Vor mehr als einem Jahr hat BMW einen Rückruf für den 3er E46 angekündigt - wegen defekter Airbags. Focus-Online-Redakteur Sebastian Viehmann besitzt ein solches Auto, zurückgerufen wurde es aber noch nicht. Ein Gastkommentar.
Von Focus-Online-Redakteur Sebastian Viehmann München - Schon wieder ein Rückruf! Ehrlich gesagt, kann man die Meldungen mittlerweile gar nicht mehr zählen. Nun sind es mal wieder 6,5 Millionen Autos - Rückrufe müssen schon mindestens sechsstellig oder wenigstens besonders kurios sein, damit sie es überhaupt noch in die Schlagzeilen schaffen. Aber wie läuft so ein Rückruf eigentlich ab? Wenn der Defekt sicherheitsrelevant ist, wird man als Halter eines betroffenen Autos vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) oder vom Hersteller angeschrieben. Das KBA sucht die aktuellen Halterdaten der betroffenen Autos heraus - auf Kosten der Autohersteller übrigens. Das Amt begleitet dann die Durchführung des Rückrufs, um sicherzustellen, dass alle noch greifbaren Autos in die Werkstatt kommen. Der Rückruf erfolgt so schnell wie möglich und alles ist gut. Sicherheitsrelevanter Rückruf oder nicht? Beim KBA werde der betreffende Rückruf sehr wohl als sicherheitsrelevant eingestuft, teilte ein Sprecher auf Anfrage von "Focus Online" mit. Heißt: Das betroffene Bauteil wird als "nicht sicheres Produkt" bezeichnet. Allerdings, so der Sprecher, gebe es in Deutschland "eine sehr geringe Eintrittswahrscheinlichkeit" für den Airbag-Fehler. Das Problem könne eher in Regionen mit tropischem Klima auftreten. Rein vorsorglich Das sagt die BMW-Hotline den KundenIn BMW-Foren liest man seitdem diverse Fragen von Fahrzeugnutzern, wann denn "ihr" 3er an der Reihe sei. Offenbar sind noch nicht alle Modelle in die Werkstätten beordert worden. Als nach über einem Jahr noch immer kein Brief vom KBA oder von BMW eintrudelte, wurde auch der Autor dieser Zeilen neugierig - und rief einmal bei der Hotline an. Die findet man nämlich in solchen Fällen immer auf der Webseite des KBA.
Müssen Autobesitzer also selbst dafür sorgen, dass defekte Bauteile getauscht werden? Dem "BMW 3er Club E46" sind ähnliche Fälle bekannt, in denen Fahrzeugbesitzer den Rückruf auf Eigeninitiative durchführen ließen. Zudem habe BMW offenbar Probleme, genügend Ersatzteile zu beschaffen. Warum dauert das so lange?Auch wenn es die Autohersteller ungern zugeben: In solchen Fällen gibt es eine ganz nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung. Das ist ein zynischer Aspekt der Autoindustrie, der im Fall von General Motors und dem Zündschloss-Desaster mächtig nach hinten losging. Mit dem "Switchgate-Skandal" inklusive mehrerer Todesopfer ist das BMW-Problem freilich nicht vergleichbar, da es bislang offenbar keine bekannten Zwischenfälle gab. BMW bemüht sich denn auch, das Ganze auf extrem kleiner Flamme zu kochen. "Uns sind keine Fälle unregelmäßiger Öffnung von Gasgeneratoren bekannt. Die Kunden werden fortlaufend von BMW angeschrieben, bei einem großen Teil der Fahrzeuge sind die Beifahrerairbags mittlerweile getauscht. Die Anschreiben werden kontinuierlich fortgesetzt", so ein Sprecher des Autoherstellers auf Anfrage von "FOCUS Online". Genaue Zahlen rückt der Hersteller nicht heraus. Doch auch wenn es sich um kein akutes Sicherheitsproblem handelt: Warum dauert es so lange, einen im Grundsatz immer noch sicherheitsrelevanten Rückruf durchzuführen? Ein Sprecher des KBA vermutet: Es könne organisatorische Gründe haben, weshalb sich die Aktion so lange hinziehe. "Ein Rückruf in solcher Größenordnung muss natürlich logistisch bewältigt werden können, deshalb werden nicht alle Halter gleichzeitig angeschrieben", so der Sprecher. Zudem müssten auch genügend Teile für den Austausch vorrätig sein. Angesichts der stark ansteigenden Rückruf-Zahlen dürften künftig also immer größere Herausforderungen auf die Autobauer zukommen, solche Mega-Aktionen überhaupt zu bewältigen. Quelle: www.focus.de Quelle: www.focus.de |
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