Jedes Frühjahr stellen sich Motorradfahrer dieselbe Frage: Wenn schon kein neues Bike, dann wenigstens neue Klamotten oder Zubehör? Wir geben Tipps für die neu Saison.
Von MOTOR-TALK-Autor Ralf Schütze München - Ein Bobber verträgt sich nicht mit einer hautengen Lederkombi mit schrillem Muster. Wer Café-Racer fährt, mag womöglich keine multifunktionale Textiljacke tragen, die auch so aussieht. Anders ausgedrückt: Zum Mopped im Retro-Stil gehört die passende Kleidung. Die Hersteller für Motorradkleidung haben sich auf den Retro-Trend eingestellt. Das Angebot an nostalgischen oder zeitlosen Klamotten dürfte 2017 so groß sein wie noch nie. Ob Custom Bike, Scrambler, Café Racer oder neuerdings auch Bobber und Bagger – für jede klassische Motorrad-Gattung gibt es immer mehr Auswahl an passendem Outfit. DaineseEs gibt noch einen zweiten Trend. Parallel zu Retro ist Hightech auf dem Vormarsch: Dainese führt zum Beispiel neue, sogenannte Standalone-Airbagjacken. Die schützen, ohne dass man dafür Installationen am Motorrad bräuchte. Die D-air-Modelle Misano, Cyclone und Continental sind für verschiedene Einsatzgebiete konzipiert. Sie decken sportliches Fahren, die große Tour oder das City-Biken ab. Quelle: Dainese Dainese hat zugleich die Schutzwirkung der Airbag-Jacken erhöht. Das System überwacht 1.000 Mal pro Sekunde die Lage des Fahrers und welche Beschleunigungskräfte auf ihn wirken. Dadurch erkennt das System, einen Aufprall quasi bevor er passiert und kann sich rechtzeitig bei einem Sturz aktivieren. Das hat seinen Preis: Die Airbag-Jacken starten bei 1.499 Euro. Seit Januar 2017 hat Dainese auch neue Protektoren namens „Pro-Armor“ im Programm. Die Eigenentwicklung orientiert sich beim Design an sogenannten fraktalen Mustern, die in der Natur bei besonders komplexen Strukturen vorkommen. Das soll die Schutzfunktion des kohlenstoffbasierten Elastomers wesentlich erhöhen, aus dem die Protektoren bestehen. Gleichzeitig haben sich Beweglichkeit, Tragekomfort und Atmungsaktivität erhöht und das Gewicht verringert. Die neuen „Pro-Armor“-Protektoren sind zu Preisen von 29.95 (Armprotektor) bis 129,95 Euro (Rückenprotektor) erhältlich. Touratech1.570. Das ist nicht der Hubraum eines neuen Superbikes in Kubikzentimetern, sondern die Seitenzahl des Touratech-Katalogs 2017/2018 - rekordverdächtig. Der Wälzer kostet nichts und lädt zum Schmökern ein. Von „Fahrerausstattung“ über „Navigation“ bis „Bluetooth“ reichen die Kapitel. Außerdem gibt es zu vielen Motorrädern einzelne Modell-Rubriken. Quelle: Touratech Unter den Neuheiten 2017 erscheint eine besonders interessant: Nachrüstbare, beheizte Sitzbänke, die Touratech nach und nach für verschiedene Reise-Enduros anbietet – etwa den deutschen Bestseller BMW R 1200 GS, die Honda Africa Twin oder einige KTM-Modelle. Die Sitzbänke sind leicht, wasserdicht und UV-beständig. Eine auch auf Langstrecken bequeme Polsterung gehört beim schwarzwälder Reise-Spezialisten fast selbstverständlich dazu. Elektronik samt Überhitzungsschutz ist vollintegriert. Zwei Heizstufen lassen sich per Knopfdruck seitlich am Sitz aktivieren. Statt einer Anzeige gibt es eine Vibrationsrückmeldung, so dass der Fahrer den Blick nicht von der Straße abwenden muss. Der Preis für eine Fahrer-Sitzbank beträgt 549 Euro. Außerdem spannend: „Endurcance Click“. So heißen neue, flexible und absolut wasserdichte Seitentaschen für viele Motorradmodelle. Gegenüber festen Koffern haben sie den Vorteil, dass sie relativ leicht und günstig sind. Wer Einfluss auf das Fahrverhalten seines Bikes nehmen will, findet Zubehör-Federbeine bei Touratech. In den Sparten „Urban“ (z.B. Ducati Scrambler) und „Competition“ gibt es jetzt auch Teile für Allround- und Sportbikes. Unter dem neuen Label „Black-T“ ist bald Fahrwerkszubehör etwa für die Triumph Thruxton im Angebot. Die Stereo-Federbeine sind umfassend einstellbar und in verschiedenen Federraten sowie Längen erhältlich. So lässt sich das Motorrad besser auf die eigenen Bedürfnisse einstellen. Pflege-ProdukteQuelle: Puig Putz-Spezialist Sonax will mit „Extreme Protec+Shine“ eine Alternative zum klassischen Wachs bieten. Es handelt sich dabei um eine Lackversiegelung auf Polymerbasis, die lackierte Oberflächen am Motorrad nicht nur gründlich und schonend reinigt sowie Glanz und Farbe auffrischt, sondern die laut Tests (z.B. Auto Bild mit GTÜ) eine Schutzschicht mit Langzeitwirkung hinterlässt. Das soll beim Motorrad etwa die Verschmutzung durch Insekten deutlich verringern und erleichtert entsprechend die nächste Reinigung. Einfach und schnell gelingt die Motorradwäsche mit Universalreinigern. Bei einem großen Vergleichstest der Fachzeitschrift MOTORRAD gewann gerade der Spezialreiniger WD-40 Motorbike. Zu den Kriterien gehörten neben Reinigungswirkung auch Materialverträglichkeit. Für 13,99 Euro pro Liter ist der WD-40 recht günstig. Je nach Gewichtung der unterschiedlichen Kriterien wie Preis oder Anwendung empfiehlt MOTORRAD Alternativen etwa von Polo oder S100. (www.motorradonline.de, Stichwort: „Motorradreiniger“) Notruf fürs MotorradDas weltweit erste eCall-System für Motorradfahrer etabliert sich allmählich: „dguard“ aus dem sächsichen Zittau. Das System hat der erfahrene Zulieferer digades entwickelt, 2015 erhielt es auf der Mailänder EICMA die Auszeichnung „Produkt des Jahres“. Das System soll automatisch einen Unfall melden, was besonders bei Alleinfahrern lebensrettend sein kann. Mit Hilfe aufwändiger Sensorik erkennt dguard einen Sturz und meldet diesen in Sekundenschnelle bei einer Rettungsleitstelle. Dort geht in der jeweiligen Landessprache eine gesprochene Nachricht mit den exakten GPS-Koordinaten des Unfalls ein – über das GSM-Mobilfunknetz und somit praktisch flächendeckend. Steuern lässt sich dguard über eine App, die dem Besitzer auch den Diebstahl des Motorrads und dessen momentane Position melden kann. Dguard ist online für 569 Euro erhältlich (www.dguard.de). Dazu gehören ein Modul, ein Sensor, ein Taster sowie die App. Neu ist inzwischen eine integrierte Tourentagebuch-Funktion, die den Nutzen von dguard bereits im normalen Motorradalltag erhöht, also auch ohne jeglichen Noffall. Polo, Louis und Co.Quelle: Dguard Auf den Homepages oder in den Katalogen der gängigsten Zubehör-Anbieter findet man zum Saisonstart 2017 unzählige Neuheiten. Simple Warnwesten zum Beispiel, aber auch aufwändige Protektorenjacken. Warnwesten setzen sich bei immer mehr Motorradfahrern durch. Das einfache Modell Road ist gerade um ein Drittel günstiger geworden und kostet jetzt 9,99 Euro. Ein höherwertiges Modell von Reusch gibt es bei Polo mit einem Viertel Preisnachlass für 29.99 Euro. Für recht preisgünstige 199,90 Euro erhält man bei Polo die wasser-, winddichte und atmungsaktive „Reise Textiljacke 3.0“ von Pharao mit Level-2-Protektorenausstattung. Zum gleichen Preis gibt es von FLM die neue „Sports Textiljacke 1.1“. Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Textil-Kleidung, setzt sich auch bei anderen Anbietern durch. Die Jacken und Hosen sind erschwinglich, wasserdicht und atmungsaktiv. Sie eignen sich also besonders für lange Touren mit wechselndem Wetter. Fürs Motorrad selbst haben wir ein interessantes Teil bei Louis entdeckt. Kupplungs- oder Bremshebel der US-Marke Puig sind neu im Angebot. Für günstige 69,99 Euro sind sie in CNC-gefräster Aluminium-Ausführung erhältlich. Das wirkt hochwertig. Wertvoll für Maschinen mit oft wechselnden Fahrern: Die Kupplungs- und Bremshebel sind jeweils sechsfach in der Griffweite sowie von 133 bis 153 mm in der Hebellänge verstellbar. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, sich über neues Motorrad-Zubehör zu informieren: Fast alle Anbieter liefern ihre Kataloge, aktuelle Produktmagazine oder Spezial-Kataloge frei Haus. Im Zeitalter von Internet und umweltfreundlichen pdf-Dateien ist das zwar nicht nötig, aber für bevorstehende nasskalte Wochenenden bis zum Sommer: Zum entspannten Schmökern sind die gedruckten Kataloge immer noch am besten geeignet. Mehr zum Thema: Die spannendsten Motorradneuheiten 2017 Die wichtigsten Zubehörhändler im Internet
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