerst gestoppt Audi A6: VW bestreitet weiterhin, bei Sechszylinder-Dieseln mit 3,0 Liter Hubraum manipuliert zu haben. Der Verkauf der betroffenen Modelle von Audi, Porsche und VW wurde vorerst gestoppt Quelle: Audi of America "Wir möchten um die Unterstützung der Mitgliedsstaaten bitten, um herauszufinden, wie und warum dies passieren konnte. Nationale Behörden (...) müssen sicherstellen, dass die rechtlichen Verpflichtungen der (Auto-)Hersteller voll eingehalten werden", heißt es in dem Schreiben vom Donnerstag, das der dpa in Brüssel am Freitag vorlag. Die Regierungen sollen demnach bis Ende des Monats November angeben, wie viele neu gemeldete Autos zwischen 2012 und 2014 auf ihrem Staatsgebiet möglicherweise betroffen sein könnten.

Bezüglich der Stickoxid-Werte, die VW mit "Abschaltautomatiken" getürkt hat, haben neben Deutschland auch Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, die Niederlande, Schweden, Finnland und Polen Untersuchungen eingeleitet oder wollen in Kürze damit beginnen.

Update: VW will mögliche zusätzliche Kfz-Steuern übernehmen

Sollte sich aus der erneuten Messung der CO2-Emissionen von VW-Fahrzeugen höhere Steuersätze ergeben, will VW diese übernehmen. "Der Volkswagen Konzern wird dafür einstehen, dass etwaige Mehrsteuern ausgeglichen werden", schrieb VW-Konzernchef Matthias Müller am Freitag an die 28 Finanzminister der Europäischen Union. Vom CO2-Ausstoß hängt bei Pkw mit Erstzulassung ab 1. Juli 2009 auch die Höhe der Kfz-Steuer ab.

Müller bittet die Finanzminister, die möglichen Steuernachzahlungen dem Konzern direkt in Rechnung zu stellen, auch wenn das womöglich mit organisatorischem Aufwand verbunden wäre. Wörtlich heißt es: "Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie bereit wären, nötigenfalls durch entsprechende rechtliche oder administrative Vorkehrungen sicherzustellen, dass die zuständigen Steuerbehörden nicht unsere Kunden, sondern Volkswagen direkt mit etwaigen Mehrsteuern belasten."

 

Stickoxide: Neues zu 3,0-Liter-Motoren

Aus den USA gibt es derweil neue Erkenntnisse zu den 3,0-Liter-Dieselmotoren, bei denen die Behörde EPA eine unzulässige Software festgestellt haben will. VW bestreitet den Vorwurf. Die gleiche Software stecke auch in europäischen Fahrzeugen von Audi, Porsche und VW, sagte ein VW-Sprecher zur Nachrichtenagentur Reuters.

Es handle sich dabei um sogenannte "Auxiliary Emission Control Devices" (AECD). Der Einsatz dieser Systeme verstoße gegen keine Bestimmungen der EU oder der USA. "Die Software verändert keine Emissionswerte. Sie stellt nach einem Kaltstart sicher, dass die Katalysatoren schnell auf Betriebstemperatur kommen", zitiert Reuters VW. Außerdem stelle die Software die Haltbarkeit von Abgas-Nachbehandlungssystemen sicher.

Mary Nichols von der Luftreinheitsbehörde in Kalifornien hält dagegen. Sie habe die Motoren mehrmals bei Tests relativ niedrige Emissionen produzieren sehen, sagte sie zu Reuters. Einige Sekunden später sei der Schadstoffausstoß stark gestiegen. "Dies ist fast nur mit einer Software zu erklären, die die Operation steuert", zitiert die Agentur die Behördenchefin. Audi und Porsche haben die Verkäufe der betroffenen Modelle bereits eingestellt.

Weitere Infos zum VW-Abgas-Skandal findet Ihr hier.

Quelle: dpa/ANE/bmt

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