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Reboard-Kindersitze und i-Size – Teil 2 - Was bringt die neue Kindersitz-Regelung?

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Seit Juli gilt eine neue EU-Richtlinie zur Kinder-Sicherheit im Auto. Wir erklären, was sich mit i-Size ändern soll und was sich in Zukunft noch ändern muss.

Die i-Size-Verordnung soll dafür sorgen, dass Kinder länger rückwärts fahren. Der Sicherheit letzter Schluss ist sie nicht Die i-Size-Verordnung soll dafür sorgen, dass Kinder länger rückwärts fahren. Der Sicherheit letzter Schluss ist sie nicht Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – In unserem ersten Kindersitz-Artikel haben wir erklärt, warum Kinder im Auto besser in einem sogenannten Reboard-Sitz fahren sollten. Leider wissen die wenigsten Eltern in Deutschland von den Risiken der normalen Kindersitze. Warum das so ist und ob die im Juli in Kraft getretene i-Size-Regelung daran etwas ändern kann, lest Ihr in diesem Artikel.

Warum habe ich noch nichts von Reboardern oder i-Size gehört?

Im Grunde sind sich alle einig: Kindersitz-Hersteller, der ADAC, Versicherer und Sicherheitsexperten sagen eindeutig: Kinder fahren auch nach der Babyschale entgegen der Fahrtrichtung deutlich sicherer. Trotzdem sitzen die meisten Kleinkinder in Fahrtrichtung.

Das sind die Gegensätze von R44 und i-Size. Vorerst bleiben aber beide Verordnungen in Kraft Das sind die Gegensätze von R44 und i-Size. Vorerst bleiben aber beide Verordnungen in Kraft Quelle: MOTOR-TALK Der ADAC kennt den Vorteil der Reboarder und weist auf die Vorteile bei einem Frontalunfall hin. Trotzdem finden sich in den Tests des Automobilclubs nur wenige Reboarder. Im letzten Kindersitz-Test waren von 19 getesteten Kindersitzen (Klassen über 9 Kilogramm) nur vier entgegen der Fahrtrichtung montiert.

Das Dilemma: eine Mischung aus geringem Reboarder-Angebot und undurchsichtigen Testmaßstäben verunsichert viele Eltern. Die Sitze sind hierzulande nach wie vor kaum gefragt. Hinzu kommt, dass auch die Verkäufer von Kindersitzen oft viel zu wenig Fachwissen haben.

Michael Neumann, Geschäftsführer von Maxi Cosi Deutschland, gibt eine Einschätzung der Lage: „Bei den Sitzgruppen, die nach der Babyschale folgen, wird der Markt im Moment von vorwärtsgerichteten Systemen dominiert. Ich glaube allerdings, dass sich das mit der Einführung von i-Size und der verstärkten Kommunikation darüber ändern wird.“

Helfen soll die Politik. Die Vorschriften für Kindersitze werden von der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) erarbeitet. Am 14. November 2012 beschloss diese eine neue ECE-Richtlinie (ECE-R 129) zur Prüfung und Klassifizierung von Kindersitzen. Zum 9. Juli 2013 trat sie in Kraft. Berichtet wurde über die sogenannte i-Size-Verordnung bis heute kaum.

Was ändert sich mit der i-Size-Regelung?

Dabei soll die i-Size-Verordnung Eltern helfen, leichter zum sichersten Kindersitz zu finden. Mit der Regelung werden Kindersitze künftig nicht mehr in Gewichtsklassen, sondern nach Größe und Alter des Kindes eingeteilt. Die Festlegung der minimalen und maximalen Größe des Kindes, das in dem Sitz fahren soll, kann dabei von den Herstellern festgelegt werden.

Die wichtigsten Veränderungen bei i-Size Die wichtigsten Veränderungen bei i-Size Quelle: MOTOR-TALK Das soll die Verwirrung um die Gewichtskategorien der bisherigen ECE-R44-Regelung vermeiden. Kleine Kinder werden häufig sehr schnell schwerer. Schneller, als manche Kinder sitzen können, wiegen sie über 9 Kilo. Früher wechselten sie dann von der Babyschale in einen vorwärtsgerichteten Sitz. Dabei ist das keine gute Lösung. Ähnlich kompliziert wird es, wenn Kinder zwar sitzen können und zu groß für die Babyschale sind, aber im Grunde noch zu leicht für den Folgesitz.

Außerdem fordert die Verordnung Seitencrashtests für Kindersitze, wie sie zum Beispiel der ADAC schon länger durchführt. Die wichtigste Bestimmung von i-Size ist aber, dass ein rückwärtsgerichteter Transport von Kindern bis zu 15 Monaten vorgeschrieben wird. Ein Pressesprecher des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung schreibt an MOTOR-TALK: „Bei der Verwendung von Kindersitzen nach der neuen Regelung ist zukünftig eine Beförderung von Kindern bis zu einem Alter von 15 Monaten entgegen der Fahrtrichtung vorgesehen.“

Das ist ein Fortschritt, doch es bleibt noch Raum für Verbesserungen, wie uns Kindersitz-Entwickler Erik Salters erklärt: „Ungefähr ab 15 Monaten sind die Risiken für ein Kind so niedrig, dass es auch vorwärtsgerichtet fahren kann. Diesen Zeitraum noch etwas auszudehnen, wäre allerdings noch besser. In Skandinavien wechseln die meisten Eltern zwischen 2,5 oder 3 Jahren.“

Was sind die Grenzen von i-Size?

Die i-Size-Regelung ersetzt bislang allerdings nicht die übliche ECE-R44-Regelung. Nach ihr sind die Sitze bis heute klassifiziert und sie ist noch per Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben. In einer Übergangszeit sollen zunächst beide Regelungen gelten. Das i-Size-Label betrifft nur Kindersitze, die per Isofix befestigt werden können. Für Sitze ohne Isofix-Befestigung wird es keine neue Regelung geben.

Nur wer einen i-Size-Sitz kauft, muss also sein Kind rückwärts fahren lassen. Das gefährliche Vorwärtsfahren bleibt für Sitze ohne Isofix weiterhin möglich. Wie lange die Übergangsphase dauert, ist nicht festgelegt. Die meisten Autos, die älter als Baujahr 2000 sind, haben noch keine Isofix-Punkte.

Nimmt man i-Size genau, müsste zudem auch das Auto, in dem der Kindersitz installiert wird, i-Size-geprüft sein. Solche Fahrzeuge wird es aber frühestens 2014 geben. Den ersten voraussichtlich Ende 2013 erhältlichen i-Size-Sitzen werden die Hersteller Freigaben für bestimmte Fahrzeuge beilegen.

Reboarder im Kindersitztest des ADAC Reboarder im Kindersitztest des ADAC Quelle: ADAC, MT

Warum sind Reboarder so teuer?

Entwickler Erik Salters erklärt: „Wichtig ist, dass es mit i-Size neue, strengere Regelungen für den Schutz beim Seitenaufprall gibt. Das umzusetzen ist sehr aufwändig und schlägt sich in den Kosten nieder. Außerdem machen i-Size-Sitze Isofix notwendig. Auch hier kostet die Umsetzung. Es werden einfach neue technische Komponenten und mehr Material gebraucht, die den Sitz teurer machen. Das gilt aber mehr für i-Size, als für Reboarder allgemein.“

Die Hersteller müssen die Kosten für Entwicklung, Tests und Zulassungsverfahren erwirtschaften. Ein Sitz, in dem das Kind rückwärts mitfährt, ist häufig erst ab rund 300 Euro zu bekommen. Im diesjährigen ADAC-Kindersitztest ist der Maxi Cosi Milofix mit 299 Euro der günstigste von vier getesteten Reboardern. Zwei der vier getesteten Exemplare (Cybex Sirona, Takata Midi) kosten 450 Euro. Eine Menge Geld für eine junge Familie. Eine sichere und günstige Alternative bleibt der Kiddy Phoenixfix Pro 2 mit Fangtisch für ca. 200 Euro.

Fazit

Die neue i-Size-Regelung ist ein Fortschritt in Richtung Sicherheit – aber nicht der Sicherheit letzter Schluss. Kinder sollten auch mit über 15 Monaten in einem Reboarder fahren und sie sollten das auch dann tun, wenn keine Isofix-Verankerung vorhanden ist. Doch daran ist i-Size gebunden. Solange die Verordnung parallel zur alten R44-Norm läuft, gibt es keine einheitliche Sicherheit.

Eltern, die in ihrem Auto keine Isofix-Vorrichtung haben, wird mit der neuen Regelung nicht geholfen. Neben der schwierigen Suche und dem umständlichen Einbau müssen sie sich auch mit höheren Kosten abfinden, wenn ihr Kind sicher in einem Reboarder fahren soll. Sie müssen die Verantwortung gegenüber ihrem Kind besonders wahrnehmen - auch, wenn der Einbau schwierig und das Geld knapp ist.

Hier geht es zu unserem Artikel über Reboard-Kindersitze.

Avatar von granada2.6
Mercedes
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